Deutscher Besuch im Mädcheninternat in Sucre Dabei bekomme ich oft folgende Argumente zu hören: Die Spenden kämen nicht bei den Betroffenen an. Funktionäre und Verwaltung erhielten den Großteil des Geldes und würden sich bereichern. Wenn Bedürftige unterstützt werden, würden sie nicht mehr arbeiten wollen. Sollen doch reiche Menschen spenden. Bitt- und Bettelbriefe vor allem an Weihnachten würden nur nerven … Diese Zweifel sind zum Teil verständlich, doch sie sollten nicht dazu führen, dass wir uns von der wichtigen Aufgabe des Helfens abhalten lassen. Vor einigen Jahren hatten wir eine größere Summe zur Verfügung, die wir zum Beispiel für einen Urlaub hätten ausgeben oder spenden können. Als aufmerksame Leser dieser Zeitschrift kam meinem Mann und mir der Gedanke, dass wir mit dem Geld auch ein gezieltes Projekt in Bolivien unterstützen könnten. Die prekäre Situation der Bevölkerung kannten wir schon durch einen Rucksackurlaub vor vielen Jahren. Also telefonierte ich mit der Franziskaner Mission in München. Und dies war eine Sternstunde für uns. Uns wurden gezielte Verwendungszwecke für unser Geld vorgeschlagen und ausführlich erklärt. Wir entschieden uns, in einer Schule für behinderte Kinder in Santa Cruz den Bau eines Diagnosezentrums zu unterstützen. Regelmäßig erhielten wir Bilder und Berichte vom Baufortschritt und der Eröffnung. Wir waren glücklich, einen Beitrag zur Förderung vernachlässigter Kinder zu leisten und unterstützten noch weitere Projekte. Begegnungen vor Ort 2020 entschlossen wir uns, unseren Urlaub in Bolivien zu verbringen und »unsere« Projekte vor Ort zu besuchen. Doch leider machte Corona unser Vorhaben zunichte. Pia Wohlgemuth von der Franziskaner Mission München hielt uns auch während der Pandemie über die schwierige Situation in Bolivien auf dem Laufenden. Im Mai 2024 flogen wir dann nach Bolivien. Das Land ist immer noch voller Kontraste und geprägt von einer atemberaubenden Natur sowie von einer Bevölkerung, die mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert ist. Bolivien erstreckt sich von den schneebedeckten Gipfeln der Anden bis hin zu den Regenwäldern des Amazonas. Trotz dieser Schönheit kämpft ein großer Teil vor allem der ländlichen Bevölkerung mit Armut. Die Menschen haben oft keinen Zugang zu grundlegenden Angeboten wie Gesundheitsversorgung oder Bildung. Wir sahen Kinder, die Schuhe putzen, in den Straßen Süßigkeiten verkaufen oder in den Minen unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften mussten, damit ihre Familie zu essen hat. Ich hatte unseren Reiseablauf so geplant, dass uns vier Tage zum Besuch eines Internates für Mädchen in Sucre und der Schule für behinderte Kinder in Santa Cruz zur Verfügung standen. Im Vorfeld hatte ich bereits Kontakt Unsere Familie spendet seit vielen Jahren für die Franziskaner Mission München. Von Arbeitskollegen und Freunden werde ich in Diskussionen immer wieder darauf angesprochen, warum man überhaupt für karitative oder religiöse Institutionen spenden sollte. Die Spenden kommen an Eine deutsche Familie hat nachgeforscht TEXT: Helga Lausterer | FOTOS: Armin und Helga Lausterer 14
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