schützen wir uns, indem wir medizinische Masken tragen. Dennoch sind wir regelmäßig mit der Gruppe da und unterstützen und ermutigen diese Männer und Frauen. Die Erfahrung im Gefängnis hat viele von den Inhaftierten zum Nachdenken gebracht. Zweifellos sind sie Menschen, die Verbrechen begangen haben. Aber diese Menschen müssen jetzt rehabilitiert werden, um in die Gesellschaft zurückzukehren. Sie verdienen eine neue Chance. Mit der Hilfe Gottes ist alles möglich. Wir hoffen, dass viele von ihnen ihre Taten bereuen, ihre Ziele erreichen und zu ihren Familien zurückkehren werden. Die Verbrechen, die sie begangen haben, sind in der Regel Taschendiebstähle. Meiner Meinung nach ist oft die Zeit, die sie im Gefängnis verbringen müssen, nicht durch das Ausmaß des Diebstahls gerechtfertigt. Eine Person sitzt hier beispielsweise für den Diebstahl eines Mobiltelefons im Wert von 2.000 Bolivianos (etwa 285 Euro) für drei Jahre im Gefängnis. Und dann gibt es da noch den Paragrafen 1008: Er besagt, dass jeder, der auch nur eine kleine Menge Kokain mit sich führt, direkt ins Gefängnis muss. Aufgrund dieses Gesetzes sitzen derzeit viele Menschen in Haft. Meist diejenigen, die nichts mit der DrogenProduktion zu tun haben, sondern »kleine Fische«, die dealen, um sich ein paar Bolivianos zu verdienen. Viele der Inhaftierten sind jung, wir haben aber auch ältere Menschen getroffen, die ihre Strafe absitzen. Diese Gefängnisse zu betreten, bedeutet für mich, in die Leere und den größten Schmerz einzutauchen, den ein Mensch erleben kann. Denn die meisten von ihnen verlieren den Sinn in ihrem Leben. Sie verlieren ihren Glauben und die Hoffnung. Sie fühlen sich allein und verlassen und denken, dass nicht einmal mehr ihre Familien sie lieben. Betroffenheit Angesichts dieser konkreten Not versuchen wir, diese Menschen zu unterstützen: menschlich, geistlich und sozial. Gott sei Dank ist es uns gelungen, eine Gruppe von Freiwilligen aus unserer Gemeinde zu bilden, die in der Gefängnispastoral helfen. Da ist zum Beispiel das Ehepaar Darwin und Mirtha, ebenso José und Erik. Auch Osman und Lidia machen nun mit. Die Sicherheit in den Gefängnissen ist streng, und wir von der Gemeinde »Las Mercedes« müssen jeweils eine Sondergenehmigung beantragen, um unsere Gefängnisarbeit durchführen zu können. Unsere Unterstützung besteht in regelmäßigen Besuchen im Gefängnis, immer montags nachmittags. Wir bieten Katechismusunterricht für die Vorbereitung auf Erstkommunion, Taufe und Firmung. Auch feiern wir Der Autor Ronald Ramiro Armijo Zelada ist Provinzoberer der Kustodie des Heiligen Franz von Assisi in Bolivien. In Montero begleitet er zusätzlich zu seinen Aufgaben als Provinzkustos die Sozial- und Gefängnispastoral in der Pfarrei Nuestra Virgen de Las Mercedes. Übersetzung aus dem Spanischen: Pia Wohlgemuth die Heilige Messe und die Gefangenen können die Beichte ablegen. Wir bringen ihnen auch Mehl, Zucker und Butter zum Backen oder Stoffe und Garn zum Nähen, damit sie sich sinnvoll beschäftigen können. Ich kann ehrlich sagen: Ich schätze sehr, was unsere Gruppe hier tut. Sie haben ja alle bereits ihre eige- nen Sorgen, sie sind Ehemänner oder Ehefrauen, sie haben Kinder, sie arbeiten und haben Verantwortungen. Aber sie sind immer da, um zusammenzuarbeiten, um die Gefängnispastoral zu unterstützen. Das Einzige, was ich als Franziskaner und Priester mit ihnen tue, ist bei ihnen zu sein, sie zu unterstützen und ihre Erfahrungen mit ihnen zu teilen. Es ist sehr schön und interessant, ihnen zuzuhören, weil jeder sagt, was er fühlt und was es für ihn bedeutet, in dieser Mission zu sein. Ich bin sehr angetan, wie Gott es geschafft hat, das Herz eines jeden von ihnen zu berühren. Herr, davon lebt man, und das Leben meines Geistes steht ganz darin; denn du ließest mich wieder stark werden und machtest mich leben. Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, daß sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück. Denn die Hölle lobt dich nicht; so rühmt dich der Tod nicht, und die in die Grube fahren, warten nicht auf deine Wahrheit; sondern allein, die da leben, loben dich, wie ich jetzt tue. Der Vater wird den Kindern deine Wahrheit kundtun. Jesaja 38:16-19 Engagierte Laien (v.l.n.r.): Juan Erik Millan Estrada, Osman Talavera Guaristy, Mirtha Balderrama 25
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