02.06.2023 Pater Hans-Georg Löffler

Aber an allen anderen Tagen leben wir

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Pater Hans-Georg Löffler

„Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy“
„Ja, das stimmt, aber an allen anderen Tagen nicht!“

Als mir dieser Dialog zwischen Charly Brown und Snoopy vor einigen Wochen gemailt wurde, dachte ich „chacka!“, „Ja, so ist es!“, denn darin kommt ein so starker Lebenswille zum Ausdruck, der mich packt!

Ja, es gibt die Herausforderungen für das jeweilige Leben – die ernste Situation der Umweltproblematik, Kriege und Katastrophen, Umstände, die Menschen an Grenzen der Belastbarkeit und der Zuversicht bringen – sie sind da! Keiner kann sie leugnen (sorry, doch einige …).

Mich steckt dieser Lebenswille, den ich bei dem Gedankenaustausch von Charly Brown und Snoopy empfinde, an: Eine Alternative zu allen Untergangszenarien, ob in der Gesellschaft oder auch in unseren Kirchen – wir leben! Noch! Aber wir leben – jetzt und heute und auch, hoffentlich, morgen. Und wir haben es – zu einem nicht unbeträchtlichen Teil in der Hand, wie dieses Leben aussehen kann. „Mit den Wölfen heulen – oder mit den Kranichen fliegen“ hieß einmal das Thema eines Vortrags. Keine Höhenflüge, wir müssen geerdet bleiben – aber wir dürfen doch auch träumen vom Leben, wie es sein könnte, wir können Mitstreiterinnen und Mitstreiter suchen, um etwas davon Wirklichkeit werden zu lassen.

Wenn Christen mit diesem „Schwester- und Brudersein“ ernst machten, wenn Menschen sich als Menschen annähmen, und diese Welt und ein gerechtes, friedvolles Leben als Weltgemeinschaft anstrebten, wenn sie Ideologien widerstehen lernten und sich „einfach“ einlassen könnten aufeinander, motiviert aus den Schriften ihrer jeweiligen Religionen, den positiven Ansätzen ihrer jeweiligen Philosophien und Weltanschauungen, in einem ehrlichen Miteinander – müsste es doch einer zivilisierten Gesellschaft möglich sein, Gegensätze zu überwinden, nicht im „Klein-Klein“ hängenzubleiben, sondern das Größere zu sehen und sich dafür einzusetzen.

Müsste, würde, könnte – doch oft „ist das Hemd näher als er Rock“ (dt. Sprichwort). Aber trotzdem will ich hoffen, dass sich viele dafür immer wieder einsetzen – denn an allen Tagen, wo wir nicht sterben, leben wir!


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.


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