13.12.2023

Bruder Michael „Jimmy“ Seidl verstorben

Der gütige Gott, der Herr über Leben und Tod, rief Franziskaner Br. Michael zu sich.

Br. Michael (Adolf) ofm
* 28. Dezember 1938 in Lauterbach im Sudetenland
† 12. Dezember 2023 in Fulda

Adolf Seidl wurde am 28. Dezember 1938 in Lauterbach im Sudetenland geboren und wuchs mit fünf Geschwistern auf. Bei der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus seiner Heimat – er war damals sechs Jahre alt – kam er mit der Mutter, einer Schwester und drei Brüdern nach Reichenbach in der Nähe von Hermsdorf. Sein Vater und sein ältester Bruder waren im 2. Weltkrieg zum Militär eingezogen worden und damals noch nicht in die Heimat zurückgekehrt. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Lehre als Steinsetzer, die er 1956 mit dem Facharbeiterbrief abschloss. Gut zehn Jahre arbeitete er dann in seinem Beruf. Bis in seine letzte Zeit im Theresienheim erzählte er nicht ohne Stolz, welche Straßen und Plätze er in welchen Städten gepflastert hatte.

1967 begann er das Noviziat auf dem Kerbschen Berg in Dingelstädt und kam nach der ersten Profess als Küster und Hausmeister nach Halle. Am 8. April 1972 band er sich in Halberstadt in der Ewigen Profess für immer an die Gemeinschaft der Minderbrüder. Halberstadt war dann auch von 1976 bis 1991 sein Lebens- und Wirkungsort. Br. Michael erlebte in dieser Zeit den Wiederaufbau und die Weihe der im Krieg zerstörten Franziskanerkirche. Nach drei Jahren in Dingelstädt und einer kurzen Zwischenstation in Werl wurde er 1995 nach Warendorf versetzt, bevor er 2008 wieder nach Werl kam. 2016 zog er zurück nach Halberstadt bis zur Auflösung des Klosters im Sommer 2020. Anschließend konnte er noch zwei Jahre in Halle verbringen, bevor sich sein Gesundheitszustand verschlechterte und er Ende 2022 in die Seniorenkommunität im Theresienheim in Fulda umziehen musste. Dort ist er am 12. Dezember 2023 ruhig und friedlich verstorben.

Im Schematismus der Provinz finden sich hinter dem Namen von Br. Michael wortkarg meistens die Bezeichnungen „Hausmeister“, später auch „Mitarbeit in Haus und Garten“ oder in der Küche. Hinter diesen trockenen Angaben aber verbirgt sich weitaus mehr, als man auf den ersten Blick vermutet. Br. Michael war ein gewiefter Praktiker, ein handwerkliches Multitalent, der die Arbeit sah und beherzt anpackte, wo immer es etwas zu tun gab. Gerne bastelte er auch mit Holz, Nistkästen waren seine besondere Spezialität. Er spielte nicht nur selbst Trompete, sondern initiierte in Halberstadt eine Bläsergruppe und die Südbläser in Halle, die noch heute zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen musizieren. Vor allem aber war Michael ein froher und überaus kontaktfreudiger Bruder mit einer großen Ausstrahlung, der gerne und leicht mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch kam. Dass er in der Bruderschaft und weit darüber hinaus nur als „Jimmy“ bekannt war, spricht für sich. Und er war ein Schlitzohr, auch das kann eine Geistesgabe sein, ein begnadetes Schlitzohr Gottes. Noch im Alter blitzte der Schalk aus seinen Augen, wenn er von seinen Erlebnissen bei der NVA berichtete. Seine Menschenfreundlichkeit öffneten ihm, dem standfesten Katholiken, auch Türen bei seinen von Glaube und Kirche meist weit entfernten Kollegen bei der Armee und beim Straßenbau und später vielen Bekannten in einem atheistisch geprägten Umfeld. Nun darf er sich für immer an der Menschenfreundlichkeit Gottes erfreuen.

 

Nahe ist der Tag des Herrn. Seht, er wird kommen, um uns zu retten.
Ruf vor dem Evangelium am Sterbetag von Br. Michael.

 

Das Requiem für Br. Michael feiern wir am Montag, dem 18. Dezember 2023, um 10:30 Uhr in der Klosterkirche auf dem Frauenberg in Fulda. Anschließend findet die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof statt.


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