Neben einer Politik, die vor allem die ökonomisch-politischen und sozialen Ursachen bekämpfen muss, sind es einfache, präventive Basismaßnahmen, die diesen Kreislauf durchbrechen können: Dazu gehören Stillberatung, Impfungen, Entwicklungs- und Wachstumsbetreuung der Kleinkinder anhand der monatlichen Gewichtskontrolle sowie Durchfallbekämpfung und Therapie der akut respiratorischen Erkrankungen (Lungenentzündung). Gesundheitshilfe So stand in den Jahren 1982 bis 1985 die Ausbildung von freiwilligen Gesundheitshelfenden (»primary health workers«) im Vordergrund. Ergänzend gab es konkrete Ernährungsunterweisungen und medikamentöse sowie pflanzliche Heilmethoden. In dieser Zeit führten wir eine günstige, hochwertige und vitaminreiche Ernährungsergänzung ein, die einfach der regionalen Küche beigefügt wurde und lokal verfügbar war: Reiskleie und »Multimistura« – ein Pulver aus grünen Maniokblättern, Kürbiskernen, Sesam und Eierschalen. Dazu kamen ein konzentriertes Protein und Vitaminspender. Auch förderten wir den Gebrauch von Wildkräutern und grünem Wildgemüse wie ErdGinseng und Taioba, das sind spinatähnliche Pflanzen. Bei der letzteren kann auch die kartoffelähnliche Knolle verzehrt werden. Mit dieser Ernährung konnten wir hochgradig unterernährte Kinder in sehr kurzer Zeit, innerhalb von drei bis fünf Monaten, wieder aufbauen. In den 1980er und 1990er Jahren war die Kinderpastoral (»Pastoral da Criança«) ein wertvoller Partner im Kampf um eine gesündere Ernährung – und ist es bis heute. Unser Team schulte in diesen Jahren in allen acht Diözesen von Maranhão die entsprechenden Verantwortlichen. Und auch um die Gesundheit der Erwachsenen bemühten wir uns. Beim großen 9. Nationalen Treffen der Basisgemeinden in São Luis (»Nono Interclesial« mit 3.000 Teilnehmenden) im Juli 1997 gab es bei den Zwischenmahlzeiten ausnahmsweise lokale Früchte – und keine Kekse. Vor allem lag uns auch die Verbreitung von Gemüsegärten und der Verzehr von Gemüse am Herzen. So entstand dann, auch auf Grund der stark zunehmenden Landkonflikte, unser Beratungsdienst für Landarbeiterfamilien in ökologisch angepasster Landwirtschaft (»ACESA – Animação Comunitária de Educação em Saúde e Agricultura«). Auch versuchten wir schon damals den enormen Zuckerverbrauch einzudämmen. Verbrauchten wir bei unseren großen »GesundIn den 1980er Jahren litt Nordostbrasilien unter einer extrem hohen Kindersterblichkeit bei Jungen und Mädchen in den ersten fünf Lebensjahren. Diese und die Krankheiten der Armut beruhen auf dem fatalen Teufelskreis von chronischer Unter- und Fehlernährung und Infektionskrankheiten. Zeitenwende in der Ernährung Ärztliche Beobachtungen zwischen 1980 und 2024 in Maranhão TEXT UND FOTOS: Klaus Theodor Finkam ofm 14
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