Basilika Vierzehnheiligen | Nr. 50 / 26. Jhrg. 2019/1

4 Hat Jesus gelacht? Nirgendwo in den Evangelien steht etwas von einem lachenden Jesus. Also: ein todernster Typ, dieser Jesus? Ein Spielverderber, der todernst durch den Karnevalstrubel läuft und nur auf den Aschermittwoch wartet? Es würde mich wundern, wenn er nie gelacht hätte. Vielmehr bin ich mir sicher, dass Jesus lachen konnte und gelacht hat, war er doch kei- ner jener verkniffenen Weltverbesserer, deren Mundwinkel nur nach unten zeigen. Das passt nicht zu ihm – immerhin nennen wir das, was über Jesus erzählt wird, Frohbotschaft. Jesus muss gelacht haben! Warum? Sie werden überrascht sein: weil er geweint hat. Das Evange- lium kennt Tränen in den Augen Jesu. Lachen und Weinen sind nah beieinander. Wer hat nicht schon Tränen gelacht – oder vor Freu- de geweint. Wer weinen kann, kann auch lachen! Weil die Evangelien von seinen Tränen berichten, bin ich mir sicher, dass Jesus lachen konnte, auch wenn das nicht ausdrücklich erwähnt wird. Dieses Paradox bringt ja das Leben selbst hervor. Lachen und Weinen, Freude und Schmerz – sie entzünden sich an den gleichen Ansatzpunkten, die mein Herz berühren. Lachen und Weinen sind im menschlichen Leben so nah beieinander. Nicht zuletzt bei Kindern ist zu beobachten, wie das Weinen unmittelbar hinübergeht ins Lachen! Wer weinen kann, kann auch von Herzen lachen. Nicht umsonst bedeutet ja das Wort „Humor“ in seinem Wortsinn „Feuchtigkeit“. Dass dabei auch die Feuchtigkeit der Augen eine Rolle spielt, liegt auf der Hand. Der Humor ist die Gabe, die Lachen und Weinen in sich vereinigt. „Humor ist: mit einer Träne im Auge lächelnd dem Leben zustimmen.“ L achen und W einen

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