Franziskaner Mission 2 | 2020

Wasser im Islam Im Islam wird Wasser als Geschenk Allahs, den die Mystiker als grenzenlosen Ozean beschreiben, angesehen. Vor den fünf täglichen Gebeten ist es geboten, sich Gesicht, Füße, Arme und Hände nach genauen Vorgaben mit fließendem Wasser rituell zu reinigen. Vor jeder Moschee findet sich ein nach Geschlechtern getrennter Reinigungsort. Eine besondere Bedeutung kommt dem Zamzam-Brunnen im Zentrum von Mekka zu. Er symbolisiert die Barmherzigkeit Gottes, da Allah hier Hagar (die Frau Abrahams) und ihren Sohn Ismael vor dem Verdursten rettete. Im Gedenken daran trinkt jeder Mekka-Pilger von dem Zamzam-Wasser. In trockenen Gebieten ist das Gebet um Regen (»Istiqua«) von großer Bedeutung. Nach islamischem Verständnis steht Wasser den Gerechten und Rechtgläubigen reichlich zur Verfügung, während Allah den Ungerechten das Wasser entzieht und ihre Gärten vertrocknen lässt. Wasser im Hinduismus Die größte Bedeutung hat Wasser im Hinduismus. Für die Hindus ist der Ganges der heilige Fluss schlechthin. Schon sein Anblick befreit von Sünden, so dass viele das Wasser dieses Flusses in kleinen Gefäßen aufbewahren. Durch das rituelle Waschen mit heiligem Wasser oder das Bad an heiligen Stätten werden Sünden abgespült und die Seele wird gereinigt. Da im Hinduismus Wasser als einziges Element als »unsterblich« angesehen wird, wird die Asche der Toten in den Ganges gestreut. Das Wasser führt die Seele auf ihrer Reise zur Erlösung an den Ort ewigen Lebens. Viele Feste zum Thema Wasser zeugen von der Verehrung der Götter. Die Hindus schreiben dem Wasser heilende Kraft zu. Es befreit von Krankheiten und kann Jugend und Schönheit zurückbringen. Auch steht es für Wohlstand, da sich tief in der Erde ein Ort befindet, an dem die Wassergeister in einer Welt des Überflusses leben. Wasser im Buddhismus Im Gegensatz zum Hinduismus gilt Wasser im Buddhismus als vergänglich. Es ist Sinnbild für den Strom des Lebens. Die Seele fließt wie in einem Fluss der Erlösung dem Nirwana entgegen. Um erlöst zu werden, muss der Mensch ein rechtes Verhältnis zur Natur und zu ihren Elementen pflegen. Wasser wird häufig bei buddhistischen Festen verwendet. Beim Neujahrsfest Sonkran (etwa vom 13. bis 15. April) wird es in großen Mengen auf die Umstehenden geschüttet als Zeichen für Glück, verbunden mit guten Wünschen für das neue Jahr. Es wird daher auch Wasserfest genannt. Die Buddha-Statuen werden mit parfümiertem Wasser bespritzt. Dies geschieht ebenso beim Vesakh-Fest, das der Geburt, der Erleuchtung und des Todes Buddhas gewidmet ist. Es wird in der ersten Vollmondnacht im Monat Vesakh (entspricht in etwa unserem Monat Mai) gefeiert. Wasser verweist somit in allen Religionen auf den tieferen Quellgrund des Lebens. »Gott, mein Gott bist du, dich suche ich, es dürstet nach dir meine Seele. Nach dir schmachtet mein Fleisch wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser« (Psalm 63,2). Der Autor Stefan Federbusch ist Leiter des »Exerzitienhauses – Franziskanisches Zentrum für Stille und Begegnung« in Hofheim. 7

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