Franziskaner Mission 3 | 2022

In Kolumbien müssen viele Frauen und Mädchen schon früh um ihre Menschenrechte und um ihre Würde kämpfen. Aus Armut geben sie sich für ein paar Münzen dem sexuellen Verlangen erwachsener Männer hin. Warum können sie nicht einfach nur Kind sein, spielen und in die Schule gehen? Welche Antwort können ihre Mütter geben? Kleine Oase des Lichts Madre-Antonia-Zentrum in Kolumbien TEXT: Luz Elena Giraldo Zuluaga osr | FOTO: Hnas. Oblatas del Santísimo Redentor Was die Mädchen bekommen, ist ledig- lich Schweigen oder man erklärt ihnen, dass die Gesellschaft ihnen dieses Recht verweigert, weil sie arm sind. Schon früh sind die Mädchen daher ihrer Hoff- nung auf eine gute Zukunft beraubt. Wir »Oblaten-Schwestern des heiligsten Erlösers« in Ibagué in Kolum- bien widmen uns schwerpunktmäßig dem Schutz von Prostituierten in den Armenvierteln der Stadt. Ibagué hat etwa 600.00 Einwohner und liegt 140 Kilometer westlich von Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens. Wir arbeiten eng mit der Franziskanerpfarrei »San Roque de Montpellier« zusammen. Viele Frauen in den Rotlichtvier- teln in Ibagué werden sexuell ausgebeu- tet, verlieren sich in Drogenproblemen und müssen ihre Kinder allein aufzie- hen. Die Frauen sehen den Verkauf ihres Körpers als einzige Überlebensmöglich- keit. Aufgrund der fehlenden Schul- und Berufsbildung sind sie arbeitslos und kennen keinen anderen Lebenserwerb. Für uns Schwestern ist es wich- tig, ihnen wieder Hoffnung, Respekt und Würde zu geben. Das verstehen wir als unsere Aufgabe. Im Zentrum »Madre Antonia« arbeiten wir gemeinsam mit den Frauen an der Verbesserung ihrer Lebensbedin- gungen. Wir bieten den Frauen/Müttern eine Berufsausbildung als Näherin, Friseurin und Schönheitspflegerin sowie Handarbeiterin an. Die Frauen können Kurse in Informatik, Kosmetik und Mode absolvieren sowie Seminare zu Themen wie Selbstwertgefühl, Staats- bürgerkunde, Umgang mit Konflikten, Durchsetzungsvermögen, Erziehung, innerfamiliäre Gewalt, Sexualität, Moral und Unternehmensführung belegen. Zudem betreuen wir auch die Kinder der Frauen, damit sich die Geschichte ihrer Mütter nicht wiederholt. Es gibt leider sowohl bei einigen Frauen als auch bei den Kindern Fälle von Unterer- nährung. Deshalb gibt es bei uns immer eine Mahlzeit für unsere Schützlinge. Unser Madre Antonia-Zentrum ist ein Ort der Hoffnung, wo sie will- kommen sind, Zuneigung und Respekt finden und sich wertgeschätzt fühlen dürfen. Es ist eine kleine Oase der Ruhe, des Lichts, der Bildung und Ausbil- dung, um einen anderen Lebensweg zu beginnen. Die verschiedenen Angebote helfen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entdecken. So können die Frauen dann ein eigenes Kleinstunternehmen grün- den oder in die Arbeitswelt einsteigen. In einem Land, das reich an na- türlicher und kultureller Vielfalt, warm- herzig und großzügig ist, aber auch voller Armut und Verzweiflung, haben wir diesen Ort der Hoffnung geschaffen. Eine Besucherin des Zentrums er- zählt: »Für mich war es meine Rettung, ins Madre Antonia-Zentrum zu kom- men. Dort habe ich Menschen gefun- den, die sich um mich sorgen. Und das kostenlos! Ich bin seit zwei Jahren mit dem Projekt verbunden. Mit Gottes Hilfe habe ich endlich Hoffnung, dass ein an- deres Leben für mich und meine Kinder möglich ist.« Die Autorin Luz Elena Giraldo Zuluaga ist Koordinatorin des »Centro Madre Antonia« in Ibagué im Bundesstaat Tolima, Kolumbien. Übersetzung aus dem Spanischen: Pia Wohlgemuth 27

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