»Sie sind nicht hierhergekommen, um Schulen, Straßen oder Kliniken zu bauen, so wie sie es uns auch versprochen haben. Sie kommen nur hierher, um Bäume zu fällen und wieder zu gehen«, sagt Andrew Thada, anglikanischer Franziskaner auf den Salomonen. Liebevoll nennt man ihn »Bruder Selbstmord«, weil er sich mit den Behörden anlegt und gegen die Holzunternehmen in der Nähe seines Dorfes kämpft und versucht, angerichtete Schäden öffentlich zu machen. Der Zugang zu Nahrungsmitteln ist einer der vielen Aspekte des Lebens, die durch die industrielle Abholzung auf Guadalcanal, der größten Insel der Salomonen, beeinträchtigt werden. Die Menschen dort sind traditionell auf den Wald angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wenn aber Bäume gefällt werden, verschwinden diese natürlichen Nahrungs- und traditionellen Medizinquellen. Wenn Wälder von den Hängen verschwinden, wird die Erde ungehindert ins Meer gespült und zerstört die Fischgründe. Erschwerend kommt hinzu: Die Holzfäller bringen mit ihren Arbeitsgeräten aus dem Ausland Schnecken und Käfer mit, die sich hier ausbreiten und die Ernten vernichten. »Früher konnte man Lebensmittel anpflanzen und sich über ihr Wachsen freuen. Es kamen keine Wildschweine von den Bergen, die sie auffraßen. Früher konnte man auch Fische im Fluss beim Tauchen fangen. Jetzt kann man nichts mehr im Fluss fangen«, sagt Andrew. »Das ist also der Unterschied: Früher konnten wir alles im Wald genießen; jetzt leider nichts mehr!« Da die traditionellen Nahrungsquellen verschwinden, verlassen sich die Menschen zunehmend auf importierte Lebensmittel: Diese sind nicht nur teurer, sondern auch weniger gesund. Die Situation wird noch dringender, da die Salomonen zu den am stärksten vom Klimawandel bedrohten Gebieten der Erde gehören. Sowohl Klimaschocks als auch Dürren, Wirbelstürme, Starkregen und Überschwemmungen, die immer häufiger auftreten, treiben die Ernährungsunsicherheit weiter voran. Schäden und Erosionen, durch die Abholzung verursacht, verschärfen das Problem. Vereinte Kräfte Viele anglikanische Franziskanerbrüder stammen aus den Gemeinden, in denen die Holzfäller tätig sind. Und so dauerte es nicht lange, bis sie von den Kämpfen der dortigen Menschen hörten. »Die Leute berichten freimütig von den negativen Folgen des Holzeinschlags. Selbst aus Dörfern, die ich nie besucht habe, höre ich die gleichen Beschwerden,« sagt Worrick Marako SSF, Provinzial auf den Salomonen. Die Ordensbrüder baten Schwestern der anglikanischen Kirche und Brüder des Dominikanerordens um Unterstützung: So dokumentierten sie gemeinsam die durch Abholzung verursachten Schäden. Mit Hilfe von Franciscans International (FI) legten sie ihre Ergebnisse dem UN-Organ »Universal Periodic Review (UPR)« vor. Dieses UN-Organ lässt Länder abwechselnd die Menschenrechtsbilanz anderer Länder überprüfen. Ferner trafen sich Schwestern und Brüder mit 16 verschiedenen Botschaftern der Inselrepublik Salomonen, während FI bei Diplomaten der Vereinten Nationen in Genf Lobbyarbeit leistete. Abholzung des Tropenwalds Gefahr für Menschen und Natur auf den Salomonen-Inseln TEXT: Cynthia Bringollet | FOTOS: Franciscans International Durch kontinuierliche Abholzung verlieren Menschen, Pflanzen und Tiere ihren kostbaren Lebensraum. 30
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