Franziskaner Mission 3 | 2021

Es ist traurig, ein Kind zu sehen, das mit der Rebellion und Aggressivität, die es von zu Hause mit- bringt, zur Schule kommt. Dank eines von der Franziskaner Mission München finanzierten Projekts haben wir einen Psychologen, der seit Februar 2021 mit diesen Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern zusammenarbeitet. Verständigung und Dialog sollen erreicht werden, um das Leben zu Hause erträglicher zu machen. Es geht dabei um mehr Verständnis füreinander, Vergebung und eheliche Liebe. Denn in familiären Krisensituationen müssen Kinder das Schlimmste ertragen und dies spiegelt sich im Verhalten zu ihren Mitschülern wider. Erste Erfolge Nach fünf Monaten Begleitung und Nachbeobachtung sind die Ergebnisse spürbar. Die Kinder sind hilfsbereiter, respektvoller und vor allem glücklicher. Die Arbeit des Psychologen erfolgt in kleinen Gruppen und anschließenden Hausbesuchen – unter Berücksichtigung der Vorsichtsmaß- nahmen aufgrund der Pandemie. Eine weitere Arbeit, die für das Klima des Friedens – sowohl extern als auch intern – geleis- tet wird, sind pastorale Aktivitäten in der Schule. Dazu gehören spirituelle Zusammenkünfte und kleine Veranstaltungen, bei denen jeder etwas beitragen muss. Auch Sportangebote zählen dazu, bei denen die Kinder Respekt und die Beachtung der Spielregeln lernen, um kein Chaos oder Streit zu verursachen. Mit den Eltern werden zusätzlich Aktivitäten durchgeführt, weil oft kein Verständnis zwischen ihnen besteht. Die Veranstaltungen tragen zu Dialog, Respekt und Frieden bei. Leider sieht die Realität außerhalb der Schule anders aus: Machtkämpfe zwischen Institutio- nen und Zusammenstöße wegen Landübernahmen sind in der Stadt zu beobachten. Es entstehen dann Spaltungen zwischen Familienmitgliedern, Nachbarn und Behörden. Diese Situationen geben Kindern ein schlechtes Beispiel. Wir Franziskanerinnen scheuen uns nicht, in diesen Konflikten zu vermitteln, um einen Beitrag für den Frieden zu leisten. Nachgeben können Wir Franziskanerinnen in Bolivien arbeiten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Wir be- treiben neun staatlich anerkannte Schulen und Bildungseinrichtungen, die sich im Osten Boliviens befinden. Wir erziehen nach christlichen, franziskanischen und ethischen Werten, arbeiten für die Sorge um Mutter Erde, Gerechtigkeit und Frieden. Friedensarbeit in den Schulen ist eine Herausforderung – nicht nur für uns Schwestern, sondern für jeden, der Frieden aufbauen will. Der Mensch hat egoistische Strukturen geschaffen, in denen er nur an sich selbst denkt und nicht an das Gemeinwohl. Wir leben in einer Zeit, in der es schwer ist, eine Einigung zu erzielen. Denn um Frieden zu schaffen, muss jemand nachgeben. TEXT UND FOTOS: Martha Balcázar Melgar htsf Die Autorin Martha Balcázar Melgar ist Provinzoberin der Haller Franziskanerinnen in Bolivien. Übersetzung aus dem Spanischen: Pia Wohlgemuth 23

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