Franziskaner Mission 3 | 2024

Ein funkelnder Stern am Himmel: Viele sahen ihn, aber nur wenige verstanden seine Botschaft. Die ihn verstanden, spürten: Jetzt heißt es, aufbrechen aus unserem täglichen Einerlei. Jetzt heißt es, Vertrautes hinter sich lassen und mutig auf Neues zugehen. Der Stern war die Einladung: »Brich auf! Wohin ich deine Schritte lenke: Folge mir!« Und tatsächlich, drei Männer sahen den Stern, verspürten seine Einladung, brachen auf und folgten ihm: eine Sternstunde der Menschheit. Sie waren drei. Einer allein hätte das kaum gewagt: »Ich bin doch nicht verrückt! Ich laufe doch keinem Hirngespinst hinterher. Ich mache mich doch nicht lächerlich!« Solche Sätze treiben bis auf den heutigen Tag so manchen um, der die Verlockung spürt, sich auf den Stern von Bethlehem einzulassen. »Ich bin doch nicht verrückt!« Manche haben sich damit auseinandergesetzt, bevor sie den ersten Schritt tun wollten – aber doch lieber im vertrauten Daheim blieben. Andere, die den ersten Schritt gewagt haben, wurden vor dem zweiten Schritt von Zweifeln befallen: »Auf was habe ich mich bloß eingelassen!« Wenn du in dieser Auseinandersetzung allein bist, ist das schwer auszuhalten! Wie gut, dass sie zu dritt waren, die Weisen aus dem Morgenland: Nennen wir sie nach alter Tradition Caspar, Melchior und Balthasar. Wie gut, dass sie zu dritt waren. So konnten sie sich gegenseitig vergewissern und sich Mut machen, wenn die Zweifel zu nagen begannen: »Bin ich auf dem richtigen Weg? Bin ich noch ganz gescheit?« Der Weg des Glaubens ist nun einmal kein Weg, auf dem ich den ersten Schritt tue und alles ist klar. Er kennt auch das Grübeln und den Zweifel: einem Stern hinterherlaufen? Einem Stern, der zu einem Kind führt, das in einem Viehstall im notdürftig gereinigten Futtertrog liegt? Und dieses Kind soll sogar ein König sein? So etwas Verrücktes kann doch nur ein Verrückter tun! Von wegen »Sternstunde«: »Wahnsinnsstunde«! Einfach verrückt! Wie gut, dass sie damals zu dritt waren! Wie gut, wenn ich heute mit meinem verrückten Glauben nicht allein bin, wenn es an meiner Seite noch ein paar weitere »Verrückte« gibt, mit denen ich mich vergewissern und ermutigen kann. Allein wäre ich auf verlorenem Posten. TEXT: Heribert Arens ofm | ILLUSTRATION: Dmitry Rukhlenko / stockadobe.com Menschwerdung Sternstunde Weihnachten Gemeinsam glauben Darauf kommt es an, wenn das Entdecken des Sterns zur Sternstunde werden soll! »Wir brauchen die anderen«, sagt ein Gebet. Glaube braucht Gemeinschaft. Allein hältst du das nicht durch. Glaubende Menschen brauchen Mit-Glaubende: auf dem Weg zur Krippe, auf dem Weg zum Taufbecken, auf dem Weg zum Gottesdienst, auf dem Weg durch die Karwoche zum Fest der Auferstehung, auf dem Weg zum Nächsten. 6

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