Der Generalrat des Franziskanerordens hat alle Konferenzen (zusammenarbeitende Regionen mehrerer Ordensprovinzen) aufgerufen, ein Treffen für Franziskanerbrüder zu organisieren, die keine Priester sind. Intern werden diese oft als „Laienbrüder“ bezeichnet.
Die mitteleuropäische Konferenz „COTAF“ (Conference of Transalpin Franciscans), der die Deutsche Franziskanerprovinz angehört, hielt dieses Treffen vom 8. bis 12. April 2024 ab. 23 Brüder trafen sich dazu im Gästehaus der Franziskaner-Missionsschwestern Mariens in Santa Maria degli Angeli.
Brüder und Priester
Der Franziskanerorden besteht aus Brüdern. Bereits zu Lebzeiten des heiligen Franziskus waren unter den ersten Mitgliedern auch einige Priester dabei. Die meisten Brüder hatten diese priesterliche Berufung jedoch nicht. Das hat sich im Laufe der Geschichte geändert. Für die Kirche war es nützlich, die Minderbrüder für Pfarr-pastorale Aufgaben einzusetzen. Die Brüder, die keine Priester waren, arbeiteten oft in einfachen häuslichen Diensten: als Pförtner, Koch, Gärtner, Mesner, Landwirt, Schneider oder Handwerker. Heute bilden diese Brüder eine Minderheit im Orden.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, begann sich das Leben der Brüder zu verändern. Es traten nun auch vermehrt Männer in den Orden ein, die über eine höhere Bildung verfügten – aber nicht den Ruf zum Priestertum verspürten. Sie wurden Lehrer, Ärzte, Krankenpfleger, Sozialarbeiter, usw. Ein Franziskaner kann (fast) jeden Beruf ausüben.
Allerdings kümmerten sich die Franziskaner, die Priester sind, inzwischen auch um die „Haushaltsaufgaben“. Der Unterschied verschwand (zum Glück) zunehmend, aber die Brüder blieben (leider) immer noch unkenntlich: nun nicht mehr hinter – sondern zwischen „den Patres“. Für Aufgaben und Führungspositionen innerhalb des Ordens sind sie oft weniger gefragt.
Nicht-Priester-Brüder sind auch eine Minderheit innerhalb des Ordens: Weltweit kommen laut Statistik auf 20 Franziskaner heute 17 Priester und 3 Brüder.
In den COTAF-Provinzen (Rumänien, Ungarn, Österreich, Schweiz, Deutschland, Frankreich/Wallonien und Niederlande/Flandern) stehen derzeit 150 Brüder (1/3 davon lebt in Deutschland!) etwa 820 Priestern gegenüber.
Einfach nur Bruder
Ein wichtiges Thema des Treffens in Assisi war, wie die Brüder genannt werden wollen. Der Begriff „Laienbruder“ gilt als altmodisch und auch unklar definiert. Denn die Mitglieder des OFS, des Franziskanischen Laienordens, sind die wahren Laienschwestern und Laienbrüder. Als Alternative wird der Begriff „Nicht-Priester-Bruder“ verwendet, der jedoch als noch schlimmer empfunden wird: Man nennt sich dann nach dem, was man nicht ist. Aber niemand beschreibt sich selbst als „Ich bin nicht-schwarzhaarig und nicht-weiblich“, wenn er „blond und männlich“ ist. Warum sollten sie dann betonen, was sie nicht sind?
Die Teilnehmer des Treffens kamen überein, dass sie einfach „Bruder“ genannt werden wollen. Wobei es eine Unterscheidung zu den anderen Franziskanern, die traditionell (aber altmodisch) „Pater“ genannt werden, nicht geben soll. Auch diese sind Brüder.
Die Brüder möchten, dass der Orden stärker hervorhebt, dass sie – obwohl ein Orden – zwei Berufungen haben: Die als Bruder und die als Priester – und dass diese aus der Perspektive des Ordensmannes gleichwertig sind. Für fast alle Aufgaben im Orden der Franziskaner, egal ob als hausleitender Guardian, in der Gästebetreuung, als Koch oder als Ausbildungsmagister, bedarf es nicht der Qualifikation eines geweihten Priesters. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn diese Aufgaben von Brüdern erledigt würden, damit die Priester das tun könnten, wozu sie ausgebildet wurden: die Messe feiern, Beichten hören, Seelsorge betreiben, Sakramente spenden und so weiter.
Die Brüder machen auch oft die Erfahrung, dass sie sich verteidigen müssen, weil sie keine Priester sind. Menschen außerhalb des Ordens gehen automatisch davon aus, dass alle Brüder auch Priester sind. Die Lebensform ist unbekannt – man kennt Priester, man kennt Ordensschwestern. Aber was ist ein Ordensbruder? Ein Teilnehmer versuchte seine Berufung zu erklären, „dass er eine männliche Schwester“ sei, denn diese sind ja auch Ordensleute, aber keine Priester.
Die Frage „Sind Sie Priester oder nur ein Bruder?“ wird auch immer wieder gestellt. Aber wieso eigentlich „nur“? Das Leben eines Bruders ist weder mehr noch weniger. Es sind die verschiedenen Berufungen, die Gott über die Menschen verteilt.
Als Antwort auf Gottes Ruf
Die Brüder haben aber überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Die Besucher im Kloster kommen tatsächlich gerne mit ihnen in Kontakt, denn sie sind einfach „ein bisschen mehr auf Augenhöhe“ mit ihnen. Die Brüder empfinden es als Segen, ein intensives Gebetsleben zu führen. Sie leben ihr Leben aus Liebe und als Antwort auf Gottes Ruf. Dazu sagen sie jeden Tag „Ja!“
Für die Teilnehmer des Treffens war es etwas Besonderes, an den Orten zusammen zu sein, an denen Franziskus und Klara mit ihren ersten Brüdern und Schwestern lebten: in Portiunkula, in San Damiano oder in der Einsiedelei Carceri. Assisi ist eine geistliche Batterie für franziskanisch inspirierte Menschen.
Gerade weil die Brüder in internationalen Gremien und Aufgaben des Ordens generell unterrepräsentiert sind, war dies eine ganz besondere Gelegenheit, den internationalen Charakter des Ordens zu erleben, sich gegenseitig als Brüder zu unterstützen und dem Orden Ideen zu geben, wie er sich verbessern könnte.
Generell läuft es in den Ordensprovinzen in Europa gut: Die Franziskaner, egal ob zum Priester berufen oder nicht, leben brüderlich zusammen, haben eine Arbeit, die zu ihnen passt und erhalten eine gute, solide Ausbildung. In anderen Teilen der Welt ist das aber anders. Dort sind die Brüder in der Ausbildung oft stark benachteiligt im Vergleich zu einer priesterlichen Karriere. Oder die Option, Franziskaner zu werden, ohne Priester zu sein, bleibt vollkommen außen vor. Die Brüder der COTAF hoffen durch ihr Beispiel Franziskanern in anderen Ländern der Welt zu helfen im Dienst Gottes präsent unter den Menschen zu sein, in welchem Beruf sie auch immer tätig sind.
Ein Blick in die Zukunft
Für die Zukunft hoffen die Brüder auf eine noch größere Gleichberechtigung aller Ordensmitglieder. Denn sie gemeinsam für die gleiche Mission des Ordens: das Evangelium zu leben, indem sie für die Armen, Kranken und Schwachen in der Gesellschaft da sind. Wie der heilige Franziskus sagte, „durch Predigen, wenn nötig mit Worten – vor allem aber durch gelebtes Leben“.
Die Welt braucht die Spiritualität von Franziskus und Klara von Assisi, das Gebet und das gelebte Beispiel vielleicht heute mehr denn je.
Zum Thema Brudersein als Franziskaner.Der Heilige Franziskus von Assisi hat nicht studiert und er hat die Ausbildung zum Diakon erlangt.Die lieben Brüder ,die hier,sogenannt einfache Dienste im Klöster verrichten,brauchen eine abgeschlossene Berufsausbildung als Koch,Gärtner,Landwirt,Schneider,im Handwerk oder auf synodaler Art werden diese notwendigen Tätigkeiten von Laien ,Gemeindemitgliedern,3.Orden OFS,ausgeführt.Die Franziskaner ,die ein abgeschlossenes Theologiestudium haben und die Priesterweihe ,sollen entlastet werden ,von den weltlichen Aufgaben.Als Brüder und Schwestern arbeiten und leben Sie nach den Regeln ,der ordentlichen Regeln vom 29.November 1223,zusammen.Der Heilige Franziskus hatte Kritik an seiner Führung des Ordens erhalten,als zunehmend Juristen und Gelehrte in den Orden des Heiligen Franziskus eintreten.Er trat zurück und suchte die Nähe von Jesus Christus bis zur Stigmatisierung.
Franziskaner diskutieren international über das „Brudersein“
Das war ein wichtiger Austausch. Ich frage mich schon lange, warum nicht alle Bruder genannt werden
( den Schritt haben die Kapuziner, den Franziskanern schon voraus) dann gäbe es nur Brüder und keinen Nur- Bruder, die mit dem P davor sind doch nicht, mal zugespitzt gesagt, die bessern Brüder und die ohne dem P davor halt die ,die in Haus , Garten, Pforte und….. die weniger angesehen Dienste tun, wie ein Priester- Bruder. Ich kenne viele Brüder die sehr emphatische, zugewandte, herzliche Nur- Brüder waren und sind, Seelsorger im guten Sinne, ich finde es wäre an der Zeit und sicher auch im Sinne des Ordensgründers, die Unterschiede in der Anrede abzuschaffen, das macht dann schon einen großen Unterschied.
An alle Brüder mit dem P vorm Namen, ich kann verstehen , dass es schwer fällt, eine vertraute Anrede loszulassen, dass wäre bei aller Brüderlichkeit auch schmerzlich, aber nachdenkenswert.