Als katholischer Orden mit jahrhundertealter klösterlicher Tradition haben die Franziskaner in manchen Bereichen ihr eigenes Vokabular. Wir erklären den „Franziskanersprech“:
Bruder, Frater
Die Franziskaner bezeichnen sich selbst als Brüder. In der Regel spricht man einen Franziskaner mit „Bruder + Vorname“ an. Also Bspw. Bruder Gabriel. Diese Anrede ist grundsätzlich für alle Franziskaner korrekt. Frater ist die alte lateinische Anrede für Bruder.
Definitor
Mitglied der Provinzregierung. Die Definitoren werden alle drei Jahre vom Provinzkapitel gewählt. Ihre maximale (ununterbrochene) Amtszeit beträgt neun Jahre.
Definitorium
Das Definitorium ist quasi die Provinzregierung und setzt sich aus dem Provinzialminister, seinem Stellvertreter (Provinzialvikar) und den Definitoren zusammen.
Dritter Orden
Der Dritte Orden des Franziskus ist eine Gemeinschaft für Frauen und Männer, verheiratet oder ehelos, auch Priester, welche die franziskanische Lebensweise außerhalb des Klosters, aber in Gemeinschaft mit Brüdern und Schwestern, gewählt haben.
Einkleidung
Zu Anfang des Noviziates bekommt der Novize das Ordensgewand feierlich vom Provinzialminister angezogen und wird in den Orden der Franziskaner aufgenommen. Öffentliche Veranstaltung.
Erster Orden
Bezeichnung für die drei Männerorden: Franziskaner, Kapuziner und Minoriten
Exerzitien
Geistliche „Übungen“, zu denen Impulse, Stillschweigen, Zeiten zur persönlichen Meditation und zum Gebet, sowie Gespräche mit dem Exerzitienleiter gehören. Den Inhalt der Exerzitien bilden das eigene Leben und Texte der Heiligen Schrift.
In ihrer klassischen Form von Ignatius von Loyola verbreitet, erfahren Exerzitien heute eine vielfältige Ausgestaltung als geistliche Wege in der Begegnung mit Gott.
Franziskaner Weißbier
Mit der Franziskanerbrauerei hat unser Orden nur den Namen gemeinsam, denn ursprünglich lag sie gegenüber von unserem Kloster in München und hieß „Bräustatt bey den Franziskanern“. Heute gehört die Franziskanerbrauerei zu Spaten-Bräu München.
Franziskanerinnen
Sozusagen die modernen weiblichen Franziskaner. Klösterliche regionale Frauengemeinschaften, die meist im 19. Jahrhundert mit dem Fokus auf ein aktives sozial-caritatives Engagement gegründet wurden. Sie leben in Anlehnung an die Regel des Dritten Ordens. Ebenso wie bei den männlichen Franziskanern leben sie im Geist der Spiritualität von Franziskus und Klara.
Franziskus von Assisi
Ordensgründer des Franziskanerordens. (Giovanni Bernadone 1181-1226)
Generalminister
Der Leiter des weltweiten Franziskanerordens mit Sitz in Rom. Er wird von allen Provinzialministern bei ihrer Zusammenkunft im Generalkapitel für 6 Jahre gewählt.
Guardian
(lateinisch: Beschützer, Hüter, Betreuer, Bewahrer, Verwalter). Die von Franziskus selbst gewählte Bezeichnung für den verantwortlichen Bruder in einer Hausgemeinschaft. Franziskus wollte eine flache Hierarchie, deshalb gibt es bei den Franziskanern keinen Abt oder Prior.
Habit
Ordenskleid der Franziskaner, umgangssprachlich meist als „Kutte“ bezeichnet
Junior
Ein Bruder mit zeitlicher Profess
Juniorat (zeitliche Profess)
Dritte Phase der Ausbildungszeit der Franziskaner. Folgt auf das Noviziat. Dauert mindestens drei, höchstens sieben Jahre. Der junge Bruder legt die Profess für jeweils 1 Jahr ab. Die Zeit des Juniorats verbringt der Bruder gewöhnlich mit Studium oder Ausbildung.
Kapitel
Regelmäßige Versammlung von Brüdern zur Beratung oder Entscheidungsfindung. Während am Hauskapitel alle Brüder eines Konventes teilnehmen, besteht das Provinzkapitel aus geborenen Mitgliedern (Provinzialminister, Provinzialvikar, Definitorium, Guardiane) und gewählten Delegierten.
Klara von Assisi
(Chiara di Favarone, 1194-1253). Gute Freundin und Wegbegleiterin von Franziskus. Gründete mit diesem zusammen den zweiten franziskanischen Orden, die Klarissen.
Klarissen
Ordensgemeinschaft der heiligen Klara, die nach dem Privileg der Armut leben: ohne Besitz und im Vertrauen auf die Fürsorge Gottes durch Spenden. Im Gegensatz zu den Franziskanerinnen sind die Klarissen zurückgezogen und kontemplativ.
Konvent
ein Haus oder Kloster der Franziskaner, die Hausgemeinschaft an einem Ort
Kustodie, Kustos
Nach alter Tradition wird die Ordensentität, die sich um die Stätten des Heiligen Landes kümmert, nicht Provinz, sondern Kustodie genannt.
Der Leiter dieser Kustodie ist der Kustos des Heiligen Landes. Er steht im Rang eines Provinzialministers. Der Tätigkeitsbereich der Kustodie umfasst heute neben Israel u.a. auch Jordanien, Syrien und Libanon.
Als Kustodien werden auch Ordensprovinzen bezeichnet, die am Entstehen sind aber (noch) zu klein sind für den Status einer Provinz (weniger als 25 Brüder und 4 Klöster) oder die schrumpfen, und sich einer anderen Provinz abhängig anschließen (z.B. die Schweizer Kustodie).
Novize
Neuling, Noob. Ein Bruder am „Anfang“ seines Klosterlebens
Noviziat
Die zweite Phase der Ausbildung. Ordenseintritt. Das einjährige Noviziat ist in Wiedenbrück. Es ist eine Zeit intensiver Prüfung. Der Novize soll sich selbst, seine Motivation und seine Gottesbeziehung kennenlernen und das Gebetsleben einstudieren.
Ökonom
Der für die Finanzen der Provinz oder eines Konvents verantwortliche Bruder. Er kümmert sich um Verträge und verwaltet die Kasse
ofm
Abkürzung für „Ordo Fratrum Minorum“, zu Deutsch: „Orden der Minderen Brüder“. Franziskus nannte sich und seine Gefährten „Minderbrüder“, weil sie ihren Mitmenschen, ja allen Geschöpfen als Brüder dienen sollen.
ofmcap / ofmconv
Abkürzung für die weiteren Zweige des Ersten Ordens der Minderen Brüder: Die Kapuziner (ofmcap) und Minoriten / Konventuale (ofmconv).
ofs
Abkürzung für „Ordo Franciscanus Saecularis“. Siehe Dritter Orden.
osc
Abkürzung für Ordo Sanctae Clarae, den Orden der Klarissen
Pater
Pater ist die Bezeichnung für einen Ordenspriester. Wenn ein Bruder also in priesterlichem Dienst steht, so ist „Pater + Vorname“ eine gebräuchliche Anrede. Also Bspw. Pater Cornelius. Viele Ordenspriester der Franziskaner verzichten heute aber auf diese spezifische Anrede und lassen sich trotz Priestertum gerne als Bruder ansprechen. Bspw. Bruder Andreas.
Postulant
Ein Mann der als Gast bei den Franziskanern in einem Konvent mitlebt, mit dem Ziel selbst Ordensmann zu werden.
Postulat
Erste Phase der Einführung in das Ordensleben. Das Postulat der Franziskaner dauert ein Jahr und findet hauptsächlich in Berlin-Pankow statt. Die Postulanten lernen die Lebenswelt der Franziskaner in verschiedenen Arbeitspraktika kennen und üben das religiöse Gemeinschaftsleben ein.
Profess
Das Versprechen, sein Leben nach den drei Gelübden „Armut“, „Gehorsam“ und „ehelose Keuschheit“ auszurichten. Es gibt die Erstprofess am Ende des Noviziates, die zeitliche Profess der Junioren und die feierliche (ewige) Profess am Ende des Juniorats bei der sich der Bruder letztendlich Lebenslang der Bruderschaft verpflichtet.
Provinz
Was für Deutschland die Länder sind, das sind für die Franziskaner weltweit die Provinzen. Jede dieser Provinzen hat ihren eigenen Leiter (Provinzialminister) und ihre eigene Provinzregierung (Definitorium). Die Provinz entscheidet weitgehend eigenständig.
Provinzialminister / Provinzial
Der Provinzialminister ist der Leiter einer Provinz. Er wird vom Provinzkapitel auf sechs Jahre gewählt. Nach Ablauf dieser Amtszeit kann er nochmals für drei Jahre gewählt werden. Gemeinsam mit dem Definitorium leitet er eine Provinz.
Provinzialat
das Büro des Provinzialministers
Provinzialvikar
Stellvertreter des Provinzialministers
Refektor, Refektorium
Speisesaal / Esszimmer der Brüder
Rekreation
Wohnzimmer der Brüder. Die gemütliche Stube, Erholung. Die heutige Jugend würde wohl Chill Out-Bereich dazu sagen.
San Damiano Kreuz
In einer verfallenen Kapelle vor den Stadttoren Assisis hatte der heilige Franziskus vor einer mittelalterlichen Kreuzikone gebetet und seine Berufung erfahren. Neben dem Tau ein wichtiges Symbol der franziskanischen Bewegung.
Tau
Das T ist ein Symbol für die Franziskanische Familie: ein Vermächtnis des heiligen Franziskus, ein Zeichen des Segens und des Friedens.
Zweiter Orden
Bezeichnung für die Klarissen
Vermissen Sie eine Erklärung für einen Ausdruck, der Ihnen unklar ist (und den wir Franziskaner betriebsblind zu erwähnen vergessen haben) ? Bitte nutzen Sie die Kommentarfunktion.
Schönen guten Tag!
Ein Begriff ist mir auf den Seiten der Franziskaner nicht untergekommen: „Mönch“. Ich arbeite in einer Gemeinde, die zum 1.1.24 in eine neue Großpfarrei mit Namen „St.Franziskus“ überführt wird. Und wie das bei einem solchen Prozess ist, beschäftigz man sich mit dem neuen Namensgeber. Auf der Suche nach einem Logo war auf der letzten Pastoralraumkonferenz ständig die Rede von „Franziskus als Mönch“. Da ich in meiner Jugend in franziskanischen Kreisen unterwegs war, habe ich im Hinterkopf, Franziskus sei kein Mönch gewesen sondern hat sich als Bruder verstanden. Wie sieht man das heute?
Freue mich auf Antwort!
Liebe Grüße aus Offenbach am Main!
Hallo Barbara,
ja, vollkommen richtig in Erinnerung. Franziskaner nennen sich Brüder und nicht Mönche, und distanzieren sich damit von der klösterlichen Lebensweise der monastischen Orden (z.B. Benediktiner). Auch wenn über die Jahrhunderte vieles klösterlicher geworden war bei den „Minderbrüdern“, mit der Selbstbezeichnung als Mönchen haben sie sich nicht angefreundet.
Ich vermisse „Custos/Kustos“ und „Kustodie“. Ferner „Residenz“. (Oder gibt es den Begriff für eine Niederlassung, die nicht Konvent ist, nicht mehr?) Dank & Gruß!
Danke für den Hinweis.
Nach alter Tradition wird die Ordensentität, die sich um die Stätten des Heiligen Landes kümmert, nicht Provinz, sondern Kustodie genannt.
Der Leiter dieser Kustodie ist der Kustos des Heiligen Landes. Er steht im Rang eines Provinzialministers. Der Tätigkeitsbereich der Kustodie umfasst heute neben Israel u.a. auch Jordanien, Syrien und Libanon.
Als Kustodien werden auch Ordensprovinzen bezeichnet, die am Entstehen sind aber (noch) zu klein sind für den Status einer Provinz (weniger als 25 Brüder und 4 Klöster) oder die schrumpfen, und sich einer anderen Provinz abhängig anschließen (z.B. die Schweizer Kustodie).
Residenzen haben wir nicht (mehr).
Guten Tag,
ich möchte ein Schreiben an den Kustos des Heiligen Landes richten. Ist „Bruder“ respective „Brother“ hier die korrekte Anrede?
Vielen Dank im Voraus – Lukas
Hallo Lukas
„Brother“ wäre international in Englisch schon korrekt.
Das Heilige Land ist bei den Franziskanern aber weitgehend italienisch und lateinisch geprägt, in Umgangssprache und Kultur. Daher wäre „Padre“ oder „Frater“ auch angemessen.
Guten Abend,
wie nennt man Brüder, die die zeitliche bzw. feierliche Profess abgelegt haben?
Sagt man: zeitliche / feierliche Professen oder Brüder mit zeitlicher / feierlicher Profess
Vielen Dank im Voraus
Hallo KG
Die Brüder, die noch keine feierliche Profess abgelegt haben nennt man, wie sie richtig vermuten, „Zeitlichprofessen“.
Das ist aber ein sehr technischer Terminus, wir nennen sie Junioren. Entsprechend dem Zeitabschnitt ihrer Ordensausbildung, dem Juniorat.
In der Korrespondenz zwischen den Patres und den Provinzialen (um 1900 in Brasilien) kommt oft die Abkürzung Pater Rvm. vor. Was bedeutet Rvm?
Vielen Dank für ihre Anfrage.
Rvm. Ist die Abkürzung für Reverendissiumum, einer heute nicht mehr gebräuchlichen Ehrenbezeichnung, im weiteren Sinne von „hochwürdiger“.
Guten Abend, wissen Sie Naeheres ueber die Organisation des Studiums (Universitaet) der Franziskaner im Mittlealter, oder kennen Sie Literatur zum Thema? (hatten sie eigene Lehrstuehle, Kollegien etc., z. B. in Paris?) – Vielen Dank im Voraus – Irmgard
Gerade das Studienwesen der Franziskaner (wie der Dominikaner) war im Mittelalter sehr ausgebaut, bei den damaligen Universitäten z. B. in Paris, Oxford, Cambridge, später in Prag, Erfurt, Leipzig, Köln, Wittenberg, gab es Lehrstühle eigens für franziskanische Theologie (Alexander von Hales, Bonventura, Duns Scotus, Ockham). Zudem gab es für die erste Stufe der philosophischen oder theologischen Ausbildung auch lokale oder regionale Studienzentren in einzelnen Klöstern und Ordensprovinzen. Zum Studienwesen OFM gibt es gute Darstellungen in Ordens- Geschichtsbüchern (z. B. bei Holzapfel, Iriarte), aber auch Einzeldarstellungen (z.B. Hilarin Felder, B. Roest).
Guten Morgen,
ich lese gerade den Bericht eines Kapuziners über die Mission in Angola um 1700. Der Vorsteher? der Missionare wird im Text als Pater Präfectus bezeichnet. Wie ist heute die Bezeichnung?
Vielen Dank!
Ich vermisse die Begriffe „Pater“ und „Frater“. Zumindest gab es die Unterscheidung bei den Franziskanern doch mal. Sind heute auch die Brüder geweihte Priester?
Alles klar soweit? Oder vermissen Sie eine Erklärung für einen Ausdruck der Ihnen unklar ist (und den wir Franziskaner betriebsblind zu erwähnen vergessen haben)? Bitte nutzen Sie die Kommentarfunktion.