Franziskaner Mission 3 | 2024

die vorhandene Not auf den Tellern zu reduzieren. Gleichzeitig werden Beratungsmaßnahmen zu gesunder Ernährung, Abfallvermeidung und anderen damit zusammenhängenden Themen durchgeführt. Heilige Mahlzeit Die Arbeit beschränkt sich jedoch nicht darauf, das Recht auf Nahrung zu garantieren. Der Raum, in dem gegessen wird, ist auch der Raum für den Aufbau von Beziehungen und für regelmäßigen Austausch. In den Einrichtungen von SEFRAS sind die Mahlzeiten »heilig«, denn sie sind die Zeit, in der man Essen und Leben miteinander teilt. Einer der Gäste der franziskanischen Suppenküche, einer Einrichtung für Obdachlose in São Paulo, sagte während einer gemeinsamen Aktivität, dass die Suppenküche ein »eucharistischer Raum ist, weil Brot und Leben geteilt werden«. Die Schönheit dieses Satzes drückt das Gefühl derjenigen aus, die ihren Hunger nach Brot gestillt sehen, sich aber auch willkommen und umsorgt fühlen. Fürsorge impliziert eine liebevolle Beziehung der Sorge, nicht nur für materielle Bedürfnisse, sondern für alle Dimensionen eines jeden Menschenlebens. Fürsorge ist mehr als eine Handlung, sie ist eine Haltung. Daher umfasst sie mehr als nur einen die verkauft oder für die Reinigung des Hauses verwendet wird. Die Arbeit der Franziskaner in dieser Region konzentriert sich nicht nur auf die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien. Denn es gibt vor Ort eine weitere Zielgruppe, die franziskanische Unterstützung benötigt. Jeden Tag klopfen hungrige Menschen an die Tür und bitten um Essen. Und diese Realität ist in Duque de Caxias und in anderen Gemeinden allgegenwärtig. Während und nach der CoronaPandemie stand Brasilien erneut auf der Welthungerkarte der Vereinten Nationen. In diesem Welthunger-Index belegt Brasilien im Jahr 2023 Platz 32 von 125 Ländern, für die ausreichend Daten für die Berechnung der WHI-Werte vorliegen. Mit einem Wert von 6,7 fällt Brasilien in die Schweregradkategorie niedrig. Aus diesem Grund haben sich die Franziskaner in den letzten Jahren dafür eingesetzt, dass mehr Menschen in ihren Zentren Zugang zu hochwertigen Lebensmitteln erhalten. Zu diesem Zweck werden täglich rund 3.000 nahrhafte Mahlzeiten verteilt, die auf die einzelnen Zielgruppen zugeschnitten sind: Kinder und Jugendliche, ältere Menschen, Obdachlose, Einwanderer und Flüchtlinge. Jeden Monat erhalten 500 Familien den Grundnahrungsmittelkorb (»Cesta Básica«), um Moment der Aufmerksamkeit. Sie ist eine »Haltung der Beschäftigung, der Sorge, der Verantwortlichkeit und der affektiven Auseinandersetzung mit dem anderen« (Leonardo Boff). Es ist eine Pflege, die stärkt, die Wunden heilt, die Lächeln und Hoffnung wiederherstellt. Es ist eine Pflege, die mobilisiert, die Menschen zusammenbringt und humanisiert und die neue Wege des Lebens und des geschwisterlichen Zusammenlebens aufbauen kann. Deshalb ist der Tisch mit dem gemeinsamen Essen von grundlegender Bedeutung für den Aufbau von Bindungen sowie Zuneigung und von der Sorge um seine Nächsten. Die »Pädagogik des Tisches« lehrt uns, einander als Brüder und Schwestern anzuerkennen, Geschwisterlichkeit im Alltag zu praktizieren und so eine gerechtere und gleichberechtigtere Welt aufzubauen. Die Autorin Rosângela Helena Pezoti hat in Sozialwissenschaften an der Päpstlichen Katholischen Universität in São Paulo, Brasilien, promoviert. Sie koordiniert heute den Bereich »politische Artikulation« beim »Franziskanischen Solidaritätsdienst« (SEFRAS). Übersetzung aus dem Portugiesischen: Márcia Santos Sant’Ana Die Suppenküche von SEFRAS bietet ihren Gästen täglich ein einfaches, aber schmackhaftes Frühstück. Manche Kinder in Duque de Caxias haben noch nie ein Kinderbuch in ihren Händen gehabt. Sozialpädagogische Familienhilfe in einer der Kindereinrichtungen von SEFRAS in Duque de Caxias 21

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