Franziskaner Mission 3 | 2024

heitstreffen« (400 Personen) noch 90 Kilogramm für vier Tage, waren es dann später nur noch 15 Kilogramm. Regionale Musterhöfe In den regionalen Musterhöfen der ACESA werden Kurse für ökologische Landwirtschaft gehalten. Auch bieten sie Praktikumsplätze für die Schülerinnen und Schüler der Familienlandwirtschaftsschulen an. Die Familienlandwirtschaftsschule Manoel Monteiro bildet Jugendliche in einer vierjährigen Ausbildung im ökologischen Landbau aus. Die Schülerinnen und Schüler leben und arbeiten in einem 14-tägigen Rhythmus in der Schule. Vanderval Spadetti, Leiter der Schule, berichtet: »Wir sorgen uns um die Gesundheit unserer Schüler und investieren deshalb in einen natürlichen, biologischen Anbau ohne Pestizide. Wir verwenden keine Mikrowellen und vermeiden den Gebrauch von raffinierten und konservierten Lebensmitteln, besonders auch den Einsatz von hoch verarbeiteten Fleischwaren. Auf unserer Speisekarte stehen mehr Gemüse aus der Region und Früchte wie Manga, Passionsfrucht, Acerola, Bananen, Cajá, Cashew und andere, die alle biologisch angebaut werden. Mais, Bohnen und Maniok werden in einem integrierten System angebaut, ohne den Einsatz von chemischen Düngemitteln. Unsere Fische, Hühner, Schweine und Schafe werden ohne künstliche Futtermittel großgezogen. Einige Lebensmittel müssen wir zukaufen. Der Zuckerkonsum bleibt eine kulturelle Herausforderung: Die Jugendlichen tun sich schwer, Kaffee und Fruchtsäfte ohne Zucker zu konsumieren. Aber wir arbeiten daran. Doch die Lebensmittelversorgung in unserer Region wird durch Agribusiness beeinflusst und die Lebensmittelindustrie predigt die futuristische Vision von Fast Food als die Lösung für die Lebensmittelsicherheit.« Fettleibigkeit Vor 40 Jahren haben in Brasilien viele Familien im Norden und Nordosten des Landes Hunger und Mangel kennengelernt. 1984 zog unsere kleine Gemeinschaft aufs »platte Land«: von Lago do Junco mit rund 5.000 Einwohnern ins Lehmhaus nach São José da Conquista. Der Reis wurde dort noch im Mörser gedroschen und war so noch recht vollwertig. Herzinfarkt oder Gallensteine waren damals praktisch unbekannt. Heute kommen die Jugendlichen von damals, jetzt im fortgeschrittenen Alter von 55 bis 65 Jahren, zu mir in die Sprechstunde: zu viel Bauchfett, hohe Blutzucker- und Blutfett-Werte und Bluthochdruck. Diese vier Krankheitszeichen werden als metabolisches Syndrom bezeichnet. Jeder dieser Faktoren steigert schon für sich gesehen das Risiko für Gefäßkrankheiten: Schlaganfall und Herzinfarkt. Häufig mündet das metabolische Syndrom – oder das »tödliche Quartett« – in einen manifesten Diabetes Typ 2, mit Nerven- und Organschäden. In Brasilien sind vier von zehn Menschen davon betroffen. Aber das nicht genug: In dem hervorragenden brasilianischen Film Der Autor Klaus Theodor Finkam lebt seit 1980 als Franziskaner in Nordostbrasilien. Er ist Arzt für Sozialmedizin und Naturheilverfahren. Derzeit setzt er sich in Teresina, Piauí, durch bewusstseinsbildende Maßnahmen vor allem im Bereich Prävention ein. »Weit über das Gewicht hinaus« (»Muito além do Peso«, 2012) wird bestens dokumentiert, dass drei von zehn Kindern fettleibig sind. Heute sind es bestimmt sogar vier von zehn. Viele Kinder können regionale Früchte und Gemüse nicht mehr richtig unterscheiden. Was tun? Prophylaxe Eugen Roth (deutscher Humorist, 1895 bis 1976) hat schon früh die fatale Situation beschrieben: »Dass es nicht komme erst zum Knaxe, / erfand der Mensch die Prophylaxe. / Doch lieber beugt der Mensch, der Tor, / sich vor der Krankheit, als ihr vor.« Gegenüber dem Agribusiness und der Lebensmittelindustrie kapituliert die Politik weitgehend. Seit 30 Jahren bieten wir zweimal im Jahr zwölftägige Kurse für »Ganzheitliche Gesundheit und Ernährungsschule« an. Auf dem Programm stehen Fastentage, gesunde, naturbelassene Ernährung mit dem Schwerpunkt Gemüse, Hülsenfrüchte, kleinere Portionen an Reis (Kohlehydrate); wenn gewünscht maximal zwei Mal tierisches Eiweiß pro Woche. Dazu Einüben einer neuen Esskultur: kleine Portionen und genussvolles Kauen. Gymnastik und gruppendynamische Übungen sowie Einüben in der achtsamen Atmung und Meditation. Schon Jesus Sirach 37, 27-31 kannte diese Lebensweisheit: »Prüfe dich in deiner Lebensweise, und prüfe dein Temperament, beobachte, was dir schlecht bekommt, und meide es! Denn nicht alles ist für alle gut, nicht jeder kann jedes wählen. Giere nicht nach jedem Genuss, stürz dich nicht auf alle Leckerbissen! Denn im Übermaß des Essens steckt die Krankheit, der Unmäßige verfällt heftigen Koliken. Schon viele sind durch Unmäßigkeit gestorben, wer sich aber vorsieht, verlängert sein Leben.« Schülerinnen und Schüler der Familienlandwirtschaftsschule Manoel Monteiro 15

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