Franziskaner Mission 3 | 2022

Vor 80 Jahren kamen deutsche Franziskaner nach Brasilien und säten Samen der Hoffnung und des Friedens aus – in die unendlichen Weiten des Bundesstaates Mato Grosso. Hier bauten diese mutigen Pioniere Schulen, Krankenhäuser, Kirchen und sogar ganze Siedlungen. So riefen sie die franziskanische Kustodie von den »Sieben Freuden Mariens« ins Leben. TEXT UND FOTO: Matheus Pereira Sanches ofm Die Saat geht auf Ordensnachwuchs in Brasilien Viele junge Männer, bewegt vom Beispiel der deut- schen Missionare, beschlossen, ihr Leben dem franziskanischen Ordensideal zu weihen und Zeichen der Hoffnung in der Welt zu sein. Ich möchte hier unterstreichen, dass auch ich Teil dieser Hoffnungs- geschichte sein darf, indem ich mich für ein Leben im Franziskanerorden entschie- den habe. Bewegt von dem Wunsch, dem Evangelium nach dem Vorbild von Franz von Assisi zu folgen, beschloss ich im Alter von 15 Jahren, meine Heimat zu verlassen. Ich reiste 724 Kilometer, um die Herausforderung meines Lebens, die franziskanische Ordensberufung, anzunehmen. Seitdem darf ich Menschen neue Le- bensperspektiven erschließen – in einer zerrissenen Welt von Depressionen, Sinnlosigkeit, Ausbeutung von Natur und Mensch, Zunahme von Armut und Hunger. Viele Hoffnungszeichen in meinem Alltag sind für mich Ansporn, meiner franziskanischen Berufung treu zu bleiben. Im Laufe meiner ersten Ordensjahre konnte ich einen Blick auf einige Werke der Brüder werfen, die Notleidenden neue Lebenswege zeigten. In Rondonópolis hat unsere Kustodie ein Bildungshaus für den Ordensnachwuchs. Es ist schön zu sehen, wie viele junge Men- schen heutzutage den Kontakt zu den Brü- dern suchen. Auch wenn nur ein Teil die- ser Aspiranten auf dem franziskanischen Weg weitergeht, ist es doch ermutigend: Es gibt immer noch junge Menschen, die den Wunsch verspüren, mit ihrem Leben einen Unterschied in der Welt zu machen. Allein in den Jahren, in denen ich in der Bruderschaft lebe, sind 21 Interessenten durch unser Bildungshaus gegan- gen. Sechs von ihnen sind heute meine Brüder. Gleichberechtigte Geschwister An unseren Einsatzorten gibt es vor allem während der Ferien und im obligatorischen praktischen Jahr viele Hände, die Hoffnung säen. Wir arbeiten im Krankenhaus São Julião und im franziskanischen Gesundheitszentrum in Campo Grande, in Kindertages- stätten, Jugendgruppen, Cafés für Obdachlose und Gemeinschaftsgärten, bei Solidaritätsaktionen, Projekten für den gesellschaftlichen Dialog und in vielen andere Bereichen. Darüber hinaus erschließen sich mir heute weitere Horizonte missionarischer Tä- tigkeit unseres Ordens, die weit über Mato Grosso hinausgehen. In São Paulo zum Beispiel fasziniert mich als Afrobrasilianer ein franziskanisches Projekt, das auch von vielen Menschen außerhalb des Ordens mitgetragen wird. In diesem Projekt mit dem Namen EDUCAFRO erhalten junge Menschen mit afrobrasiliani- schen Wurzeln und in akuter sozialer Verarmung konkrete Unterstützung beim Zugang an eine Universität. Bei EDUCAFRO erlebe ich junge Menschen, die sich für die Zu- kunft einsetzen – voller Leben, Mut und Entschlossenheit, trotz vieler Schwierigkeiten. All dies überzeugt mich davon, dass unsere Rolle als Minderbrüder in der Welt darin besteht, ein Zeichen der Hoffnung und die Ersten an der Seite der Armen und der Schöpfung zu sein. Wir wollen den Menschen Frieden und Gutes bringen. Wir kämpfen für eine Welt, in der alle als gleichberechtigte Ge- schwister leben dürfen. Der Autor Matheus Pereira Sanches gehört zur Franziskanerkustodie von den »Sieben Freuden Mariens«. Zurzeit studiert er am Philosophischen Institut des Heiligen Thomas von Aquin in Belo Horizonte, im Bundesstaat Minas Gerais. Übersetzung aus dem Portugiesischen: Augustinus Diekmann ofm 32 | 33

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