Franziskaner Mission 2 | 2020

Wie viele Quellen und Flüsse, Seen und Meere gelten Nationen und Kulturen als heilig? Dass fast drei Viertel der Erdober- fläche mit Wasser bedeckt sind, lässt allein ahnen, dass sich eine Unzahl an Geheimnissen in den Weiten und Tiefen der Ströme und Ozeane verbirgt. Solche und viele weitere Faszi- nationen angesichts der Weltgewässer lassen erschauern, erwecken den For- schergeist und lassen nach je weiteren Erkenntnissen die Menschheit in tiefstes Staunen versinken. Besagte Ehrfurcht fin- det sich auffallend eher bei naturverbun- denen, in Lateinamerika beispielsweise bei indigenen Kulturen, in unberührten Regionen und bei respektvoll betriebe- ner Wissenschaft – mündend in religiö- sen Beziehungen zum Wasser, dem dann zuweilen ein göttlicher und heilender Charakter zugesprochen wird. Im Gegensatz dazu die Oberflächlichkeit, Gleichgültigkeit, Respektlosigkeit von Menschen jeden Alters vorrangig in den sogenannten zivilisierten Regionen un- seres Erdballs, wo Verschwendung und Missbrauch von Wasser dem Eigennutz und wirtschaftlichen Zwecken dient und die Würde dieses Schöpfungselementes mit Füßen getreten wird. Lebensträger Auch ohne einen Schöpfungsglauben zu haben, kann jeder Mensch leicht ein- sehen, dass Wasser ein lebenswichtiger Teil der Materie des Universums ist und allermeist in nicht flüssigem Aggregat- zustand vorkommt: gefroren bei tiefen Temperaturen oder in gasförmiger Phase als hoch verdünnter Dampf – beides Mal überhaupt nicht in der Lage, Leben erweckend zu wirken. Nur in der winzigen Temperaturspanne von null bis hundert Grad Celsius und bei normalem H 2 O Die Chemie muss stimmen! Druck kennen wir Wasser als Lebensträ- ger. Unser Planet ist also vielleicht doch einzigartig – auch wenn die Wahrschein- lichkeit überaus groß ist, einen seines- gleichen im Kosmos zu finden? Und warum ausgerechnet hat der Schöpfer- gott sich in seiner Genialität ausgedacht, dass eine Menge kalten Wassers exakt bei vier Grad Celsius am schwersten ist und damit Überlebensgarant für viel Lebendiges in den Gewässern unseres oder eines anderen Planeten? Vor einigen Jahren hatte mich ein Fachmann aus einer der »Unteren Naturschutzbehörden« unserer Region mit der Aussage überrascht: »Unser Leitungswasser? Das kannst du einfach fließen lassen. Davon ist genug da.« Ja, ich lebe in einem so wunderbar wasser- reichen Gebiet! Aber ob der Satz heute noch gilt, da doch der Klimawandel eindeutig auf fehlenden Regen hindeu- TEXT UND FOTOS: Bernardin Marker ofm Wasser – wer denkt denn an Wasser? Unsere alltägliche Begegnung mit diesem so unauffälligen und allzu gewohnten Teil der Schöpfung findet oft genug leidenschaftslos statt. Und das, obwohl es unter den Elementen seit Menschengedenken bedacht, geachtet und verehrt wird. 10

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