Franziskaner Mission 1 | 2022

Schutz der Schöpfung Recht auf eine gesunde Umwelt Gesundheit hat mit Heil zu tun, dem Ganz-sein. Es geht um das Ganze des Menschen, Leib und Seele. Wir wissen nur allzu gut, wie unser seelisches Befinden unsere körperliche Gesundheit beeinflusst und umgekehrt. TEXT: Markus Heinze ofm | FOTO: Franciscans International Die Ganzheit bezieht sich aber nicht nur auf den einzelnen Menschen. Paulus vergleicht in seinem Brief an die Korinther die Gemeinde mit einem Körper, der als Ganzes leidet, wenn ein Glied er- krankt ist. Wir sprechen auch von dem Mit-leid. Wir leiden mit anderen und sorgen uns aus Mit-leid um andere. Zahlreiche franziskanische und andere Ordenskongregationen sind etwa im 19. Jahrhun- dert entstanden, um für Menschen zu sorgen, die körperlich und/oder seelisch erkrankt waren. Anlässlich des »Welttages der Kranken« am 11. Februar forderte Papst Franziskus uns auf, Der Autor Markus Heinze gehört zur Deutschen Franziskanerprovinz und ist seit 2015 Geschäftsführer von »Franciscans International« in Genf. »Krankheiten als globales und nicht nur individuelles Phänomen zu betrachten«. Nicht erst Covid-19 hat uns gelehrt, dass wir als gesamte Menschheitsfa- milie auch in Bezug auf Krankheit und Gesundheit verbunden sind. Aus dieser Erfahrung der globalen Verbundenheit individueller und lokaler Probleme, engagiert sich seit über 30 Jahren die franziskanische Familie bei den Vereinten Nationen (UN). Auf diese Weise gelingt es ihnen, Menschenrechtsverletzungen vor der Weltöffentlichkeit zu Gehör zu bringen und Änderungen zu bewirken. Einfluss der Natur Die globale Verbundenheit betrifft allerdings nicht nur die Menschheit. Wir wissen uns heute mehr denn je in der universellen Verbundenheit mit der gesamten Schöpfung. Die Auswirkungen des Klima- wandels und das massive Artensterben lassen uns auf drastische Weise erfahren, wie die Natur um uns an den Auswirkungen menschlichen Handelns leidet und umgekehrt: wie das Leben von uns Menschen durch diese Veränderungen in der Natur beeinträch- tigt wird beziehungsweise wir erkranken und viele gar mit dem Tod bedroht sind. Was Franziskus aus seinem Glauben heraus wahrgenommen hat – die Einheit der gesamten Schöpfung als Schwestern und Brüder, weil sie Geschöpfe Gottes sind –, erfahren wir heute in un missverständlicher Weise. Gegründet in dieser fran- ziskanischen Spiritualität, engagiert sich darum die franziskanische Familie bei den Vereinten Nationen für einen besseren Schutz der Umwelt – auch im Blick auf die Gesundheit der Menschen, die direkt von Umweltzerstörungen betroffen sind. Zusammen mit zahlreichen anderen Organisationen ist es der Vertretung bei der UN gelungen, dass der Men- schenrechtsrat Ende vergangenen Jahres das »Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt« offiziell als Menschenrecht anerkannt hat. Dieser Schritt ist entscheidend bei der Durchsetzung ent- sprechender Gesetze und Verordnungen im Blick auf den Schutz der Schöpfung und der ganzheitlichen Gesundheit der Menschen – vor allem jener, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels und anderer Eingriffe in die Natur betroffen sind. Franziskanerbrüder schließen sich im November 2021 einem Klimaprotest in Glasgow an. 21

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