Franziskaner - Winter 2021

9 franziskaner 4|2021 © doris oberfrank list – adobestock.com | porträt:kerstin meinhardt sinn.los.frei? Was bleibt am Ende? N ein, Peter Eisner ist nicht am Ende, auch wenn er chronisch krank ist und in letzter Zeit einige herbe Schicksalsschläge verkraften musste. So stürzte der 77-Jährige beim Angriff eines großen Hundes und brach sich das Handgelenk. Für ihn, der durch seine Parkinson- Erkrankung ohnehin stark gehandicapt ist, war das eine zusätzliche Einschränkung seiner Selbstständigkeit. Seine Zuversicht hat es ihn indes nicht gekostet, auch wenn er sagt: »Wir haben so einiges mitgemacht …« Peter Eisner hat viele Jahre seines Lebens hauptamtlich im Bistum Limburg gearbeitet, zuletzt im Bezirksbüro in Bad Homburg. Doch Gottvertrauen hat er nicht von Berufs wegen. »Das haben mir meine Eltern, hauptsächlich mein Vater, mitgegeben, und das hat mich immer begleitet. Es stimmt, ich habe nicht endlos Lebenszeit vor mir und kann auch keine Bäume mehr ausreißen. Aber ich erlebe, dass ich immer noch gebraucht werde, immer noch viel Gutes tun kann. Ich suche mir eben kleine Aufgaben, die ich leisten kann. Und ich habe meinen Kopf noch beieinan­ der, das ist eine Menge wert. Jetzt im Alter genieße ich das Leben ganz bewusst, Tag für Tag, trotz Einschränkungen und Krankheit. Ich schaue auf das, was noch geht, und spü­ re dann große Dankbarkeit. Mit meinem Gott überspringe ich Mauern!« Natürlich gibt es Dinge, die nicht mehr möglich sind. Davor verschließt er die Augen nicht. So haben sich Peter Eisner und seine Frau Ingrid viele Jahre ehrenamtlich im Rahmen der Partnerschaftsarbeit des Bistums Limburg engagiert. Eine solche Arbeit lebt von den Kontakten, daher haben sie viele Reisen auf die Philippinen organisiert und selbst immer wieder längere Zeit in den dortigen Gemeinden verbracht. »Das würden wir auch jetzt noch sehr gerne tun. Es fehlt uns, aber es geht eben nicht mehr – mal von Corona abgesehen. Ja, das ist sehr schade, aber es ist, wie es ist. Ich sage mir immer: ›Das Glas ist halb voll‹. Jetzt besuchen wir eben die Enkelkinder in der Rhön oder fahren zu meiner Schwester und zu Freunden.Wir machen, was möglich ist.« Es sind im starken Maße Beziehungen, die Zusammenhänge schaffen, in denen Sinn entstehen kann. Auf die Frage, was ihn im Alltag trägt, lacht er: »Bei allen Höhen und Tiefen, die zu einer langjährigen Ehe immer dazugehören, die Partner­ schaft mit meiner Frau!« Aber auch andere Beziehungen sind ihm wichtig, eine ganz besonders, die ebenfalls gepflegt sein will: »Meine Gottesbeziehung muss lebendig bleiben. Da geben mir die Gottesdienste im Exerzitienhaus der Franziskaner in Hofheim sehr viel. Außerdem brauche ich etwas, was mir einen Impuls gibt, was mich zum Nach­ denken anregt, auch das bekomme ich dort. Aber am Ende trägt mich einfach ein großes Gottvertrauen.« Peter Eisner, Rentner, Bad Homburg Protokolliert von Kerstin Meinhardt

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=