Wenn uns etwas besonders gut geschmeckt hat, sprechen wir von einem »Gaumenschmaus« und davon, dass es »wunderbar gemundet« habe. Können wir dies auch von der Feier der Eucharistie sagen? Laut der Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils ist die Eucharistie »Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens« (Lumen gentium, 11). Angesichts der immer geringer werdenden Kirchenbesucherinnen und -besucher ist zu bezweifeln, ob die Feier der Danksagung tatsächlich noch als Köstlichkeit und Kostbarkeit empfunden wird. Angesichts dieser Problemanzeige zumindest bei uns in Deutschland lohnt ein Blick auf die äußere Form. Wenn Menschen miteinander feiern, dann gehört in der Regel ein gutes Essen dazu. Man steht beieinander, setzt sich zusammen, erzählt und klönt und genießt, was an Speisen bereitet wurde. Dies auch zu traurigen Anlässen wie beim Tod eines Menschen. Beim »Tröster«, wie es im Süddeutschen heißt, ist Gelegenheit, sich noch einmal über die Erlebnisse auszutauschen, die man mit dem verstorbenen Menschen verbindet, und sich so gegenseitig zu ermutigen. Das Mahl ist geprägt von Erinnerung, Dankbarkeit und Bestärkung. Es verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Liturgischer Hochgenuss? Die Feier der Eucharistie TEXT: Stefan Federbusch ofm | FOTO: Franziskanerkustodie Campo Grande Eucharistie als Lebens-Quelle Eine ähnliche Funktion als spirituelles Lebens-Mittel hat die Eucharistie. Das neue Geistliche Lied »Nimm, o Gott, die Gaben, die wir bringen« (Gotteslob 188) bringt es treffend auf den Punkt: »Jesus hat sich für uns hingegeben, / durch die Zeit bewahrt in Brot und Wein. / Nimm als Lob und Dank auch unser Leben, / schließ uns in die Hingabe deines Sohnes ein.« Es geht um die Erinnerung an das Leben Jesu, um sein Eintreten für das Reich Gottes, um sein Leiden, sein Sterben, seinen Tod am Kreuz und um seine Auferweckung und Erhöhung (Vergangenheit). Es geht um die Vergegenwärtigung seiner Pro-Existenz für andere im Hier und Heute in Mit großer Hingabe feiern franziskanische Jugendliche vom »Movimento Paz e Bem« im brasilianischen Mato Grosso do Sul das Abendmahl in der Passion Christi. den Gaben von Brot und Wein, die zu seinem Leib und Blut werden (Gegenwart). Es geht um sein Wiederkommen in Herrlichkeit (Zukunft). Das rituell-symbolische Handlungsgeschehen zielt auf eine Veränderung der Mitfeiernden ab: »Nimm uns an, sei du in unsrer Mitte, / wandle unser Herz wie Brot und Wein.« Das Geschehen ist somit alles andere als harmlos. Im Gegenteil: Es ist existenziell herausfordernd, denn es nimmt mich hinein in die Hingabe Jesu an den Vater, in das Geheimnis von Tod und Auferstehung und fordert mich auf, es nicht bei bloßer Erinnerung zu belassen, sondern das Reich Gottes, Gottes neue Welt in Nächstenliebe zu gestalten. 6
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