Franziskaner Mission 3 | 2024

29 Franziskaner aus 14 Nationen brechen im Frühjahr 1983 nach Ostafrika auf und gründen kleine, internationale Gemeinschaften, sogenannte Fraternitäten, in Kenia, Malawi, Ruanda, Tansania und Uganda. Mit pastoraler und sozialer Arbeit wollen sie nah bei den Menschen sein und – wo möglich und nötig – in Notsituationen helfen. Sieben Franziskaner – Gualberto Gismondi (Italien), Finian Riley, Conrad Schomske (USA), Daniel Hannaford (Neuseeland), Francisco Oliveira (Brasilien), Hermann Borg und ich selbst (Deutschland) – kommen am 19. April 1983 in Nairobi an. Ein ehemaliges Familienhaus englischer Siedler, in der Donyo Sabuk Avenue, wird unser neues Zuhause. Etliche Wochen halten wir unsere Gebetszeiten und Eucharistiefeiern im Wohnzimmer, bis die offene Hofgarage zur Kapelle umgestaltet ist. Daraufhin notiert Pater Conrad in die Hauschronik: »Für einen, der im Stall geboren wurde, ist eine Garage ein Fortschritt!« Altar und Hocker sind schnell aus Holz gezimmert, aber die Fertigstellung des Tabernakels aus einem schweren Baumstamm erfordert viel Geduld. Nach etlichen Monaten schafft es der örtliche Holzschnitzer, und der massive Tabernakel mit afrikanischer Rundhütte und Abendmahlszene findet seinen festen Platz in unserer Kapelle. Kardinal Maurice Michael Otunga (1923–2003) ist glücklich. Denn als er 1982 von unserem Kommen hörte, schrieb er erwartungsvoll nach Rom: »Ich freue mich über einen weiteren Tabernakel des Herrn vom Orden der Minderen Brüder in Nairobi.« Am Hoftor lädt ein Schild unsere Besucherinnen und Besucher mit dem Kisuaheli-Gruß »Amani« ein. Amani (»Frieden«) wollen wir den Menschen bringen. Aufgeschlossene Jugend Dazu ergeben sich bald Gelegenheiten mit der Jugendseelsorge in umliegenden Gymnasien und mit einem Universitäts-Campus. RegelmäSternstunden am Äquator Beginn des Afrikaprojekts in Kenia TEXT: Heinrich Gockel ofm | FOTOS: Franziskaner Mission ßig besuchen wir die YCS-Gruppen (Young-Christian-Students, junge christliche Studierende) und feiern in Internatsschulen die Sonntagsgottesdienste. An Samstagen laden wir zu Besinnungstagen ein, bei denen Eltern oder Lehrende gerne mitwirken. Tom Mboya – damaliger Schüler, heute Finanzplaner in den USA – erinnert sich in einer E-Mail: »Wir waren in einer Lebensphase, in der wir uns selbst kennen und entdecken lernten. Wir wurden auf die Beziehungen zwischen Jungen und Mädchen aufmerksam gemacht, nahmen an Aktivitäten teil, erhielten von Franziskanern Wegweisung für unseren Glauben und besprachen spirituelle Themen. Ich habe mich auf die Treffen gefreut wegen der angebotenen Beichtgespräche, der Eucharistiefeiern und der Begegnung mit anderen Schülerinnen und Schülern.« Seine Eltern hatten bei seiner Taufe bewusst den Namen Mboya hinzugefügt, da Tom Mboya – von seinem Stamm der LUO – am 5. Juli 1969 in Nairobi ermordet worden war. Zu einem besonderen Einkehrtag im Wildpark lädt die YCS-Gruppe vom Upper-Kabete-Campus ein. Im Universitätsbus – mit 50 Studentinnen und Studenten – geht‘s zum Nationalpark »Hells Gate« (»Höllentor« – zu der Zeit frei zugänglich). Im Park passieren wir friedlich grasende Zebras und Gazellen, und nach einigen Kilometern finden wir unter Schatten spendenden Schirmakazien einen geeigneten Platz. Das Jesuswort »Ihr seid das Licht der Welt« (Mt 5,14) wird beim Bibel-Teilen in Kleingruppen vertieft. Es gibt Zeit für persönliche Besinnung und zum Empfang des Sakraments der Versöhnung. Zur Eucharistiefeier versammeln 20

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