Franziskaner Mission 3 | 2024

Menschsein. Die Worte des bekannten Gebetes im Geist des Franz von Assisi beschreiben einige Akzente dieses Weges: Das sind Leitworte, für die es sich zu leben lohnt! Denn wo immer der eine oder andere dieser Gedanken Wirklichkeit wird, kommt etwas Licht in die Welt, weil ein Stern aufgeht. »Sterne vertreiben keine Dunkelheit, aber sie geben Orientierung im Dunkeln«, sagt ein Sprichwort. Das gilt für Sterne wie für Sternstunden: Hell wird es dadurch nicht in der Welt. Sie leuchten die Welt nicht aus, aber sie zeigen, wo es lang geht. Sie sind Wegweiser. Auch die Sternstunde von Bethlehem macht die Welt nicht hell. Aber sie zeigt die Richtung an für den Weg. Der funkelnde Stern weist auf das Kind, in dem Gott ein menschliches Gesicht bekommen hat. Dieser menschenfreundliche Gott bleibt sich und uns in guten und in schweren Tagen treu. Darum ist die Geburt des Kindes im Stall von Bethlehem eine Sternstunde, ein Lichtblick für die Menschheit, auch heute. Allein schaffst du das nicht. Glauben kannst du nur in der Gemeinde, wo andere vor, hinter und neben dir unterwegs sind. Zu diesen Mit-Glaubenden zählen nicht nur die, die heute mit uns unterwegs sind. Dazu zählen auch die, die lange vor mir dem Stern gefolgt sind und sich auf den verrückten Glaubensweg gemacht haben: Auf ihren Schultern stehe und glaube ich! Soll der Stern zur Sternstunde werden, braucht es die Gemeinschaft derer, die dem Stern folgen. Anders gesagt: Es braucht ein paar Verrückte an meiner Seite. Mir stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage: Was ist denn eigentlich »verrückt« und was ist »normal«? Ist die Welt derer, die mit beiden Beinen auf der Erde stehen, normal? Bei ihnen ist kein Platz für Verrückte, die ihr Heil bei den Sternen suchen. Ist unsere Weltwirklichkeit mit all ihrer Gewohnheit, ihren Spielregeln und Selbstverständlichkeiten normal? Oder ist unsere sogenannte Wirklichkeit ver-rückt und der Glaube rückt die Dinge wieder an die Stelle zurück, wohin der Schöpfer sie gestellt hat? Was ist normal, was ist ver-rückt? Mehr als einmal in der Geschichte haben die als »Spinner« Verlachten Zukunft und Hoffnung erschlossen, während die vermeintlich »Normalen« den Karren der Welt vor die Wand gefahren haben. Darum ist es eine Sternstunde der Menschheit, in der die drei Männer aus dem Orient den Stern aufgehen sehen und ihm gegen jede Vernunft folgen. Dieser Stern führte sie dorthin, wo die Menschheit eine Sternstunde erlebte, wie es keine zweite gab und gibt. Sterne als Wegweiser Darum zurück zur Sternstunde in Bethlehem: Was da in Bethlehem das Licht der Welt erblickte, war nicht nur das Kind, dem man den Namen Jesus gab. Was in diesem Kind zur Welt kam, war ein Weg zu gelingendem Der Autor Heribert Arens lebt heute im Franziskanerkloster Dorsten. Viele Jahre war er mitverantwortlich für die Predigtausbildung junger Franziskaner und Seminaristen. Er wirkte bei den deutschen Franziskanern unter anderem als Guardian, Provinzial, Novizenmeister und Wallfahrtsleiter. Herr, mach mich zu einem Werkzeug des Friedens: dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt; dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist; dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht; dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält; dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert; dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt. 7

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