Franziskaner Mission 3 | 2024

wir uns um einen Felsbrocken, der als Altar dient. Ein Picknick mit Brötchen, Bananen und Erfrischungsgetränken beschließt den »Open-Air-Einkehrtag« in der Stille des Wildparks und bleibt allen in lebendiger Erinnerung. Erstes Weihnachten Das erste Weihnachtsfest in unserem Afrikaprojekt ist bescheiden, aber besinnlich. Nicht zu vergleichen mit einer deutschen Weihnacht unterm Weihnachtsbaum mit Geschenken. Francisco Oliveira hat unser Wohnzimmer dekoriert: Die Holztrage im Kamin gestaltet er um in eine Krippe; Holzwolle hat er in einem Kaufhaus schnell gefunden, aber ein Christkind ist nicht aufzutreiben. So platziert er an die Stelle des Christkinds die Postkarte mit dem weinenden Franziskus von Greccio, dazu die Worte: »Jesus is not here – He is in your heart!« (»Jesus ist nicht hier – Er ist in Deinem Herzen!)« Wir bewundern seine Kreativität und sind zufrieden mit unserem ersten Weihnachtsfest nahe am Äquator. Weiterbildungsprogramm Im Heimaturlaub 1987 lerne ich den »Grundkurs zum franziskanisch-missionarischen Charisma« kennen (siehe »Grundkurs zum Missionscharisma CCFMC – Franziskanisch«). Darin wird die franziskanische Missionsmethode, gestützt auf das Engagement von Franziskus und Klara in der Welt, in 25 Lektionen vorgestellt. Der Kurs versteht sich als ein Instrument franziskanischer Bewusstseinsbildung und richtet sich an alle Zweige der franziskanischen Familie. Alle Lektionen verwenden die Methode »Sehen – Urteilen – Handeln« und zielen auf lokale Zusammenarbeit im pastoralen, schulischen und gesundheitlichen Bereich. Mit dem englischen »Comprehensive Course on the Franciscan Mission Charism (CCFMC)« kehre ich nach Nairobi zurück. Nach Vorstellung einiger Lektionen an Besinnungstagen für Brüder und Schwestern in Nairobi, beginnt für mich die Arbeit mit diesem Kurs zunächst in der Hauptstadt, später in Seminaren auf Landesebene und gemeinsam mit der Franziskanerin Schwester Maria Aoko auch in Tansania, Uganda, Malawi, Sambia, Südafrika, Namibia, Äthiopien und Kamerun. In Kenia entsteht auf Grund des CCFMC-Studiums bald die FFAKenia (Franciscan Family Association of Kenya, die franziskanische Familienvereinigung Kenias) und in NairobiLangata das Portiunkula-Zentrum mit Büros und Gästezimmern. Jedes Jahr im September feiert hier die Franziskanische Familie ihre Identität als Söhne und Töchter des heiligen Franziskus und als Geschenk füreinander. Trauer, Hoffnung, Dank Trotz trauriger Erinnerungen – es gab den Sterbefall von Pater Conrad nach schwerer Malaria-Infektion in Nairobi (1986) und die gewaltsamen Tode von Franziskaner Kevin Lawler in Uganda (1986) und Pater Vjeko Ćurić in Ruanda (1998) – schaue ich dankbar auf diese frühen Sternstunden des Afrikaprojekts zurück. Besonders froh macht mich die Entwicklung unseres Projekts, von der Hermann Borg aus Nairobi kürzlich in einer E-Mail berichtet: »Zurzeit gibt es 60 Brüder in der Ausbildung (je 30 Studenten der Philosophie in Lusaka und der Theologie in Nairobi), ferner zwölf Novizen und 34 Postulanten.« Die zahlreichen Berufungen ermöglichen in den letzten Jahren die Öffnung weiterer 14 Fraternitäten in sieben Ländern, nachdem Burundi und Sambia mit vier Niederlassungen hinzugekommen sind. Die jungen Brüder lassen auf eine solide Weiterentwicklung der Franziskanerprovinz in Ostafrika hoffen. Dankbar bin ich für die Begegnungen mit Brüdern und Schwestern aus anderen Nationen mit ihren Idealen und ihrer Kooperationsbereitschaft und für die Begegnungen mit vielen Menschen, die mir ihr Leben unter schwierigen Bedingungen vor Augen führten. Trotz oft äußerster Armut zeigten sie Zufriedenheit, Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Während dieser Zeit wurde ich reich beschenkt durch ihre Freude, ihren Glauben und ihr Gottvertrauen. Der Autor Heinrich Gockel war von 1983 bis 2004 am Aufbau des Afrikaprojekts beteiligt und ist jetzt Mitarbeiter in der Franziskaner Mission Dortmund. Der Tabernakel, aus Nussbaumholz geschnitzt mit traditioneller Rundhütte und Abendmahl, lädt in der Kapelle des Provinzialats zur stillen Anbetung ein. Zwei neu getaufte Schülerinnen (Mitte) der Mary Leakey Girls Secondary School, Nairobi, mit ihren Patinnen (l. u. r.), Heinrich Gockel ofm und Pascal Gallagher ofm (1986) 1986: Kaffeepause beim Einkehrtag im Franziskanerkloster Nairobi mit den Franziskanern Giles Barreda, Heinrich Gockel, Andre McGrath und Schüler Tom Mboya (hintere Reihe v.l.n.r.) Nach dem Sonntagsgottesdienst in der Lower Kabete Rehabilitation School, Nairobi, stellt sich die Gemeinschaft mit ihren Erziehern dem Fotografen (1986). 21

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