Franziskaner Mission 3 | 2022

»Fazenda da Esperança« Brasilianische Idee macht weltweit Schule Hans Stapel aus Deutschland, der als junger Franziskaner in die brasilianische Ordensprovinz von São Paulo eingetreten war, kam 1979 als Pfarrer in die franziskanische Pfarrei von Guaratingetá –SP. Dort suchte er, zusammen mit den Gemeindemitgliedern, nach konkreten Wegen, das Evangelium zu leben. TEXT UND FOTO: Fazenda da Esperança – Deutschland e.V. Viele Mitglieder der Pfarrei waren bewegt von der Art und Weise, mit der Frei Hans ihnen begegnete, und schnell schenkten ihm viele Gemeindemitglie- der ihr Vertrauen. In Gruppen betrachteten sie je- weils einen Abschnitt aus der Bibel, um zu verstehen, wie das Wort Gottes Leitfaden für den Alltag sein kann. Die hieraus gelebten Erfahrungen werden mehrmals wöchentlich miteinander ausgetauscht. Nelson Giovanelli, ein junger Mann, war einer von denen, die diese »Worte des Lebens«- Gruppen besuchte. Nachmittags, wenn er von der Arbeit heimkam, führte ihn sein Weg immer an einer Straßenecke vorbei, wo Jugendliche Drogen konsumierten. Aufgrund des Evangeliums fasste er Mut diese anzusprechen. Mit der Zeit gewann er ihr Vertrauen und Freundschaften entstanden. Einige Monate später ging einer der Jugendlichen namens Antonio auf Nelson zu und flehte ihn an: »Ich halte es nicht mehr aus zuzuse- hen, wie meine Mutter weint. Ich will raus aus der Droge, schaffe das aber nicht allein. Ich brauche jemanden, der 24 Stunden pro Tag an meiner Seite ist. Nimm mich mit, wohin du willst.« Dar- aufhin nahm Nelson ihn mit zu Frei Hans und sie begannen zusammen jeden Tag das Wort Gottes konkret umzusetzen. Die anderen waren fasziniert von Antonios Veränderung und schlossen sich sei- nem Weg an, woraus der erste »Hof der Hoffnung« entstand. Sie wohnten zusammen und hatten die feste Absicht, einen Lebensstil auf der Grundlage der »Regeln des Evangeliums« zu beginnen. Sie lebten von der eigenen Arbeit und teilten mitein­ ander die wenigen Dinge, die sie hatten. Dies war der Beginn einer außergewöhnlichen Lebenser- fahrung, der Anfang einer neuen »Methode«, um langfristig ein geordnetes Leben ohne Drogen zu führen. Es war die Geburtsstunde der Fazenda da Esperança (»Höfe der Hoffnung«) im Jahr 1983. Im Sommer 2009 weihte Bischof Dr. Felix Genn aus Münster die dritte Männerfazenda im ehemaligen Franziskanerkloster Mörmter bei Xanten am Niederrhein ein. Einen »Ort gegen die Kälte der Herzen« – so nannte Erzbischof Hans-Josef Becker aus der Diözese Paderborn die Fazenda zu Beginn seiner Messe am 15.04.2012, dem Einweihungstag der zweiten deutschen Frauenfazenda in Hellefeld im Sauerland. Im Jahr 2013 kam die Fazenda auf Einladung des Trierer Bischofs Dr. Stephan Acker- mann und des Dechanten Hermann-Josef Ludwig nach Boppard, um hier eine neue Fazenda für Männer zu eröffnen. Im Mai 2015 wurde die fünfte deutsche Männerfazenda auf Gut Hange bei Freren im Emsland begonnen. Das Haus, ein ehemaliges Kloster der Thuiner Franziskanerinnen, wurde uns vom Bistum Osnabrück zur Verfügung gestellt. Mittlerweile gibt es an über 125 Orten welt- weit Fazenda-Gemeinschaften – vor allem in Bra- silien, aber auch in ganz Lateinamerika, Afrika und auf den Philippinen. In Europa gibt es neben den sieben Einrichtungen in Deutschland noch weitere in der Schweiz, Italien, Frankreich, Portugal, Belgien, Russland und Polen. Text mit freundlicher Genehmigung zusammengestellt von Fazenda da Esperança – Deutschland e.V. Weitere Informationen: www.fazenda.de Christian Heim im Gespräch mit Hans Stapel ofm 28 | 29

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