Franziskaner Mission 3 | 2021

Bei seinem Besuch in Bolivien im Juli 2015 gab Papst Franziskus den Gläubigen einen klaren Auf- trag: »… die vielleicht wichtigste Aufgabe, die wir heute annehmen müssen, ist die Verteidigung der Mutter Erde. … Das gemeinsame Haus aller wird geplündert, verwüstet, ungestraft niedergebrannt. Feigheit in seiner Verteidigung ist eine schwere Sünde.« Es ist wichtig, an diese Worte des Papstes zu erinnern, die nicht nur in Bolivien, sondern auch in vielen anderen Teilen der Welt zutreffen. Der Begriff »Mutter Erde«, den der Papst genutzt hat, ist vor allem im bolivianischen Amazo- nasgebiet geläufig, denn er entspricht der spiritu- ellen Grundhaltung der Menschen dort (in der An- denregion wird von der Pachamama gesprochen). Als verantwortlicher Bischof möchte ich über das Apostolische Vikariat Beni berichten und meine Erfahrungen in dieser gesegneten Region des bolivianischen Amazonas teilen. Über Beni zu sprechen, bedeutet, über die Artenvielfalt zu sprechen, über eine riesige Savan- ne und über einen großen Teil des unberührten, üppigen Waldes mit seinen Flüssen und Lagunen. Einfache und fröhliche Menschen leben hier und versuchen, ihre Traditionen und Bräuche zu verteidigen. Sie bemühen sich, aus dem Vergessen herauszukommen und bessere Lebensbedingun- gen für sich zu schaffen. Über Beni zu sprechen, bedeutet, vom Glauben an  den Gott des Lebens zu sprechen, der die Hoffnung ist. Es geht darum, von Kultur und Volksfrömmig- keit zu sprechen, von Hingabe und Respekt vor dem Heiligen, die tief verwurzelt in den Patronats- festen sind und gefeiert werden. Man muss über die Musik, die farbenfrohen Tänze und die Freude der Menschen hier sprechen, über Begegnung und Dankbarkeit. Denn in der Pandemie hat Gott, haben die Schutzheiligen das Leben hier beschützt und bewahrt. Über Beni zu sprechen, bedeutet auch, daran zu erinnern, dass nicht alles Freude ist. Man muss auch über die Schwächsten sprechen, über die indigenen Geschwister, die unter den Unge- rechtigkeiten leiden. Natur und Mensch werden angegriffen, deshalb muss man sie verteidigen und sich darum kümmern. Die Natur kann sich selbst nicht vertei- digen. Sie ist das Einzige, was wir haben und was bewahrt werden muss. Sie ist ein Geschenk Gottes und gibt uns das Nötigste zum Leben. Madre Tierra Bewahrung der Schöpfung Der Autor Aurelio Pesoa war Provinzialminister der bolivianischen Franziskanerprovinz und ist heute Bischof des Apostolischen Vikariats Beni im bolivianischen Amazonasgebiet. Übersetzung aus dem Spanischen: Alfons Schumacher ofm Herr, unser Gott, Schöpfer der Früchte der Erde und der geistigen Gaben, segne unsere Mutter Erde, damit wir durch sie die reichen Früchte deiner Liebe und deiner Großzügigkeit empfangen. Segne das Werk unserer Hände, damit die Pflanzen unserer Erde uns reichlich ernähren können, durch Jesus Christus, unseren Herrn.

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