Franziskaner - Herbst 2022

39 franziskaner 3|2022 franziskaner aktuell weitere informationen 33 www.franziskaner.de Aktuelle Lage der Franziskaner im Libanon, in Jordanien und Syrien Jerusalem • Lutfi Firas OFM lebt im Franziskanerkloster in Beirut, der Hauptstadt des Libanons. Anlässlich eines Besuchs in Jerusalem im August dieses Jahres gab er eine Einschätzung zur aktuellen Situation imLibanon, in Jordanien und Syrien, insbesondere über die Lebenssituation der Christen in diesen Ländern. »Wir können uns an den Oktober 2019 – Beginn der Demonstrationen und Proteste gegen das Unvermögen der Regierung, die schlechte ökonomische Lage in den Griff zu bekommen – als den Beginn einer sozialen, politischen und wirtschaftlichen Krise erinnern, die im Libanon immer noch gegenwärtig ist und sich im folgenden Jahr durch den Beginn der Corona-Pandemie und die gewaltige Explosion im Hafen von Beirut verschlimmert hat. So verlor die libanesischeMittelschicht ihre Ersparnisse. Dramatisch wurde die Situation der armen Bevölkerungsschichten, sodass mittlerweile 80 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze leben … Die Folge ist eine anhaltende Fluchtbewegung, die besonders die Jugend des Landes erfasste.« Besser sei die Lage in Jordanien, dass in der Region als vergleichsweise stabiler Staat gilt. »Die Pandemie hat jedoch ganz klar die Armut der Menschen erhöht.« Die Franziskaner betreiben u. a. »das ›Terra Santa College‹ in Amman, eine der ältesten Bildungseinrichtungen des Landes und ein Beispiel für exzellente Schulbildung und friedliches Miteinander. (…) DieMitbrüder leisten so einen wertvollen Beitrag für die jordanische Gesellschaft und stärken das friedvolle Zusammenleben zwischen den Christen und der muslimischen Mehrheit.« »Wenn ich für den Libanon von Armut gesprochen habe, kann ich nicht umhin, von bitterer Armut zu sprechen, wenn ich mich auf Syrien beziehe. Wir beginnen jetzt das zwölfte Jahr dieser Krise, die durch einen Krieg und alle denkbaren Folgen charakterisiert ist. Seit Beginn des Konflikts hat Syrien enorm viele Einwohner verloren, durch Tod und durch Flucht in andere Länder. Vor dem Krieg hatte Syrien 23 Millionen Einwohner, heute sind es etwa 18 Millionen. (…) NachdemdieKriegswaffen zumSchweigengebracht wurden, ist in Syrien eine andere Art von Krieg ausgebrochen, der Krieg desHungers, der Sanktionenund der Armut. DieWirtschaftssanktionen haben dazu geführt, dass das Land praktisch blockiert ist und keineWaren importieren oder exportieren kann. Erschwerend für diese ohnehin schon hoffnungslose Situation kommt der russisch-ukrainischen Krieg hinzu, das Scheitern einer Einigung über die iranische Atommacht, die jüngsten türkischen Ankündigungen, dreißig Kilometer auf syrisches Territoriumvorzudringen, die regelmäßigen Bombenangriffe Israels, die Präsenz von fünf Armeen auf demTerritoriumund die imLande zurückgebliebenen Rebellen des sogenannten Islamischen Krieges (die von der Türkei unterstützt werden, d. Red.).« »Die Franziskaner stehen immer an vorderster Front, um denen zu helfen, die in Notsituationen leiden. (…) Das heißt für uns ganz konkret, die Hungerndenmit Lebensmitteln zu versorgen, Häuser und Wohnungen zu reparieren, mit Studienbeihilfen der jungen Generation zu helfen.« Besonders zu erwähnen ist, unterwelchen lebensbedrohlichen Bedingungen zwei Brüder imGebiet der Rebellen des »Islamischen Krieges« in der Region von Idlib (Nordsyrien) leben: Hanna Jallouf OFM und Luai Bsharat OFM. (…) Diese beiden Franziskaner sind tatsächlich jeden Tag in Gefahr, ihr Leben zu riskieren. Sie bleiben dort, um die wenigen verbliebenen Christen zu unterstützen und für sie zu sorgen. (…) Diese Unterstützung ist notwendig und unerlässlich, sonst würden die Christen (obwohl wir nicht nur Christen helfen) dort Hunger und Durst leiden, und die Verzweiflung wäre noch größer.« 33 www.franziskaner.de Franziskanischer Freiwilligendienst startet Großkrotzenburg • Das Projekt Franziskanische Europäische Erfahrung (FEE) bietet ab sofort einen internationalen Freiwilligendienst für junge Erwachsene in franziskanischenGemeinschaften und Sozialprojekten in Europa an. Auf seinerWebsite werden die Einsatzorte und die konkreten Projekte – bisher in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Spanien und der Schweiz – kurz vorgestellt. Bewerben können sich junge Erwachsene imAlter von 18 bis 27 Jahren beimFranziskanischen Bildungswerk in Großkrotzenburg bei Hanau. Das intensive Vorbereitungs- und Begleitprogramm für den Einsatz sowie Informationen zu vielen Aspekten dieses Freiwilligendienstes werden auf derWebsite erläutert und können selbstverständlich auch imdirektenKontakt besprochenwerden. Leitung und Ansprechpersonen für das Projekt sind: RenéWalke OFMund Sarah Knauer. Kontakt: knauer@fbw.kreuzburg.de 33 www.franziskanische-erfahrung.eu © © nadim asfour – cts Waisenkinder in Aleppo (Syrien) die Teil des Projektes »Ein Name und eine Zukunft« sind, das von den Franziskanern der Kustodie des Heiligen Landes in Zusammenarbeit mit der NRO Pro Terra Sancta realisiert wurde

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