01.01.2024

Hoffnungsschimmer

Gutes > Dank > Ermutigung >> Der Hoffnungsschimmer der Woche

Ein Moment des Stillhaltens und Durchatmens im Hoffnungsschimmer der Woche. Bild von Joshua Woroniecki auf Pixabay

 

 

Gegen alles Dunkle und Belastende in unserer Welt gibt es einen Lichtstrahl der Hoffnung. Regelmäßig erzählen Menschen ihre „Frohe Botschaft“, ihre „Gute Nachricht“, einen Hoffnungsmoment des Alltags.

So stand es im Jahr 2024 (fast) Woche für Woche auf der Website der Franziskanischen Familie (www.franziskanisch.net) und hier auf franziskaner.de zu lesen.

Angesichts der vorwiegend negativen Nachrichten, die uns tagtäglich überfluten, den Blick auf all das viele Positive zu lenken und die kleinen Zeichen der Ermutigung, war das Ziel des Projektes.

In dieser TAUWETTER-Ausgabe finden Sie die Hoffnungs-Schimmer noch einmal in gedruckter und gebündelter Form. Sie sollen nicht verloren gehen und können als Begleiter in schwierigen Zeiten dienen.

In allen persönlichen wie politisch-gesellschaftlichen Herausforderungen wünschen wir Ihnen Lichtblicke der Hoffnung und ein gesegnetes Fest der Menschwerdung Gottes – Frieden und Gutes!

Öffnen der Ausgabe (PDF 500kb)

Redaktion Tauwetter

Dinko Aracic, Peter Amendt ofm, Stefan Federbusch ofm.
Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Jürgen Neitzert ofm

Das Heft Tauwetter können Sie auch in gedruckter Form bestellen unter

Redaktion Tauwetter
Redaktionsleiter Stefan Federbusch ofm
Sankt Anna Straße 19
80538 München
Tel. 089 211 26 162

www.tauwetter.franziskaner.de
eMail: tauwetter@franziskaner.de


Auf Weltreise im Kloster
Playmobilausstellung für Toleranz und Nächstenliebe

Mit Playmobil-Figuren durch die Welt reisen: Im Kloster Eberbach in Eltville am Rhein zeigt Künstler Oliver Schaffer in 16 Schaulandschaften den Besucherinnen und Besuchern Szenen rund um den Globus. In Indien, Mexiko, Japan, Australien und im Rheingau – überall „leben“ die 5.000 kleinen Playmobilfiguren friedlich nebeneinander. „Wir möchten mit diesem Format ein Zeichen für Toleranz, Nächstenliebe und die Vielfalt der Kulturen setzen“, sagt Julius Wagner, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kloster Eberbach. Die interaktive Familienausstellung läuft noch bis Sonntag, 12. Januar 2025.

 

Playmobilausstellung im Kloster Eberbach in Eltville am Rhein, Bild von Anna Ratzinger / Bistum Limburg

Eigens entwickelte Mönchsfigur

In jeder der Szenen rund um die Welt versteckt sich die eigens für die Ausstellung entwickelte Playmobil-Mönchsfigur „Bruder Martin“. „Das ist ein kleines Suchspiel. Man kann ihn überall entdecken. Das hat den Hintergrund, dass Bruder Martin in seiner Fantasie – deshalb hat er ein Buch aus der alten Abtei dabei – die Regionen und Kulturen der Welt bereist“, sagt Wagner. Die Mönchsfigur reitet mal auf einem Elefanten oder spielt Dudelsack. Die Besucherinnen und Besucher können außerdem Quizfragen beantworten und zusätzliche Informationen zu den verschiedenen Religionen und Kulturen lesen. „So kann man mehr darüber erfahren, welche Besonderheiten im Diorama, also der Szene im Schaukasten, abgebildet sind und spielerisch Wissen vermitteln“, so Wagner. Kinder können jedoch nicht nur die Dioramen betrachten, sondern auch an drei Playmobil-Spieltischen selbst mit den Figuren spielen.

Neugierig auf andere Religionen und Kulturen

„Die Ausstellung soll spielerisch mindestens einen Beitrag für gegenseitige Neugier zwischen den Religions- und Kulturgemeinschaften stiften, mehr noch für Toleranz und ein gutes Miteinander stehen. Sinnbildlicher und kraftvoller könnte das kaum sein, wenn man eine Moschee neben einer Synagoge zeigt“, so Wagner. Deshalb sei die ehemalige Zisterzienserabtei genau der richtige Ort für dieses Anliegen. Der Wahlspruch der Zisterzienser „Die Tür steht offen, mehr noch das Herz“ erklingt am Eingang der Ausstellung als eigens für die Ausstellung komponiertes Kinderlied in drei Sprachen.

Spielen im Außenbereich

Im Außenbereich des Klosters im Rheingau gibt es den Hortus Ludi, den Spielplatz. Der Hortus Ludi ist aus originalen Bausteinen des historischen Klosterbestands errichtet und die Spielgeräte sind eigens für den Ort angefertigt. Dort können Kinder die Grundrisse des Klosters im Sandkasten nachbauen oder an einem Brunnen Wasser pumpen. Das Highlight des Spielplatzes ist die etwa zwölf Meter lange, relativ steile und leicht geschwungene Rutsche. „Der Spielplatz ist wie ein kleiner Park gestaltet und liegt direkt neben der Terrasse der Klosterschänke. Das ist sehr praktisch: Die Eltern können essen und die Kinder spielen in Sichtweite“, so Wagner. Wenige Meter weiter grasen Alpakas und Ziegen auf einer Wiese direkt neben dem Kloster.


Geduld ist die kleine Schwester der Hoffnung

Keinen Tag kommen wir aus, ohne dich,
auch wenn du oft so wie ein kleines Mädchen beschrieben wirst.

In den größten Niederlagen hast du dich schon oft bewährt
als das einzige, was noch geholfen hat.

Als zähe Geduld, wo schnelle Lösungen kürzere Wege versprechen,
bleibst du das einzig Wahre.

Mutlos und müde werden können,
bei so viel Vergeblichem und dennoch vertrauen,
dass es einen Sinn gibt.

Große Kraft geht von dir aus,
du bist der Bewunderung wert als Stimme, die mahnt,
innezuhalten im Fortschrittstaumel.

Auf leisen Sohlen kommst du einher im Werktagskleid der Geduld,
um die Stillen und treuen ermutigend zu begleiten.

An jedem Tag ist es gut, dich zu erbitten,
um von dir gesegnet auch zu sehen und zu sagen,
wo wir dich brauchen.

Wer von dir beseelt ins Leben schaut,
wird Wunder entdecken, wo andere sie niemals vermuten.

Pauls Weismantel leitet als Domvikar das Referat und den Bereich Geistliches Leben in der Hauptabteilung Seelsorge des Bistums Würzburg und ist Spiritual am dortigen Priesterseminar. [Quelle: Kinderfreund 03/2024 – Fördermagazin der Kinder- und Jugendhilfestiftung SLW Altötting, 19]


Hoffnung und ihre beiden Töchter

Vom heiligen Augustinus, dem tiefgläubigen Gottessucher und -liebhaber, dessen Gedenktag wir am 28. August begehen, stammt folgender Satz: „Hoffnung hat zwei geliebte Töchter: Empörung und Mut. Die Empörung lehrt uns, Bestehendes abzulehnen, und der Mut inspiriert uns zu dessen Veränderung.“

Heute müssen wir zuerst die Tochter Empörung zu ‚Wort kommen‘ lassen: Es kann nicht widerspruchslos hingenommen und gar entschuldigt werden, wenn Menschen wider besseres Wissen oder gar gegen ihr Gewissen die Ursachen der Krisen und krisenhaften Entwicklungen (Einstellungen, Verhaltensweisen, Strukturen) übersehen oder leugnen und ihre eigene Gleichgültigkeit und Faulheit vertuschen oder wegrationalisieren. (Es sage keine’r, er/sie habe es nicht gewusst oder nicht wissen und nicht daran ändern können!) Selbst, wenn wir nicht die letzte Generation auf dieser Welt sein sollten, bräuchte es mehr Menschen, die sich als solche verstehen, indem sie widerständig handeln, kreativ-gewaltfrei die offenen Wunden unserer Zeit bloß legen und die Mehrheit aus dem „Schlaf der Gerechten“ herausreißen. Die Bibel nennt das ‚prophetisch reden und handeln‘.)

Dazu braucht es die zweite Tochter Mut, um neu und Neues zu denken, anders zu urteilen und Veränderungen zu wagen, selbst wenn die Konfrontationen gefährlich werden können. Mut hält uns aufrecht, unterstützt uns im Kampf und kann uns in den Sieg führen. Folgen wir dem Rat Don Quijotes: „Akzeptiere nicht die Niederlage, solange die letzte Schlacht nicht geschlagen ist.“ Mut bedeutet auch die Bereitschaft, hinter die sichtbare Oberfläche und das bisher Gedachte und Existierende zu schauen und darauf zu vertrauen, dass die Wirklichkeit in sich verborgene Potenziale und Möglichkeiten birgt, die zum Vorschein gebracht werden und die neue Tatsachen werden können. Empörung und Mut: die beiden Töchter der Hoffnung spiegeln sich in dem Zitat von Albert Camus: „Inmitten des Winters entdeckte ich, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gab.“

Joachim Schick (Vivere Rheinland)


 

Klostermarkt im Hauptbahnhof von Zürich

Liebe Schwester Hoffnung, vom 14. bis 15. Juni 2024 feierten wir im Hauptbahnhof Zürich in der großen Halle, sozusagen im Zentrum der Schweiz, einen Klostermarkt. Über zwanzig Ordensgemeinschaften und Klöster waren präsent und verkauften alles Mögliche und Unmögliche: Bücher, Kleider, Klosterwein, Schnaps, Konfitüre, Rosenkränze, Ikonen, Friedensherzen aus Bethlehem, Bilder, usw.

Zuerst sahen sich die Ordensleute untereinander, dann sahen wir viele Katholiken und darüber hinaus sehr viele andere Menschen, die bei einem großen Bahnhof ein und aus gehen. Tausend Fragen kamen: Seid Ihr Christen? Was ist der Unterschied zwischen einem Benediktiner und einem Franziskaner? Die Würste sind aber sehr fein. Das ist ja richtiger Klosterwein. …

Es gab auch franziskanische Stände von den Kreuzschwestern und den Franziskanern mit dem Dritten Orden (Franziskanischer Säkularorden). Daneben Dominikanerinnen, Helferinnen, Jesuiten, Benediktinerinnen und die Benediktiner von Einsiedeln, die die Grundorganisation der Tagung hatten, zusammen mit einer Gruppe junger Leute.

Wunderbare Tage und Begegnungen! Aber am Abend fiel man erschöpft ins Bett nach tausend Eindrücken.

Mehr dazu unter www.klostermarkt.org

Mit herzlichen Grüßen aus der Schweiz, Bruder Paul Zahner OFM (Näfels)


„Morgen kann kommen“

„Hoch-oben“ heißt der Gottesdienst, der monatlich dienstagabends auf dem Frauenberg in Fulda stattfindet. Ein Kooperationsprojekt zwischen den Franziskanern und antonius, einem Inklusionsprojekt für Menschen mit Behinderung.

Am 11. Juni zelebrierte ihn Dekan Björn Wagner gemeinsam mit der Papierfabrik Jass, dem Umweltzentrum Fulda und dem inklusiven Gemeinschaftsgarten Haimbach den Gottesdienst. „Morgen kann kommen“, lautete das Motto.

Dekan Björn Wagner pflanzte ein Bäumchen im Klostergarten auf dem Frauenberg. Gemeinsam mit den Franziskanern in Fulda, der Papierfabrik Jass, dem Umweltzentrum Fulda und dem inklusiven Gemeinschaftsgarten Haimbach. Bild von Ralph Leupold auf osthessen-news.de

Inspiriert wurde es von den bekannten Worten Martin Luthers: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!“

Genau das geschah im Rahmen des Gottesdienstes: Es wurde ein Apfelbäumchen gepflanzt. Zwar geht morgen hoffentlich nicht die Welt unter, doch die Angst vor einer düsteren Zukunft nimmt nicht zuletzt bedingt durch den Klimawandel zu. Mit wissenschaftlichen Tatsachen unterstrich Dekan Björn Wagner die Ernsthaftigkeit und Bedeutsamkeit des Themas. Und mit einer Warnung vor dem, was passiert, wenn wir nichts tun.

Es ist wichtig, nachhaltig mit der Erde umzugehen

Denn Gott habe uns als Menschen erschaffen, um die Welt zu bewahren und zu schützen. Der Dekan bat um Vergebung bei Gott, da wir diese Aufgabe nicht erfüllt haben. Umso wichtiger sei es nun, nachhaltiger mit der uns anvertrauten Erde umzugehen. Gleichzeitig gilt es, sich von der Mentalität zu trennen, „dass ein Einzelner ohnehin nichts ausrichten kann“. Denn wir schaffen nur gemeinsam, jeder im Kleinen und alle im Großen, eine Veränderung.

Der Apfelbaum, den die Gemeinschaft während des Gottesdienstes einpflanzte, wirkt zunächst noch klein und unscheinbar. Doch mit der Zeit entsteht daraus etwas Großes, das Früchte trägt. Die Pflanzaktion ist damit ein Zeichen für die Zukunft des Lebens auf dieser Erde. Trotz der drohenden Gefahr des Klimawandels war die Botschaft des Gottesdienstes eine positive: Denn wir bekommen jeden Tag die Chance, uns für eine bessere Zukunft einzusetzen.


Symbole des Reichtums in Symbole des Glaubens verwandeln

Von seinen Umarmungen seid Ihr schon umfangen
er hat Eure Brust mit kostbaren Steinen geschmückt
und Euren Ohren unschätzbare Perlen geschenkt.
Und ganz hat er Euch umgeben mit leuchtenden und funkelnden Edelsteinen
Und Euch gekrönt mit einer goldenen Krone,
dem ausdrücklichen Zeichen der Heiligkeit.
(aus dem 1. Brief von Klara an Agnes)

Weihnachten bekam unsere fünfjährige Enkelin ein lila Prinzessinnenkleid geschenkt, und nicht nur das, dazu eine goldene Krone, Diamant-Ohrringe, Perlenkette und Ring. Alles Ton in Ton. Und ihr Benehmen war dementsprechend. Sie rannte nicht, sie verkleckerte nichts, sie saß ruhig am Tisch. Beim Abschied betrachtete sie sich im großen Flurspiegel, und es war ihr anzusehen, wie zufrieden sie mit sich war. Sie fand sich so schön. Was für eine kindliche Freude.

Ja, und diese kindliche Freude haben sich die adelige Klara von Assisi und die böhmische Prinzessin Agnes im 12. Jahrhundert bewahrt. Beide haben sich für ein Leben in radikaler Armut entschieden und fühlen sich dennoch so reich beschenkt. Spüren eine Liebe zu Jesu in sich, die sie auf den weltlichen Schmuck verzichten lassen. Sie verwandeln die Symbole des Reichtums in Symbole des Glaubens.

Wann habe ich es das letzte Mal gewagt, mich so königlich, so würdevoll, so reich beschenkt, so geschätzt zu fühlen?
Um diese Empfindungen nicht zu vergessen und mit anderen zu teilen, habe ich meinen Mann gebeten, Kronen mit Namen zu versehen und auszudrucken, habe mich gleich an die Nähmaschine gesetzt und Medaillen genäht. Sie kamen gut an.

Kristin Wolz (Ladenburg)


Den Glauben weitertragen

Seit einer Weile ist meine älteste Enkelin Sara, die sich sehr in der evangelischen Kirche engagiert, mit Julius verlobt. Julius habe ich als offen und interessiert erlebt, wenn es um das Christliche ging – getauft war er (noch) nicht.

Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, wurde immer wieder miteinander über Inhalte des Christseins gesprochen und öfter gemeinsame Zeit in Kreisen der Gemeinde verbracht. Schon längere Zeit war der Termin für die Hochzeit im Frühjahr 2024 angekündigt. Das war schon hocherfreulich!

Im November kam dann die Einladung zur Taufe von Julius für Anfang Dezember. Und das war nicht nur eine Überraschung, sondern eine besondere Freude, weil der Entschluss dazu von Julius, aus einer „Eingebung“, einem „Spüren“ des Wirkens Gottes, und aus der ehrlichen Suche nach der Wahrheit erwachsen ist. So, als sei auf einmal ein klarer „Ruf“ angekommen.

Inzwischen haben Sara und Julius geheiratet. Es war eine der glaubwürdigsten kirchlichen Trauungen, die ich bisher erlebt habe. Sie haben mit ihrem bekennenden JA zueinander und Gott mit dabei einige der anwesenden Gäste nachdenklich gestimmt. Nun gehen zwei junge, auf Gott vertrauende Menschen hoffnungsvoll den Weg in die Ehe und die kommende gemeinsame Lebenszeit. Ich danke Gott, dass junge Erwachsene den Glauben weitertragen.
Gott segne sie!

Edelgard Gardt OFS, Bensheim


Der Eisvogel

Eisvogel, Bild von Pixabay.com

„Plopp!“ macht es an der Fensterscheibe.
Ich renne in den Garten.
Auf dem Gras liegt ein kleiner lebloser Vogelkörper.
Vorsichtig nehme ich ihn hoch.
Es ist ein Eisvogel.
Türkis und blau und orange.
Ich habe noch nie einen so nah gesehen.
Immer nur als blauen Blitz unten am Bach.
Traurig halte ich ihn in den Händen.
Und da spüre ich, dass sein Herz noch schlägt.
Ganz sachte, aber unverkennbar bewegt sich da was unter dem Federkleid.
Ich setze mich auf die Bank am Apfelbaum,
den kleinen Körper in meinen warmen Händen.
Wie lange wir da wohl gesessen haben?
Ich weiß es nicht.
Aber irgendwann piekst mich ein spitzer Schnabel in den Finger.
Ich öffne meine Hände, und ein blauer Blitz schießt durch die Luft.
Er lebt.
Gott sei Dank.

Christa Blanke (Ideengeberin zum Projekt Hoffnungs-Schimmer)


Durch den Fluss wie Christophorus

Angeschwollener Fluss. Bild von Pixabay

Vor einigen Monaten bin ich zu Fuß den Franziskusweg von Florenz nach Rom gepilgert. Eigentlich ein wunderbarer Weg. Doch es war während der schlimmen Regenfälle in Italien. Die Wege waren völlig verschlammt. Öfter fiel ich vornüber in den Matsch und sah aus wie ein Wildschwein.

Doch schlimmer: Viele der kleinen Bäche, die im Pilgerführer aufgeführt waren, waren inzwischen zu breiten Flüssen angeschwollen. Ein Hindurchgehen oder Hinüberspringen nicht mehr so einfach möglich. An einem Morgen machte ich gerade eine Pause, als ein amerikanisches Ehepaar an mir vorbei pilgerte. Etwa eine halbe Stunde später traf ich sie wieder. Sie standen an einem Fluss und sagten: „Wir haben auf Dich gewartet. Wir möchten nicht, dass Du alleine durch das Wasser gehst. Der Fluss ist zu groß geworden.“ Wir nahmen uns bei der Hand und sie halfen mir sicher ans andere Ufer. Als ich im Wasser stand, merkte ich die starke Strömung an meinen Unterschenkeln. Ich hätte es alleine vermutlich nicht geschafft.

Mein Herz war voller Dankbarkeit! Zwei Menschen hatten sich für mich verantwortlich gefühlt, obwohl wir uns einander eigentlich fremd waren. Aus Fremden sind Freunde geworden. Noch heute haben wir Kontakt!

Sr. Maria Magdalena (Lüdinghauser Franziskanerin, Münster)


Musik

Musik ist für viele Menschen ein Hoffnungs-Klang. Lieder erzählen von der Hoffnung und von der Zuversicht auf eine bessere Welt. Auch und gerade an Ostern…

Für viele Menschen ist die Musik ein Hoffnungsschimmer. Wer den Begriff „Hoffnungsschimmer“ im Internet eingibt, stößt neben einer Vielzahl von Initiativen auf eine CD, die diesen Titel trägt sowie auf eine Musikgruppe, die seit 1975 in der Region zwischen Mannheim, Karlsruhe, Heidelberg und Pforzheim christliche Gottesdienste musikalisch mitgestaltet. [Vgl. http://www.hoffnungsschimmer.com]

Musik bringt durch ihre Möglichkeiten auf treffende Weise Stimmungen zum Ausdruck. Bild von Pixabay

Musik bringt durch ihre Möglichkeiten auf treffende Weise Stimmungen zum Ausdruck. Am Karfreitag sind es die gesungenen Passionen, insbesondere die Johannes-Passion, die die Dramatik des Geschehens rund um den Kreuzweg, das Leiden und Sterben Jesu klangvoll widerspiegeln. In der Osternacht ist es vor allem das Exultet, das als einmaliger Gesang im Kirchenjahr nicht nur mir besonders zu Herzen geht. Es ist der aufbrausende Osterjubel, der sich im Halleluja ausdrückt, das nach der stillen Phase der Fastenzeit erstmalig wieder erklingt.

Musik macht Hoffnung. Musik schenkt Hoffnung. Nicht wenige Lieder erzählen von der Hoffnung. Von den Neuen Geistlichen Liedern dürfte „Kleines Senfkorn Hoffnung“ eines der bekanntesten sein. Persönlich ist mir ein Lied von Gregor Linßen – getextet und komponiert 1990 – sehr nahe, das wir während unserer Seminare an den Kar- und Ostertagen oft gesungen haben:

Herr, du bist die Hoffnung, wo Leben verdorrt,
auf steinigem Grund wachse in mir,
sei keimender Same, sei sicherer Ort,
treib Knospen und blühe in mir.
Und ein neuer Morgen bricht auf dieser Erde
an in einem neuen Tag, blühe in mir.

Ein Lied, das für mich Karfreitag und Ostern ausdrückt, Tod und Leben, Sterben und Auferstehen. Dunkles wird hell, Neues bricht auf und kommt zum Leben. Ein österliches Lied der Hoffnung. Es spricht vom zündenden Funken und vom wärmenden Licht und ruft den Herrn dazu auf, in mir Stimme zu sein und in mir zu singen.

Der Refrain bittet darum: „Halte mich geborgen, fest in deiner starken Hand und segne mich, segne mich und deine Erde“. Österlicher Segen möge Dir Geborgenheit, Halt und Hoffnung schenken!

Stefan Federbusch (Provinzialvikar der Deutschen Franziskanerprovinz in München)


Das Reich Gottes – Hoffnung, die mit Leben erfüllt

Unsere Hoffnung muss Fantasie bekommen,
die diese unvollkommene Welt neu entwerfen
und das entfalten kann, von dem wir jetzt nur träumen:
den neuen Himmel und die neue Erde.

Unsere Hoffnung muss Hände bekommen,
die Hand anlegen an dieser unheilen Welt,
heilende Hände, die Tränen abtrocknen und
sich nicht abfinden mit der Unerlöstheit dieser Schöpfung.

Unsere Hoffnung muss Füße bekommen,
die sich wund laufen für das Heil der Welt,
denen kein Weg zu den Menschen zu weit und zu schwer ist,
die den Weg Jesu Christi weitergehen
und Gott hier auf Erden in Gang bringen.

Unsere Hoffnung muss Worte bekommen,
die die Menschen verstehen,
ein rechtes Wort zur rechten Zeit,
Worte, die Trost schenken, Worte, die Mut machen, Worte, die Freude schenken

Joachim Schick (Vivere Rheinland)


Gottesbeziehung im Gebet: Ganz im Augenblick

Freiheit und Einheit, das sind die beiden wichtigsten Ziele eines achtsamen Lebens. Das sind auch die beiden tiefsten Sehnsüchte des Menschen.

Und er soll heimkehren aus der Zerstreuung und Entfremdung zu Gott, bei dem er wahrhaft daheim sein kann, bei der er erst ganz zu dem werden kann, der er von Gott her ist. Er soll eins werden mit sich selbst, mit seinem wahren Wesen, und zugleich auch eins werden mit Gott, mit den Menschen und mit der Schöpfung. Die Aufmerksamkeit und Achtsamkeit beschreiben die Kunst, im Augenblick zu sein, eins zu sein mit sich selbst, eins zu sein mit dem, was ich gerade tue, mit dem, was ich gerade berühre, womit ich umgehe.

Der Weg aus der Zerrissenheit ist der Weg der Achtsamkeit. Er besteht darin, ganz im Augenblick zu sein, ganz in der Gebärde zu sein, ganz im Atem, ganz in den Sinnen. Wenn ich ganz im Leib, in meinen Sinnen bin und so durch die Natur gehe, dann fühle ich mich mit allem eins, mit der Schöpfung und darin mit Gott und mit allen Menschen, die Teil dieser wunderbaren und geheimnisvollen Schöpfung sind.

Dass Gott das Du ist, das meine tiefste Sehnsucht nach Liebe erfüllt, kann ich erahnen, wenn ich das Gebet als Ort der Intimität erfahre.

Wenn ich Gott wirklich das sage, wonach ich mich im Tiefsten sehne und was mein Herz wirklich bewegt, dann wird etwas in mir lebendig. Es strömt etwas in meinem Herzen. Es wird mir warm ums Herz. Und dann erfahre ich Gott als den, vor dem ich mein Herz ausschütten kann und vor dem ich sein darf, wer ich wirklich bin.

Das Gebet ist für mich der Ort, an dem ich in Berührung komme mit dem Geheimnis Gottes. Diesem Gott kann ich alles sagen, was mich bewegt.

Ich fühle mich verstanden. Und dieser Gott ist es, zu dem meine tiefste Sehnsucht geht. Die Freundschaft zu Menschen, die mich emotional oft tiefer anrührt als meine Gottesliebe, kann mir dabei Hilfe sein, intensiver zu beten. Ich spüre in die Gefühle der Freundschaft hinein und durch sie hindurch und erahne auf dem Grund der Gefühle etwas von meiner intimsten Sehnsucht nach dem Gott, der mich liebt.

Pater Herbert Schneider (Franziskaner, Mönchengladbach)


Der Franziskaner Laurentius Englisch schenkt mit seinen Bildern geflüchteten Kindern aus der Ukraine Hoffnung.

Laurentius Englisch (83) ist Franziskaner und Künstler. In seinen Bildern hat er die Gesichter von Kindern aufgenommen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten mussten. Am 24. Februar 2022 überfiel die russische Armee das Nachbarland. Bis heute ist der Konflikt ungelöst, ein Ende ist nicht in Sicht. In dem Gebäudekomplex der Franziskanischen Stiftung von Gymnasium, Internat und Kloster in Vossenack wurden etliche aus der Ukraine Geflüchtete aufgenommen.

Die Bilder im Foyer der Mensa zeigen Porträts der hier wohnenden Flüchtlinge, besonders der 25 Kinder. Wir sehen sie in Frontalansicht, sodass wir uns angeschaut fühlen, mit den Dargestellten kommunizieren, die sich dadurch nicht nur präsentieren und betrachtet werden, sondern sich mitteilen. Mehr als die Ähnlichkeit wird so die Anmut, Schönheit und Lebendigkeit sichtbar, die Einmaligkeit, die Würde und das Ansehen. Darin liegt die Botschaft, dass jeder Mensch eine königliche Würde trägt, Achtung und Respekt verdient.

 

Pater Laurentius Englisch für die ukrainischen Kinder in Vossenack.

Die Bilder zeigen Kinder in Blüten mit oder auf Tieren. Die Blumen sind wie eine Verheißung aus einer anderen Welt. Mit ihrem Zauber spiegeln sie auch unsere Seele und sagen uns, dass auch wir etwas Kostbares sind. Die Gestalten kreisen um eine Mitte, einem Zentrum, das alles in Bewegung bringt. Die Frau mit dem Kind ist wie eine Sonnenblüte, die Licht und Freude ausstrahlt.

Das ist auch unsere Berufung, einander auf dem Lebensweg beizustehen und aus allen Ängsten herauszurufen zu Freiheit und zum Glück.

Pater Laurentius Englisch (Franziskaner und Künstler in Vossenack)


Hoffnung im Leid

Noch heute zehre ich von den langjährigen Erfahrungen als ehrenamtlicher Sterbebegleiter in einem stationären Hospiz; von all den Gesprächen und mehr noch der weitgehend stummen Anwesenheit an der Seite von Sterbenden, die sich nach unterschiedlich ausgeprägten Kämpfen – einhergehend mit dem Begräbnis all ihrer Hoffnungen auf ein medizinisches Wunder – im besten Fall erwartungsvoll einwilligen konnten in den endgültigen Abschied aus dieser Welt.

Getragen vom franziskanisch inspirierten Geist der Umkehr & Buße, der nahezu täglichen Teilnahme an der Hl. Eucharistie in der damals nahe gelegenen Franziskanerkirche, zeigte sich alsbald jene Freude & Gelassenheit, wie sie sich wohl nur aus dem tiefem Glauben an die Auferstehung Jesu von den Toten, der Hoffnung auf seine Verheißungen und letztlich auf seine liebende Gegenwart erklären und erfahren lässt – Deo gratias!

Wolfgang Seitz OFS (Mitglied des Ordo Franciscanus Saecularis)


Was wir brauchen, sind ein paar Verrückte

barfuss-und-wild, Buchtitel von Jan Frerichs

Im vergangenen Jahr hat mir die Initiative barfuss-und-wild von Jan Frerichs und seinen tollen Mitarbeitenden Hoffnung gegeben. Einen ihrer Kurse habe ich mit Gewinn gemacht. Außerdem bieten sie per Mail ein kostenloses tägliches „Seelenfutter“, das mich 2023 begleitet hat. Daraus ein Zitat von G. B. Shaw.: „Was wir brauchen, sind ein paar Verrückte, denn seht nur, wo die Normalen uns hingebracht haben.“

Ich habe das sofort gedruckt, aufgehängt und immer wieder davon geredet. Es hat mich getröstet in meinen Verrücktheiten. Manchmal bin ich ziemlich ver-rückt. Nicht am richtigen Platz. Nicht im Lot. Manchmal aber tue ich Dinge aus tiefster Überzeugung und andere halten mich für verrückt. Wenn ich mich z.B. für Kirchenreformen einsetze. Die einen halten mich für verrückt, weil es eh keinen Sinn habe. Die anderen, weil ich nicht mehr katholisch sei. Noch andere, weil es mir nicht zustehe, solche Dinge zu äußern.

Manchmal frage ich mich, ob sie recht haben und ich wirklich verrückt bin. Da tröstet mich dieser Satz. Er lässt mich an prophetische Menschen denken: Jesaja, Jeremia, Teresa von Ávila … verrückt wie Leute, die das Wahlrecht für Frauen forderten, oder Christenmenschen, die für die Priesterinnenweihe einstehen.

Schließlich: Franz von Assisi wurde „il pazzo“ genannt, „der Verrückte“. Wie verrückt muss einer sein, der an eine arme Kirche glaubt! Nicht allein zu sein in meiner Verrücktheit, das gibt mir Hoffnung. Denn seht, wo die Normalen uns hingebracht haben!

Sr. Katharina Kluitmann (Lüdinghausener Franziskanerin, Münster)


Gegen Einfalt

Für die Vielfalt und Lebendigkeit im Denken, Reden, Sprechen, Leben und Lieben.
Das Leben ist bunt, vielfältig, unendlich reich an Möglichkeiten.

… das erlebten die rund 30.000 Menschen, die sich am 21. Januar 2024 in der Bonner Innenstadt zu einer Demonstration „Bonn ist bunt“ trafen, dabei deutlich Flagge zeigten und ein unübersehbares Zeichen setzten für ein friedliches Miteinander der Bürger ohne Ansehen der Person, der Herkunft, der (sozialen, religiösen, ethnischen, …) Zugehörigkeit, der Sprache und Kultur. Und sie setzten dieses Zeichen spielerisch-kreativ, locker-leicht, kommunikativ-integrativ, friedlich-harmonisch.

Als Theologe klingen mir als einem der Teilnehmenden rückblickend die Verse von Wilhelm Willms im Ohr:

Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung.
Stunden werden eingeschmolzen, und ein Glück ist da
Sätze werden aufgebrochen, und ein Lied ist da
Waffen werden umgeschmiedet, und ein Friede ist da,
Sperren werden übersprungen, und ein Geist ist da

In Bonn (und in vielen anderen Städten in Deutschland) war dieses Fest der Auferstehung plötzlich ganz einfach:

  • Menschen standen auf und setzten sich in Bewegung, begegneten sich freundlich, demonstrierten friedlich für ihre Interessen und bekundeten kreativ und vor allem gewaltfrei ihre Ansichten
  • Menschen setzten sich ein für die Belange ihrer polis (wurden politisch) und für die Belange all der Mitbürger und Bewohner unseres Landes, die von den ‚Einfältigen‘ als Bedrohung empfunden werden und die (verbal schon jetzt und real nach der Machtübernahme) ausgegrenzt und ausgewiesen werden.
  • Menschen fühlten sich über alle (angeblichen) Grenzen mit den anderen Anwesenden verbunden (es wirkte wie ein Familienfest, bei dem alle willkommen waren) und vor allem mit denen, die sich als erste von der ausländerfeindlichen Politik der AfD bedroht fühlen müssen.

Manchmal fügt sich manches, als ob es geplant wäre, sinnvoll zusammen und ergibt ein Ganzes: (katholische) Christen konnten an diesem Sonntag

  • vormittags mit dem Mund und dem Herzen (im Gottesdienst) und nachmittags mit den Füßen beten,
  • vormittags das Evangelium hören und nachmittags diese Frohbotschaft real er-leben und mit Leben füllen,
  • vormittags mit dem Credo den Glauben an den lebendigen Schöpfergott, den Bruder Jesus und den heilenden Geist bekennen und nachmittags auf den Straßen und im Gespräch mit anderen bezeugen, dass der Platz der Christen in dieser kritischen Zeit bei all denen ist, die sich ratlos und hilflos, alleingelassen und ausgegrenzt, verängstigt und bedroht fühlen.

„Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“
„Jetzt (in dieser Zeit und bei diesen Herausforderungen) gilt beides: Christen dürfen glauben, dass die Nähe des fürsorglichen, erbarmenden Gottes, der Bestand des Menschenbruders und die Power des Geistes erfahrbar ist und sie stärken kann und dass sie jetzt ihre Einstellung und Haltung, ihr Denken und Urteilen am Gottes Maßstäben und am Wohl der Menschen orientieren sollen. Sucht nach neuen Wegen, wie ihr Gottes Schalom für alle Menschen und für die Schöpfung jetzt und in der Zukunft ganz praktisch leben könnt. Feiert jetzt schon mitten im Tag die Feste der Auferstehung, den Aufstand des Lebens gegen den Tod in allen Facetten, die gottgewollte Vielfalt der Schöpfung und ladet alle ein.“

„Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heut wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt.“
Warum nicht solche Sonntagspaziergänge und Feste im öffentlichen Raum immer wieder feiern. Was einmal gut gelingt, kann auch ein zweites und drittes Mal gelingen. Und was in Städten möglich ist, kann auch (auf die jeweilige Situation angepasst) auf dem Land klappen. Denn überall, wo sich Menschen (stehend und gehend, essend und trinkend, singend und feiernd) zufällig treffen und in Kontakt kommen, wird Vielfalt positiv erlebt und als Bereicherung (und nicht als Bedrohung) empfunden.

Crear una, dos, tres fiestas de la ressurection!

Joachim Schick (Vivere Bonn)


Schneewarnung

Mit Dankbarkeit und Freude erinnere ich mich an einen Moment Anfang Dezember in München: Es schneit und schneit, angeblich innerhalb von zwei Tagen so viel als sonst im ganzen Winter. Ein halber Meter Schnee – mitten in der Stadt … Alles steht still.

Da kommt (am Sonntagmorgen!) um kurz vor neun eine SMS auf mein Handy. Der junge Mann, der mit seiner Partnerin über mir wohnt, schreibt: „Bitte seien Sie vorsichtig beim Rausgehen. Heute ist’s superglatt.“ Ich habe mich sehr über seine Fürsorge gefreut … und alle, denen ich davon erzählte ebenso.

Auch das sind unsere jungen Leute heutzutage! Eine kleine Achtsamkeit, ein großer Hoffnungsschimmer!

Gertrud Fuchs, Wohnhaft in der Pfarrei Sankt-Anna im Lehel, München


Ein unerwarteter Weihnachtsgruß

Oft bleiben Nachbarn jahrelang nur fremde Namen auf dem Klingelschild, dabei wären freundliche Bekanntschaften mit ihnen doch wünschenswert. Letztendlich hat es nur eine kleine Geste gebraucht, dass die Nachbarn für Monika zu echten Mitmenschen wurden:

Bild von Peggy_Marco auf Pixabay.com

Nach dem Tod meines Mannes habe ich mich von unserem Haus getrennt, was kein leichter Schritt war, und bin vor knapp drei Jahren in die Nachbargemeinde gezogen. In ein Haus mit neun Eigentumswohnungen, in dem mit mir drei Familien, zwei Ehepaare und vier Alleinstehende aus vier Nationen leben. Das Miteinander ist freundlich, aber distanziert, zurückhaltend, mehr wie ein „Guten Tag“ kommt meist nicht. Für mich nicht einfach, mich hier zu Hause zu fühlen.

Am vergangenen Weihnachtsfest gab es ein kleines Wunder: nach der Christmette lag vor jeder Haustür ein Segensgruß von der Familie aus dem Dachgeschoss. Die Familie ist aktiv in der evangelischen freikirchlichen Gemeinde. Constantin, der älteste Sohn, hatte diese schöne Idee. Er ist im Sommer von einer zweijährigen Zeit auf einem Missionsschiff, das karitativ-missionarisch in vielen Ländern tätig ist, zurückgekehrt. Jetzt, in den Tagen danach, ist diese nette Geste das Gesprächsthema unter der Nachbarschaft. Wie schön – wir reden miteinander – alle waren sehr gerührt und erfreut.

Mein Wunsch für diese alleinerziehende Mutter mit ihren drei wunderbaren Kindern ist, dass sie es jetzt etwas leichter haben, hier gut angenommen, wertgeschätzt und akzeptiert zu werden. Die Kinder – jetzt 12, 18 und 20 Jahre alt, hatten gerade in der Anfangszeit vor drei Jahren häufig für etwas Unmut (für mich nicht nachvollziehbar und unnötig) bei den Hausbewohnern gesorgt, weil sie den Dreck an den Schuhen mit ins Treppenhaus gebracht, Fahrräder nicht korrekt abgestellt, Kratzer an der Hauswand verursacht, Schmutzschuhe vor der Haustür abgestellt haben.

Ich bin sehr dankbar, mit dieser Familie unter einem Dach leben zu dürfen, für die es wichtig ist, mit Gottes Segen auf dem Weg zu sein.

Monika Jacob, Franziskanische Weggemeinschaft Hofheim


Das Bohnengebet

Eine Handvoll Bohnen in der Tasche zu tragen, kann das Leben bereichern. Bruder Stefan erzählt zum Auftakt unserer neuen Serie „Hoffnungsschimmer“, wie man sich auch der kleinen Freuden im Leben bewusst wird:

Erzählt wird die Geschichte von einer Frau, die sehr alt wurde und tief glücklich lebte. Sie war eine große Lebensgenießerin und verließ das Haus nie, ohne sich eine Handvoll Bohnen einzustecken. Sie tat dies nicht, um die Bohnen zu kauen. Nein, sie nahm sie mit, um so die schönen Momente des Lebens bewusster wahrzunehmen und sie besser zählen zu können.

Für jede Kleinigkeit, die sie täglich erlebte, zum Beispiel einen fröhlichen Schwatz auf der Straße, ein köstliches Brot, einen Moment der Stille, das Lachen eines Menschen, eine Tasse Kaffee, eine Berührung des Herzens, einen schattigen Platz in der Mittagshitze, das Zwitschern eines Vogel-, für alles, was die Sinne und das Herz erfreute, ließ sie eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern.
Manchmal waren es gleich zwei oder drei.

Abends dann saß sie zu Hause und zählte die Bohnen in der linken Jackentasche.
Sie zelebrierte diese Minuten. So führte sie sich vor Augen, wie viel Schönes ihr an diesem Tag widerfahren war und freute sich.

Und sogar an einem Abend, an dem sie bloß eine Bohne zählte, war der Tag gelungen. Es hatte sich gelohnt, ihn zu leben.

Bruder Stefan Federbusch, Provinzialvikar der Deutschen Franziskanerprovinz in München