Der Autor Cascarino Valentine Eboh lehrt Franziskanische Spiritualität und Sprachen an der Saint-Bonaventure-Universität in Lusaka, Sambia. Später studierte ich Journalismus an den Universitäten Witwatersrand in Johannesburg und Rhodes in Grahamstown und vertiefte das Studium der Medienwissenschaften am International Centre for Journalists in Washington, USA. Danach arbeitete ich als Zeitungs- und Radiojournalist in Johannesburg für folgende Zeitungen: Sunday Times, Mail & Guardian, Saturday Star, Homeless Talk und City Press. Während meiner Arbeit für den katholischen Radiosender Veritas entschied ich mich schließlich, Franziskaner zu werden. Mein Gemeindepfarrer Pater Peter Holiday, der spätere Bischof von Kroonstad bei Johannesburg, schrieb den Empfehlungsbrief an den Franziskanerorden. Ich war 29 Jahre alt. In der Zwischenzeit war Francis, der mich nach Südafrika mitgenommen hatte, von Kriminellen erschossen worden. Während dieser Zeit beendete ich auch eine zweijährige Romanze mit meiner polnischen Freundin Kasia. Denn eine stärkere Liebe hatte immer an die Tür meines Herzens geklopft: die Liebe zum Orden des Franziskus von Assisi. Kontakte nach Europa Im Januar 2006 begann ich in Südafrika das Noviziat im Franziskanerorden, nachdem ich über das außergewöhnliche Leben von John Bradburne (1921– 1979) gelesen hatte. Er war Mitglied des Franziskanischen Dritten Ordens und starb 1979 in Simbabwe als Märtyrer. Was mich an ihm beeindruckte, war sein Kampf mit der Frage: »Wie soll man in dieser vergänglichen Welt leben?« Sein Leben ließ mich an mein frühes Weihnachtserlebnis erinnern, und so beschloss auch ich, wie er und der heilige Franziskus und viele andere Heilige, alles aufzugeben, um mich als Franziskaner ganz Gott zu widmen. Nach dem Noviziat studierte ich in Pretoria in Südafrika Philosophie und Theologie und wurde im Dezember 2015 zum Priester geweiht. Einige Monate später ging ich zum Studium nach Rom an die Franziskaner-Universität Antonianum und promovierte in spiritueller Theologie. Während meiner Zeit in Italien erlebte ich die Glaubenskrisen in Europa aus erster Hand und beteiligte mich an den wütenden theologischen, philosophischen und sozioanthropologischen Fragen, die unsere heutige Gesellschaft erschüttern. Ich bin überzeugt, die Glaubenskrisen in Europa und in der Welt, die Abkehr von traditionellen Werten und die darauffolgende Formulierung neuer Moralkodexe sind darauf zurückzuführen. Ich war mir sicher, dass manche derjenigen, die Einfluss auf die Gesellschaft nehmen können, die falschen Fragen über das Leben gestellt haben. Wichtige Fragen Im Mittelpunkt dieser Debatten stehen zwei Fragen: »Was kann in dieser Welt, in der alles ein Ende hat, unseren tiefsten Wunsch nach ewigem Frieden und Glück stillen, jetzt, da uns die materiellen Dinge im Stich gelassen haben?« Und: »Hat der Mensch ein absolutes Recht, ohne einer höheren Autorität Rechenschaft schuldig zu sein?« Einer meiner Professoren in Rom, JohannesBaptist Freyer ofm, würde sagen: »Der Mensch ist Gott gegenüber verantwortlich.« Und ich denke, er hat absolut Recht. Man kann diesen Debatten nicht folgen, ohne europäische Sprachen zu lernen. Dies war einer der Gründe, warum ich in Wien drei Monate lang Deutsch gelernt habe. Abgesehen von Island, Norwegen, Russland, der Ukraine und ein oder zwei anderen Ländern, war ich in Europa fast überall, habe neue Menschen kennengelernt und Diskussionen über Gott, die Kirche und die Zukunft der Menschheit geführt. In diesen Gesprächen versuchte ich, meine Gegenüber davon zu überzeugen, immer die richtigen Fragen zu stellen, indem ich ihre Sicht auf die Realität erweiterte – insbesondere auf Gott. So ein Gespräch führte ich auch mit acht deutschen Schülerinnen und ihrer Lehrerin, die ich kürzlich in Dortmund in der Franziskaner Mission traf. Zurzeit halte ich Vorlesungen zu Franziskanischer Spiritualität und Sprachen vor etwa 200 jungen Franziskanern und Studenten anderer Orden an der Saint-Bonaventura-Universität in Lusaka, Sambia. Im April 2024 ist mein neues Buch erschienen mit dem Titel: »Franciscan Spirituality – Revised Edition – Formation, Studies, Retreats, Recollections.« Meine Studenten frage ich öfters nach ihren Gründen, warum sie Franziskaner geworden sind. Keiner von ihnen hat je ein mysteriöses Weihnachtsfest erlebt, wie ich als Neunjähriger, obwohl sich alle einig sind, dass diese Welt vergeht. Was uns als Brüder zusammengeführt hat, waren unsere persönlichen Reaktionen auf die brutalen Realitäten in unseren jeweiligen afrikanischen Heimatländern. Cascarino Valetine Eboh ofm signiert Exemplare seines neuen Buches während einer Buchvorstellung in Lusaka, Sambia. Cascarino Valentine Eboh ofm während einer Vorlesung an der Ordensuniversität in Lusaka, Sambia 22 | 23
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