Franziskaner Mission 3 | 2021

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern Uns bedrückt die eigene Vergangenheit, das eigene Versagen und die Selbstgerechtigkeit, die Verletzung der Biosphäre, unserer Mutter Erde und die Wunden, die wir einander zugefügt haben. Schwer lasten auf unserem Volk die Erinnerungen an Rassenhass, Kriege und Völkermord. Die Gemeinschaft derer, die die Erinnerung an Jesus wachhält und wie er Deinen Namen anruft, trägt an der Schuld der Kleinigkeit, der Intoleranz, des Verrates am Evangelium und an den Armen. Gib uns allen die Chance eines neuen Anfangs. Lass uns die Spiralen der Vorurteile und der Gewalt durchbrechen. Lehre uns, ohne Herablassung Vergebung zu schenken, wo wir verletzt wurden, lehre uns aber nicht weniger, demütig um Vergebung zu bitten, wo wir selber die Täter waren. Der Autor Hermann Schalück, Dr. theol., gehört zur Deutschen Franziskanerprovinz und lebt im Franziskanerkloster Paderborn. 1991 bis 1997 leitete er den weltweiten Orden. 1987 bis 2005 war er Präsident von »missio Aachen«. Der Text ist zuerst veröffentlicht in »Tauwetter ... franziskanische Zeitschrift für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung«, Nr. 4 Dez. 2010. Denn Dein ist aller Ursprung. Dein ist das Sterben und Werden aller Evolution. Dein ist alle Schönheit und Vollendung. Amen. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen Gott, guter Vater, Deine Schöpfung trägt die Spuren Deiner Schönheit, Weisheit und Güte. Der Auferstandene ist ihr Urbild und ihr Zielpunkt, Alpha und Omega im Prozess des unablässigen Werdens, in dem Du Dich immer neu manifestierst. Wir aber sind versucht, uns außerhalb dieses universalen Stroms von Leben zu stellen, den status quo unserer je eigenen kleinen Geschichte zum Maßstab unseres Denkens und Handels zu machen. Reiße die begrenzten Horizonte unseres Glaubens auf, jene kleinen Himmel, die wir uns selber erdacht haben. Schenke uns Augen und offene Herzen für Dein wahres Kommen. Zeige uns die wahre Weite Deiner einen Kirche. Lass uns die Freiheit, die Du uns geschenkt hast, zum Aufbauen gebrauchen und nicht zum Niederreißen. Nimm uns aber, die wir Deinem Sohn Jesus Christus vertrauen, die Angst vor den Brüchen und Verwandlungen, die sein lebendiger Geist bewirken will, und auch vor den Schmerzen, die der Preis sind für neues Leben, für Wandlung in Treue und Vertrauen auf Deinen Geist. 10 | 11

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