Franziskaner Mission 3 | 2024

Sehr wahrscheinlich hat im Herbst 2024 eine Sternstunde für den Erhalt der Sammlung im »Forum der Völker« geschlagen. Denn am Dienstag, den 24. September ist die Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe (LWL) der Empfehlung des Kulturausschusses gefolgt und hat beschlossen: »Der LWL übernimmt zum 31. März 2025 die missionsgeschichtliche Sammlung des Forums der Völker in Werl zum symbolischen Preis von 1 Euro von der Deutschen Franziskanerprovinz von der Heiligen Elisabeth KdöR mit Sitz in München nach Maßgabe dieser Vorlage. Damit gehen alle Rechte und Pflichten an der Sammlung an den LWL über.« Unter einem guten Stern! Lösung für das 2019 geschlossene »Forum der Völker« Hier folgen einige Hintergrundinformationen, um die Tragweite dieses Beschlusses zu verstehen: Die erwähnte Sammlung hat ihre Wurzeln im Dorstener Franziskanerkloster, der erste schriftliche Beleg ihrer Existenz stammt aus dem Jahr 1915. Zu diesem Zeitpunkt war aber bereits eine solche Menge an Exponaten aus der Mission angesammelt, dass sie nicht mehr in vier Schränke im Eingangsbereich der dortigen Ordensniederlassung passten und man in der ehemaligen Klosterbrauerei Raum umwidmete. Der Impuls zur Sammlungsbildung war durch den Neuaufbruch der damaligen Sächsischen Franziskanerprovinz in die Chinamission im Jahr 1904 und durch das franziskanische Jubiläumsjahr 1909 gekommen. Eine der Dorstener Hauptattraktionen wurde ab den 1920er Jahren die chinesische Münzsammlung. Alle Exponate verblieben bis 1963 am Niederrhein und kamen dann im westfälischen Werl in einem Neubau unter. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Schulmissions-Sammlung aus dem Provinzkolleg der Ordensprovinz nach Westfalen gebracht. Das prominenteste Stück darunter war sicherlich eine ägyptische Mumie. Schnelles Wachstum Das Konzept im neuen Haus sah eine Kombination aus Missionsverwaltung und Missionsmuseum im Sinne einer Schatzkammer der Kulturen, aber auch eines Gedächtnisortes an die im Jahr 1953 verlorene Chinamission vor. Dort war es zwar gelungen, Ortskirchen zu etablieren, gleichwohl waren alle ausländischen Missionare nach der Gründung der kommunistischen Volksrepublik ausgewiesen worden. Mit der Neuausrichtung der AusstelTEXT: Dr. Damian Bieger ofm | FOTOS: Forum der Völker lung hatte man sich mittlerweile gelöst von einer Darstellungsweise, die vor allem die »Verirrung der Heiden« und die Notwendigkeit der Mission demons- trieren sollte. Die ersten 20 Werler Jahre waren geprägt durch die Missionsprokuratoren Januarius Grewe ofm und Heinrich Gockel ofm. Um die Führungen in der Sammlung kümmerte sich aber vor allem Franziskanerbruder Marianus Dornieden ofm. Mit der Übernahme des Amtes des Missionsprokurators durch Reinhard Kellerhoff ofm im Jahr 1983 setzte eine starke Professionalisierung im Umgang mit der Sammlung ein. Einerseits wurde die Schau unter Begleitung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe erstmalig unter museumsdidaktischen Gesichtspunkten gezeigt. Andererseits setzte eine rege Ergänzungstätigkeit durch Reinhard Kellerhoff ofm ein. Als er die Samm12

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