Franziskaner Mission 2 | 2020

Stolz in der Stimme. »Die Tankwagen, die Sie dort sehen, bringen uns Wasser aus Brunnen, die nördlich von Cocha- bamba liegen.« Ein Zähler im Tank misst unbestechlich, wie viel Wasser jeder Tankwagen einfüllt. Abdíos Torres zeigt mir Wasser- leitungen, die, teils oberirdisch, in jedes Haus von Barrios Unidos führen. »Nie- mand bei uns muss mehr Wasser direkt vom Tankwagen kaufen – wie die Leute in vielen Barrios ringsum.« Zehn Bolivianos, einen Euro und 30 Cent, pro Kubikmeter zahlt das Komitee den Tankwagenunternehmen. Die Verbraucher zahlen 15 Bolivianos. Das sei immer noch dreimal so viel, wie die Wohlhabenden bezahlen, sagt Abdíos Torres. Immerhin aber verfüge man jetzt über eine zuverlässige Versorgung mit sauberem Wasser. Hilfe von Fachleuten 400 Kilometer entfernt von Cochabam- ba, in La Paz, lausche ich einer Bespre- chung der kleinen Hilfsorganisation »Red Habitat« mit Bürgervertretern aus El Alto. In den letzten 20 Jahren habe sich der Wasserverbrauch in der Metro- polregion verdreifacht, berichtet der Leiter der Organisation David Quezada. Die Ingenieure, Architekten, Wasserexperten und Sozialarbeiter von »Red Habitat« erforschen, wie sich die Wassersituation der Armen in La Paz und El Alto verbessern lässt und wie sich arme Menschen hier nachhaltig an den Klima- wandel anpassen können – mit möglichst einfachen Mitteln. Mit »Red Habitat«-Ingenieur Guillermo Callisaya fahre ich per Seil- bahn hoch nach El Alto. In der öden Stadt mit ihren immer gleichen Ziegel- bauten an schnurgeraden Pisten ist es kalt und feucht am nächsten Morgen. Die Männer auf den Straßen haben sich in Anoraks vermummt und richten ihre Blicke zu Boden; Frauen hüllen sich in wollene Schals; selbst die Kinder haben die Mundwinkel heruntergezogen. Um 1960 wurden hier die ersten Häuser gebaut, erzählt Guillermo Callisaya. Inzwischen wuchert die ärmere, schä- bigere Schwester von La Paz haltlos ins Umland. Und immer mehr Menschen hier kümmern sich selbst um ihre Wasserversorgung – weil vom Staat zu wenig kommt. Per Seilbahn zum Armenviertel in El Alto 21

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=