Die Häuser der Franziskaner

Dorsten

Franziskanerkloster

Abgesehen von zwei kurzzeitigen Zwangsauflösungen im 30-jährigen Krieg und im Kulturkampf, sind die Franziskaner seit 1488 in Dorsten und zwar an dem Platz, wo auch heute Kloster und Kirche stehen.

Im Jahre 1642 errichteten sie zusammen mit der Stadt Dorsten auf ihrem Klostergelände das Gymnasium Petrinum, das 1902 außerhalb des Klosterbereichs im Stadtgebiet neu eröffnet wurde. Ein Jahr später, 1903, wurde ein Teil der Ordenshochschule (Philosophie und Fundamentaltheologie) der Provinz nach Dorsten verlegt. Das blieb so bis zur Zerstörung des Klosters und der Kirche am Ende des 2. Weltkrieges.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Kirche an der gleichen Stelle und das ehemalige Gebäude des Gymnasiums als Kloster wieder aufgebaut. Die Hälfte des Grundstücks wurde 1977 an eine Kaufhauskette verkauft, auf dem verbleibenden Grundstück das jetzige Kloster und die Klosterkirche neu errichtet.

Wie die Gesamtbevölkerung unseres Landes sind auch die Ordensgemeinschaften von dem Problem der Überalterung betroffen. So ist seit einigen Jahren in unserer Ordensprovinz, die eine Vielzahl von Klöstern in ganz Deutschland umfasst, das Kloster in Dorsten vornehmlich als Bleibe für Senioren gedacht. Als Haus, in dem Franziskanerbrüder wohnen, die aufgrund des Alters aus dem aktiven Dienst ausgeschieden sind, aber dennoch viele und vielseitige seelsorgliche Aufgaben übernehmen.

Wir Franziskaner fühlen uns der Stadt Dorsten und ihren Bewohnern verbunden und hoffen, noch lange unseren Dienst hier tun zu können.

 

Das Konventsgebäude mit der zeltartigen Fassade der Klosterkirche.
Das Konventsgebäude mit der zeltartigen Fassade der Klosterkirche.

Gemeinschaft der Franziskaner

Heute wohnen acht Franziskaner im Kloster Dorsten. Sie sind keine ‚Singels‘, die zufällig in diesem Haus ein Zimmer gefunden haben, im Übrigen aber nebeneinander und nicht miteinander leben. Sie sind, wie das Wort sagt, eine Ordensgemeinschaft. Die Gemeinschaft bestimmt wesentlich ihr Leben. Gemeinschaftlich nehmen sie ihre Mahlzeiten ein, gemeinschaftlich beraten sie Angelegenheiten des Hauses und der Kommunität, gemeinschaftlich verbringen sie Stunden der Erholung. Neben ihrem persönlichen Gebet kommen sie dreimal am Tage in der Hauskapelle zum gemeinsamen Gebet zusammen: morgens (Laudes), mittags (Terz/Sext/Non) und abends (Vesper). Im brüderlichen Miteinander und Füreinander sieht Franziskus die eigentliche Sendung seiner Bruderschaft und die wirksamste Predigt. Und dies trifft auch dann zu, vielleicht gerade dann, wenn sie nicht mehr im aktiven Leben stehen.

Bis vor einigen Jahren lebten in diesem Kloster noch zwei Franziskaner, die hauptamtlich tätig waren, der eine am Gymnasium, der andere im hiesigen Krankenhaus. Die Franziskaner, die heute im Konvent zu Dorsten leben sind alle aufgrund ihres Alters aus dem aktiven Leben ausgeschieden.

Die Hausgemeinschaft

Tobias Ewald (Guardian), Arnold Hoheisel (Hausvikar), Franz Josef Mohn, Richard Niewerde, Thomas-Maria Folger, Heinz-Günther Hilgefort, Heribert Arens, Peter Fobes.
Der Gemeinschaft zugeschrieben ist Ludger Thier.

Unsere Aufgaben

Die Brüder in Dorsten sind zwar alle aus dem „aktiven Leben“ ausgeschieden, sie sind aber keineswegs inaktiv. Viele seelsorgliche und andere Verpflichtungen fordern weiterhin ihren vollen Einsatz, trotz ihres Alters. Nur die wichtigsten Verpflichtungen seien hier aufgezeigt:

Unerwähnt bleiben darf nicht der sozial-caritative Dienst. An allen Werktagen erhalten von 8:30 Uhr bis 9:30 Uhr 10 bis 15 Bedürftige und Nichtsesshafte an der Klosterpforte Speise. Zusätzlich bitten nicht wenige zu anderen Tageszeiten um eine Unterstützung. Für beide Aktionen werden wir dankenswerterweise unterstützt von der Bäckerei Imping mit Brot und regelmäßigen Geldspenden des ‚LC Dorsten Hanse‘ und von vielen anderen, die gelegentlich eine Spende für diesen Zweck an der Klosterpforte abgeben.

Darauf sind wir auch angewiesen; denn wir in Dorsten lebenden Franziskaner sind aus dem aktiven Arbeitsprozess ausgeschieden, haben somit als Ordensleute keine festen Einkünfte. Wir haben aber alle ein Leben lang für den Orden gearbeitet, der nun im Alter unsere Versicherung ist.

Kontakt

Kontakt

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Franziskanerkloster St. Anna
Lippestr. 5
46282 Dorsten

Tel.: 02362 / 95 28-0
Fax: 02362 / 95 28-222

eMail: dorsten@franziskaner.de
web: www.franziskaner-dorsten.de

Kirche

Franziskanerkirche St. Anna

Die Klosterkirche St. Anna dient vornehmlich den liturgischen Belangen der Ordensgemeinschaft. Besucher sind herzlich eingeladen an den Gottesdiensten der Gemeinschaft teil zu nehmen. Darüber hinaus besteht jederzeit die Möglichkeit zum Beicht- und Beratungsgespräch.

Die Kirche ist täglich nach dem Gottesdienst bis 18:00 Uhr geöffnet (Marienkapelle)

Innenausstattung der Kirche

Der Altarraum der Klosterkirche St. Anna mit Werken des Berliner Bildhauers Paul Brandenburg.
Der Altarraum der Klosterkirche St. Anna mit Werken des Berliner Bildhauers Paul Brandenburg.

Die Kunstwerke aus grauem Muschelkalkstein und Gussaluminium im Altarraum stammen vom Bildhauer Paul Brandenburg aus Berlin. Die achteckige Altarplatte mit Windungen der Dornenkrone nimmt die Form des Grundrisses der Kirche auf.

Anlehnend an den „Sonnengesang“ des hl. Franziskus, umgibt ein strahlendes Motiv der Sonne das Tabernakelgehäuse.

Die hohe Tabernakelstele greift die Vertikale des Altarraums auf und stellt die Verbindung zum Kruzifix her, das von der Decke herabhängt. Es zeigt den leidenden Christus mit weit vornüber geneigtem Haupt. Die Strahlenkränze hinter dem Haupt Jesu und an den Enden der Kreuzbalken, hinweisend auf die Wundmale, geben dem Ganzen etwas Sieghaftes.

Der aus Gussaluminium gefertigte Ambo, der Ort der Verkündigung, fügt sich gut in den Gesamtraum des Altares ein.

Die Fenster, ein Werk des Malers und Glasbildners Johannes Beek aus Nettetal Hinsbeck, stimmen in den Grauwerten der Opakgläser gut zum silbrigen Glanz des Gussaluminiums.

Rechts vom Altarraum fand die Steinplastik des stigmatisierten Franziskus einen würdigen Platz. Die erhobenen Hände weisen hin auf seine Wundmale. Durch die beschädigten Finger der Plastik ist die Wirkung ein wenig geschmälert. Die Steinplastik ist ein Werk von Heinrich Brabender um 1500.

Die Orgel im hinteren Teil der Kirche wurde von der Dorstener Orgelbaufirma Breil gebaut.

Die Marienkapelle, die tagsüber von vielen Menschen zum stillen Gebet aufgesucht wird, ist geprägt von dem Gnadenbild der Unbefleckten Empfängnis. 1680 vernahm hier in Dorsten P. Antonius Schierle beim Gebet vor diesem Bild die Worte: „Bring mich nach dem Hardenberg, dort will ich verehrt sein.“ Das geschah 1681. So wurde Hardenberg/Neviges als Wallfahrtsort begründet. Unser Bild ist eine Kopie.

An der linken Wand der Marienkapelle befindet sich der Kreuzweg, ebenfalls gestaltet von Paul Brandenburg, mit einer Pietà-Skulptur (um 1500) als 13. Station. An der gegenüberliegenden Wand ist die Skulptur der hl. Agatha (17. Jh.), Stadtpatronin der Dorstener Pfarrkirchen.

Kirchbau

Dieses Gebäude ist bereits die dritte Franziskanerkirche in Dorsten. Die erste Kirche, um 1500 erbaut, stand auf dem Gelände des Warenhauses H&M / Mensing an der schmalen Straße, die bis heute den Namen „Patersgasse“ trägt. Sie wurde wie das Kloster durch den Bombenangriff im Frühjahr 1945 völlig zerstört.

Aus den Trümmersteinen, die mit Hilfe Dorstener Bürger gesäubert wurden, entstand der Bau der zweiten Kirche – an derselben Stelle und in der gleichen Größe wie die erste. Sie wurde 1952 geweiht. Aber dann kam alles anders als gedacht. Die nach dem Wiederaufbau erhoffte Rückkehr der Ordenshochschule nach Dorsten blieb aus, sie wurde im nicht zerstörten Kloster in Warendorf angesiedelt. In Dorsten entstanden am Rand der Altstadt zwei neue Pfarreien, St. Nikolaus und St. Johannes. Dadurch nahm die Zahl der Besucher unserer Kirche ab. In dem auf dem Klostergelände 1959 neu errichteten Internatsgebäude, anfangs voll belegt, blieben nach und nach die Schüler aus. Die Kirche und das Klosterareal erwiesen sich für die verbliebenen Franziskaner in Dorsten als zu groß und wirtschaftlich unrentabel.

Der Klosterbereich wurde darum zur Hälfte verkauft und auf dem verbliebenen Grundstück 1977/78 ein neues Kloster und eine neue Kirche gebaut, eine Gemeinschaftsplanung der beiden Dorstener Architekten Dipl.-Ing. Prof. Manfred Ludes und Dipl.-Ing. Joachim Zschoch. Der Grundriss der Kirche wurde auf der Basis von zwei um 45° versetzten Quadraten als achteckige Raumkirche entwickelt. Der höchste Punkt des Raumes liegt über der Altarzone und betont so deren Bedeutung auch nach außen. Die Zuordnung zum Altarbezirk unterstreicht die Anordnung der Bänke. So erfährt sich selbst eine kleinere Anzahl von Gläubigen bei Gottesdiensten als Gemeinschaft.

Geschichte

Geschichte

Das Stadtwappen von Dorsten
Das Stadtwappen von Dorsten

Wie in zivilen Berufen, müssen heute auch Ordensleute in einem bestimmten Lebensalter aus einem Arbeitsverhältnis ausscheiden. Da mit dem Kloster Dorsten keine Pfarrei, kein Bildungshaus oder irgendeine andere Institution verbunden ist, die den Einsatz jüngerer Ordensleute fordern würden, ist in der Leitung der Provinz der Gedanke gereift, das hiesige Kloster zu einem sogenannten Seniorenkloster zu bestimmen. Die örtlichen Gegebenheiten dafür sind ideal. Das 1977 gebaute Kloster ist auf Zukunft hin seniorengerecht gebaut. Es hat einen Aufzug, besitzt Zimmer mit Nasszellen, liegt mitten in der Fußgängerzone von Dorsten und ermöglicht selbst Älteren und Gehbehinderten, leicht den Arzt, die Apotheke und andere Geschäfte aufzusuchen. Die heute im Dorstener Konvent lebenden Franziskaner sind alle aufgrund ihres Alters aus dem aktiven Leben ausgeschieden.

Wenn sie auch aus dem aktiven Leben ausgeschieden sind, sind sie keineswegs inaktiv. Viele seelsorgliche Aushilfen in den Pfarreien und Eucharistiefeiern in den Häusern der Ordensschwestern, sowie Verpflichtungen verschiedener Art fordern weiterhin ihren vollen Einsatz. Sie sind aber wesentlich eine Ordensgemeinschaft, die einen hohen Wert in sich hat. Gemeinschaft erfahren sie bei den gemeinsamen Mahlzeiten, bei gemeinsamen Gesprächen, in gemeinsamen Erholungsstunden, vor allem aber im gemeinsamen Gebet, zu dem sie dreimal am Tag in der Hauskapelle zusammenkommen. Sie laden an jedem Werktag um 10:00 Uhr und an Sonn- und Feiertagen um 8:30 Uhr in der Klosterkirche zur Eucharistiefeier ein und erfüllen durch all das ihren Beitrag, dass in dieser Stadt Gott seine Wohnung findet.

1251 – Dorsten erhält Stadtrechte

Schon lange vor dem Mittelalter gab es auch im Dorstener Umfeld vereinzelt Siedlungen. Aber erst 1251 erhielt Dorsten – ein 90-Seelen-Ort – durch den damaligen Landesherren, den Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden, die Stadtrechte verliehen.

Begünstigt durch die Lage an der Lippe, entwickelten sich schnell Handel und Gewerbe in der Stadt. Die Bevölkerung wuchs an. Dorsten wurde zur „kleinen Hansestadt“ an der Lippe. Bald wurden zum Schutz der Stadt eine Stadtmauer und ein Graben angelegt. Spuren davon sind bis heute erhalten.

1488 – Gründung des Franziskanerklosters

Graphik des Gründungsbaus des Klosters mit Gartengrundstück und der ersten Kapelle von 1488.
Graphik des Gründungsbaus des Klosters mit Gartengrundstück und der ersten Kapelle von 1488.

Um das Jahr 1480 bestand eine Fehde zwischen dem Ritter Goswin von Raesfeld und der Stadt Dorsten. Der Bruder des Ritters Goswin, Pater Antonius von Raesfeld, war zu dieser Zeit Guardian des Franziskanerklosters zu Leiden (Holland). Ihm gelang es, zwischen den Streitenden zu vermitteln und die Fehde beizulegen. Auf seinen Rat hin wurde beschlossen, dass in Dorsten, unter Mitwirkung der einst Streitenden, ein Franziskanerkloster errichtet würde, um so das „Werk des Friedens“ zu vollenden.

In einer Urkunde des Dorstener Senats von 1488 wurde die Gründung eines Konvents in Dorsten besiegelt.
Den Franziskanern wurden ein Kloster und eine Kapelle zur Verfügung gestellt und das Versprechen gegeben, anstelle der Kapelle eine Kirche bauen zu dürfen. Das geschah um 1510. Das Kloster wurde bereits im Jahr 1495 fertiggestellt, in dem zur damaligen Zeit etwa 20 Franziskaner wohnten.

Durch weitere Erwerbungen in den Jahren 1505, 1530 und 1557 vergrößerte sich das Klostergrundstück. Nun war es möglich, einen Garten anzulegen, Ställe und Werkstätten zu errichten. Auf diese Weise konnte man den Lebensunterhalt sichern, wenigstens zum Teil.

Bis auf zwei kurzzeitige Vertreibungen sind die Franziskaner seit 1488 bis heute in Dorsten anwesend.

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurden sie 1633 durch die Hessen vertrieben. Sie konnten bereits 1641 wieder zurückkommen, nachdem die kaiserlichen Truppen Dorsten zurückeroberten. Eine weitere Auflösung der Franziskanerniederlassung in Dorsten wurde infolge des Kulturkampfes 1875 durch die staatlichen Behörden angeordnet. Sie dauerte bis 1887.

Dorsten, eine befestigte Stadt und Brückenkopf des strategisch wichtigen Lippeüberganges, war im Laufe der Jahrhunderte eine häufig umkämpfte Stadt, in der die Einwohner viel Leid und Not erdulden mussten. Das bekamen auch die Franziskaner zu spüren. Mehrmals wurden im Kloster und im Gymnasium Lazarette eingerichtet, andere Räume als Magazine oder als Quartiere für durchziehende Truppen beschlagnahmt, die zuweilen große Schäden an und in den Gebäuden zurückließen. Dennoch oder gerade deswegen waren in den zurückliegenden rund 525 Jahren die Franziskaner als Seelsorger in Dorsten und Umgebung gefragt. Sie können heute auf ein segensreiches Wirken zurückblicken.

1642 – Die Stadt Dorsten und ihr Bildungsauftrag

Im Jahr 1641 kehrten nach der Vertreibung durch die Hessen die Franziskaner nach Dorsten zurück. Schon im darauf folgenden Jahr gründeten sie zusammen mit der Stadt Dorsten das Gymnasium Petrinum und übernahmen die Leitung. Auf dem Grundstück des Klosters, auf dem heute die Zentrale der Caritas steht, wurde ein entsprechendes Gebäude errichtet.

Eröffnung am 3. November 1642 mit 78 Schülern. Einige Jahrzehnte später (1699) gründeten die Ursulinen ihr Kloster und das Gymnasium für Mädchen.

Über einige Jahrhunderte hinweg wurde also der Bildungsauftrag dieser Stadt wesentlich von den beiden Ordensgemeinschaften – den Ursulinen und den Franziskanern – getragen.

Erst 1902 wurde das Gymnasium aus dem Klosterbereich ausgelagert und in einen Neubau an anderer Stelle im Stadtgebiet verlegt. Das ehemalige Gebäude des Gymnasiums wurde nach 1902 noch einige Jahre als Präparandenschule und als Lehrerseminar genutzt.

Dorsten ist der Ausgangspunkt für den Wallfahrtsort Hardenberg-Neviges

Kopie des Gnadenbildes. Das Original wurde im 17. Jahrundert von Dorsten nach Neviges gebracht, wo es am heutigen Wallfahrtsort in der Marienkappelle aufbewahrt wird.
Kopie des Gnadenbildes. Das Original wurde im 17. Jahrundert von Dorsten nach Neviges gebracht, wo es am heutigen Wallfahrtsort in der Marienkappelle aufbewahrt wird.

Pater Antonius Schirley, aus Haltern gebürtig und Vikar des Dorstener Konvents, errichtete in seiner Klosterzelle einen kleinen Altar mit dem Bild der Unbefleckten Empfängnis, das aus einem Gebetbuch aus damaliger Zeit stammte. Vor diesem Bild pflegte er vor und nach den Metten zu beten. Eines Nachts im September 1680 hörte er während seines Gebets eine Stimme, die sagte: „Bring mich nach Hardenberg, da will ich verehrt sein“.

In der zweiten Nacht hörte er dasselbe mit dem Zusatz: „Innerhalb von eineinhalb Jahren wird ein großer Fürst ernsthaft erkranken und nicht genesen es sei denn, er macht ein Gelübde, dort ein Kloster zu bauen“.

In der dritten Nacht hörte er, auf welche Weise dort Maria verehrt sein will: es soll eine Novene gehalten werden.

Das Marienbild wurde daraufhin nach Hardenberg-Neviges gebracht.

Auf Schloss Neuhaus bei Paderborn erkrankte 1681 der Fürstbischof von Münster und Paderborn, Ferdinand II. von Fürstenberg. Als die Ärzte ihn bereits aufgegeben hatten, erinnerte man sich an die Offenbarung an P. Schirley. Man hielt eine Novene. Der Patient wurde geheilt. Der Fürstbischof erfüllte daraufhin sein Gelübde. Er pilgerte nach seiner Genesung zu diesem Bild und legte den Grundstein für den Bau eines neuen Klosters zu Hardenberg-Neviges.

Noch heute pilgern im Sommer jeden Jahres die hiesigen Franziskaner mit Gläubigen aus Dorsten und Umgebung nach Neviges. Ein gleiches Bild der Unbefleckten Empfängnis aus einem zweiten Exemplar des o.g. Gebetbuches fand nach dem Tod von P. Antonius in einer Marienkapelle im alten Kloster einen würdigen Platz, konnte auch nach dem Bombenangriff im 2. Welt¬krieg gerettet und in einer dafür geschaffenen Marienkapelle verehrt werden, bis es schließlich in der heutigen, 1978 neu erbauten Kirche einen würdigen Raum erhielt, der tagsüber viele Gläubigen zu einem stillen Gebet einlädt.

1903 – Dorsten wird philosophisch-theologische Ordenshochschule

Franziskanerkloster mit sogenanntem "Drubbel" nach einem Gemälde von Br. Damascen Hahnel OFM, 1926. Dargestellt ist der erweitete Kloster- und Kirchbau nach der Einrichtung der philosophisch-theologischen Ordenshochschule.
Franziskanerkloster mit sogenanntem „Drubbel“ nach einem Gemälde von Br. Damascen Hahnel OFM, 1926. Dargestellt ist der erweitete Kloster- und Kirchbau nach der Einrichtung der philosophisch-theologischen Ordenshochschule.

Mehrere Faktoren kamen zusammen, als die Franziskanerprovinz am 24. Januar 1902 die Entscheidung traf, im Franziskanerkloster Dorsten die phil.-theol. Ordenshochschule anzusiedeln.

• Der Nachwuchs an Ordensleuten nach dem Kulturkampf steigerte sich enorm. Überall mangelte es an Raum, vor allem für ein gemeinsames Studium.

• 1902 wurde das Petrinum auf Betreiben der Öffentlichen Hand ausgelagert und in die Obhut der Stadt gegeben. Das Petrinum wurde städtisches Gymnasium. Die Räume im Klostergebäude wurden frei.

• Die Bausubstanz des alten Klostergebäudes aus der Zeit um 1500 war so marode, dass eine Renovierung sich nicht mehr lohnte. Es wurde abgerissen. Ein neues, größeres Kloster wurde geplant, das den Ansprüchen eines Studienhauses gerecht wurde.

• In Frau Ludovica Farina aus Köln fand die Provinz eine Spenderin, die zum größten Teil die finanziellen Lasten übernahm. Sie kann als „Gründerin“ des damaligen Klosters bezeichnet werden.

So wurde 1903 der Neubau des Hauptflügels mit den Klosterräumen und Unterrichtssälen an der Lippestraße fertiggestellt.

Gleichzeitig mit dem Klosterbau wurden zwei Neubauten als Verlängerung des alten Gymnasiums und als Zwischentrakt zwischen dem alten Gymnasium und dem Studienhaus errichtet, die Raum schafften für die notwendigen Werkstätten.

In den rund 40 Jahren zwischen 1903 und der Zerstörung des Klosters durch Luftangriffe im Frühjahr 1945 wohnten zuweilen über 100 Franziskaner im Dorstener Konvent.

Vor und während des Zweiten Weltkrieges wurden ca. 80 junge Franziskaner aus dem Dorstener Kloster zum Kriegsdienst eingezogen, 20 davon sind gefallen.

1945 — Zerstörung des Klosters und der Kirche durch Bombenangriffe

Der Zweite Weltkrieg zerstörte im März 1945 die Altstadt von Dorsten durch Luftangriffe zu 80 % und riss damit tiefe Wunden in die klassische Architektur des Stadtkerns. Davon blieben auch die Kirche und das Kloster der Franziskaner nicht verschont. Beide wurden völlig zerstört.

1947 — Wiederaufbau und Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg

Auch nach den verheerenden Zerstörungen durch Luftangriffe im März 1945 ging das Leben in der Stadt weiter, auch bei den Franziskanern am Ort. Die meisten Franziskaner waren zum Kriegsdienst eingezogen, die restlichen in Dorsten verbliebenen Brüder fanden nach der Zerstörung zunächst Unterkunft bei einigen Familien. Für den Gottesdienst stellte die Orgelfirma Breil einen Raum zur Verfügung.

Als erstes Gebäude wurde das nur zum Teil zerstörte alte Gymnasium wieder hergestellt und etwas erweitert. Es diente von nun an als Kloster für den hiesigen Konvent.

Am 24. August 1947 konnte das Gebäude bezogen werden. Deshalb steht an der Außenwand des Hauses der Caritas neben dem Gründungsdatum des Gymnasiums „l642“ auch die Zahl „l947″.

Dann wurden verhältnismäßig früh unter tatkräftiger Mithilfe Dorstener Bürger die Ziegelsteine der zerstörten Kirche und des Klosters gesäubert. Sie bildeten den Grundstock für den Bau der Nachkriegskirche. Sie wurde am 24. April 1952 durch Weihbischof Roleff aus Münster konsekriert. Bald entschied die Leitung der Ordensprovinz, in Dorsten keine Ordenshochschule mehr zu bauen. Dafür baute man an der Lippestraße, etwa an der gleichen Stelle, wo früher das Kloster von 1902/03 stand, ein Internat für einen Förderkurs und für Schüler an weiterführenden Schulen. Fertigstellung: Sommer 1959

Bereits ein Jahrzehnt später, 1969, wurde der Förderkurs, das sog. Paschalis-Kolleg, dem Kolleg St. Ludwig (Vlodrop/Holland) eingegliedert. In die frei gewordenen Räume des Paschalis-Kollegs zog der Konvent ein, der seit 1947 im alten Gymnasium untergebracht war. Das Konvikt St. Peter existierte noch bis 1975.

Wie schon vor Jahren große Gebäudekomplexe im neuen Stadtviertel Dorsten-Barkenberg abgerissen wurden und das erst vor rund 30 Jahren gebaute Lippetorzentrum demnächst unter den Hammer kommt, weil vieles in der Stadtentwicklung von Dorsten anders verlief, als ursprünglich geplant, so verlief auch für das hiesige Franziskanerkloster vieles anders, als ursprünglich gedacht.

Die Wiedereröffnung der phil.-theol. Hochschule blieb aus, sie wurde nach Warendorf verlegt. Das 1959 erbaute Internatsgebäude wurde wegen mangelnder Nachfrage nicht mehr gebraucht. Aus personellen und finanziellen Gründen musste für Dorsten ein neues Konzept gefunden werden. Nach Errichtung von zwei neuen Pfarreien (St. Johannes und St. Nikolaus) erwies sich der Innenraum der Nachkriegskirche als viel zu groß und zu kostenaufwendig. Zudem war der bauliche Zustand des Gotteshauses schlecht.

Die jetzt frei stehenden Räumlichkeiten waren für die verbleibenden Franziskaner viel zu groß. Selbst die Frage nach Auflösung des Klosters stellte sich zu der Zeit der Provinzleitung. Sie wurde aber bald positiv entschieden. Nicht zuletzt sprach die Tradition für einen Verbleib in Dorsten, zumal dieses Kloster eine der ältesten Niederlassungen der Franziskaner in Deutschland ist.

So begannen schon im Jahr 1971 Gespräche zwischen der Stadt Dorsten und den Franziskanern über eine mögliche bessere Verwendbarkeit des Klosterbereiches. Die Stadt hatte ein Interesse daran, ein Kaufhaus nach Dorsten zu holen. Zwei Gesichtspunkte waren von Anfang an klar. Erstens: der Klosterbereich wird verkleinert. Zweitens: die freiwerdende Grundfläche wird an das Unternehmen verkauft, das die Stadt Dorsten empfiehlt. Die Provinzleitung entschied sich zum Bau eines neuen Klosters und einer neuen Kirche nach dem Entwurf von Prof. Ludes. Die Ausführung ist eine Bereicherung des Stadtbildes in der Fußgängerzone. 1977 wurde der Bau des Klosters fertig, 1978 der Bau der Kirche.

Dorsten, Konvent
Der Konventsbau mit den Senioren gerecht eingerichteten Zimmern.

Die Deutsche Franziskanerprovinz und das Kloster Dorsten heute

Die Aufgaben, die die Ordensleute in den heute 41 Niederlassungen der Franziskaner in Deutschland – von Hamburg bis Garmisch-Partenkirchen, von Berlin bis Mönchengladbach – erfüllen, sind recht unterschiedlich. Sie arbeiten als Hochschul-, Gymnasial- und Berufsschullehrer, als Schulseelsorger, Studentenseelsorger und Leiter eines Studentenheimes, als Referenten in ordenseigenen und anderen Bildungsstätten, als Krankenhaus- und Schwesternseelsorger, als Exerzitienbegleiter. Die einen stehen in der Ausbildung und Begleitung der jungen Ordensleute, andere in der geistlichen Begleitung der Alten- und Krankenstationen. Sie sind eingesetzt im Dienst an mehreren Wallfahrtsorten, wie z. B. in Neviges, Werl, Vierzehnheiligen, arbeiten als Pfarrseelsorger in den Pfarreien, die mit einem Kloster verbunden sind, aber auch in anderen Kirchengemeinden. Sie sind tätig im Kommissariat des Heiligen Landes und in der Missionszentrale, versehen ihre Aufgaben als Bibliothekar und Archivar, stehen in Leitung, Verwaltung und Organisation der eigenen Provinz, setzen sich ein für die vielseitigen häuslichen Dienste z. B. als Küster, Hausmeister, Pförtner, aber auch in der Obdachlosenfürsorge, in Suppenküchen und Kleiderkammern und vieles andere mehr. So verschieden die Dienste im Einzelnen auch sein mögen, als Ordensleute dienen sie im Letzten der ihnen allen gemeinsam aufgetragenen Sendung: der Verkündigung der Frohen Botschaft und dem Lob Gottes in ihrem gemeinsamen Gebet und der Feier der Eucharistie.

Text: P. Franz Josef Mohn OFM