Franziskaner Mission 1 | 2020

Kongo und Uganda. Diese Szenerie sollte sich 1962 wiederholen, kurz nach dem endgültigen Untergang der Monarchie, die durch die »Erste Republik« unter Führung der Hutu-Partei, die gerade die Wahlen gewonnen hatte, abgelöst wurde. Seit der Unabhängigkeit propagierte die Hutu-Partei offen eine rassistische Anti-Tutsi-Ideo- logie. Die offizielle Propaganda stellte die Tutsi als Fremde dar, die über Jahrhunderte das Hutu-Volk unterdrückt hatten, was zu massiven Vergeltungs- maßnahmen gegen die Tutsi führte. 1964 versuch- ten Flüchtlinge von Burundi aus einen Angriff zu unternehmen. Ein einmaliger Angriff, der aber neue Massaker provozieren sollte; mehrere tausend Tutsi wurden wie die Fliegen getötet. Diese Situation sollte in der gesamten »Zwei- ten Republik« unter General Juvénal Habyarimana, der gerade einen Staatsstreich durchgeführt hatte, bestehen bleiben. Das Regime von General Juvénal war zunächst von einem Prozess der nationalen Genese des Völkermords Ruanda wird von drei ethnischen Gruppen bewohnt: Hutu, Tutsi und Twa. Lange Zeit haben diese drei ethnischen Gruppen friedlich zusammen- gelebt, und es waren die Tutsi, die als monarchische Herrscher regierten. Um 1957 änderte sich die Situation; der Auslöser war das sogenannte »Hutu- Manifest«, eine Hetzschrift gegen die Tutsi. Die durch das Hutu-Manifest aufgeworfenen Wellen sollten eine Revolution auslösen, die zur Abschaffung der Monarchie und zum Massaker an zahlreichen Tutsi führen sollte, mit einer großen Zahl von Flüchtlingen in die Nachbarländer als Konsequenz. Die Welle der Massaker begann im No- vember 1959 in Gitarama. Die Gewalt breitete sich schnell auf den größten Teil des Landes aus. Tausende von Tutsi wurden massakriert, ihre Häuser niedergebrannt und ihr Eigentum geplündert. Viele Tutsi flohen auch in die Nachbarländer Burundi, Im Jahr 1994 war Ruanda Schauplatz eines Völkermords, der mehr als einer Million Einwohner das Leben kostete und weitere schlimme Folgen hatte: eine große Zahl von traumatisierten Überlebenden, Witwen, Flüchtlingen, Gefangenen ... Wir müssen uns daher fragen, wie es zu dieser Tragödie kam, was getan wurde, um die Folgen aufzuarbeiten, und wie die Aussichten für die Zukunft sind, die bis heute offenen Wunden zu heilen und das Aufbrechen neuer Wunden zu verhindern. Blinder Fanatismus Rückblick auf Völkermord in Ruanda TEXT: Florent Rugigana ofm | FOTOS: FM-Archiv 32

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