Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 1

1/2023 23 halb kann z. B. der hl. Paulus in Kleinasien und Griechenland (in den Jahren 50 bis 60 n. Chr.) seine Missionsarbeit jeweils in einer Synagoge beginnen (vgl. Apg 17,2: „ Dort (in Thessalonich) hatten die Juden eine Synagoge. Nach seiner Gewohnheit ging Paulus zu ihnen und sprach an drei Sabbaten zu ihnen, wobei er von den Schriften ausging“). Im Grund ahmt Paulus damit seinen Meister nach, von dem wir in den Evangelien immer wieder lesen: „Er lehrte bzw. er verkündigte in der Synagoge“ (16mal erwähnen die Evangelisten die Synagoge als Wirkungsort Jesu, davon 13mal mit der eben zitierten Formel). Die Synagoge zur Zeit Jesu Wie sah die durchschnittliche Synagoge zur Zeit Jesu aus? – Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, da wir aus dieser Epoche nur wenige literarische und archäologische Zeugnisse zu unseremThema haben. Aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. sind lediglich fünf Synagogenruinen ausgegraben worden. Wenn man die dabei gewonnenen Erkenntnisse mit dem Material aus späterer Zeit kombiniert (und das ist insofern gerechtfertigt, als man im Judentum sehr auf Tradition hielt und bewährte Einrichtungen nicht leicht geändert hat), kann man – mit aller gebotenen Vorsicht – folgendes Idealschema für eine „Synagoge zur Zeit Jesu“ annehmen: Die Größe des Raums ist sehr variabel, da es dafür keine verbindlichen Vorschriften gibt. Die ältesten Synagogen sind ja aus Privathäusern entstanden. Ist ein Synagogenraum überdurchschnittlich groß (wie etwa die „Ur- synagoge“ von Kafarnaum, deren Grundmauern sich unter der heute sichtbaren Synagoge aus dem 4./5. Jahrhundert befinden), dann pflegt man sie durch Säulen in ein Hauptschiff und Nebenschiffe zu unterteilen. Viele Synagogen haben einen Nebenraum, den man „Geniza“ nennt und in dem man die heiligen Schriften aufbewahrt (die in Gebrauch befindlichen und die unbrauchbar gewordenen) und in dem der transportable Toraschrein steht. (Dieser Nebenraum lässt entfernt an die Sakristei einer christlichen Kirche denken.) Sakraler Mittelpunkt einer Synagoge (in etwa unserem „Hochaltar“ vergleichbar) ist der ursprünglich tragbare Schrein der Torarollen. Er wird an der Hauptwand der Synagoge aufgestellt, die in der Nachbau einer Synagoge wie zur Zeit Jesu im „Nazareth Village“ Alltag zur Zeit Jesu Alltag zur Zeit Jesu

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