Es ist ein besonderer Ort inmitten der lärmenden Großstadt. Wie eine friedliche Oase liegt das Franziskanerkloster in der Wollankstraße 19. in Berlin. Wir betreten eine parkähnliche Anlage mit mächtigen Bäumen. Darin stehen zwei altehrwürdige Häuser und ein modernes, lichtdurchflutetes Gebäude: der Speisesaal.
Ein großer Mann mit Brille steht in der Tür. Es ist Bernd Backhaus, der Leiter der Suppenküche. Wenn er spricht, Leute begrüßt und uns durch die Räume führt, klingt er sanft und ruhig. „Es sind die Ärmsten der Gesellschaft, die zu uns kommen“, sagt er. Die einen sind obdachlos oder schon seit vielen Jahren ohne Arbeit, andere müssen mit einer winzigen Rente über die Runden kommen, wieder andere leiden unter psychischen Erkrankungen. Für sie ist die Suppenküche meist der erste Anlaufpunkt. Zwischen 180 und 400 Menschen bekommen hier regelmäßig ein warmes Mittagessen.
„Unser Ziel ist es, die Würde der Menschen zu schützen“, sagt Backhaus. Dazu gehören die regelmäßigen Mahlzeiten oder warme Kleidung für den Winter. Ein würdevolles Leben heißt aber auch, duschen zu können und medizinische Hilfe zu bekommen. Auch darum kümmern sich Mitarbeiter*innen des Klosters. Im ersten Stock stapeln sich Seifen und Cremes, dort begrüßen zwei Mitarbeiterinnen den nächsten Gast und erklären ihm, wo die Duschen sind. In diesem Jahr müssen natürlich alle die besonderen Corona-Regeln beachten.
Seit Kurzem gibt es ein neues Angebot, berichtet Bernd Backhaus: „Einmal in der Woche bieten wir hier eine medizinische Fußpflege für Menschen in Not.“ Gleich neben dem Fenster steht ein spezieller Fußpflegestuhl.
Doch warum ist die Fußpflege überhaupt so ein wichtiges Angebot? „Viele Obdachlose sind den ganzen Tag unterwegs, bei Wind und Wetter. Wegen der Kälte behalten sie oft auch nachts ihre Socken und Schuhe an“, erzählt Backhaus. „Außerdem müssen sie dann keine Sorge haben, dass ihnen die Schuhe geklaut werden.“ Doch unter diesen Umständen kommt es leicht zu Entzündungen.
Manchmal können die Folgen schwerwiegend sein. Wichtig sei deshalb, die Menschen für dieses Angebot zu gewinnen. „Niemand spricht gerne über solche Beschwerden, weshalb wir generell sehr behutsam mit allen umgehen, die zu uns kommen“, so Backhaus. Zum Glück kennen die Mitarbeiter des Klosters die meisten schon länger. „Das hilft, denn der persönliche Kontakt baut Hemmschwellen ab.“
Sindy Burow und Catrin Räther sind Podologinnen, medizinische Fußpflegerinnen. Sie sind es, die den Betroffenen bei ihren Beschwerden maßgeblich helfen. „Füße haben es schwer“, sagt Sindy Burow. Sie ist 35 Jahre alt, lacht viel und strahlt Geborgenheit aus. „Gerade im Winter bekommen sie oft zu wenig Luft und Pflege.“ Die beiden Frauen wollen nicht nur in einer Praxis arbeiten, sondern sich auch für Menschen in Not engagieren. Vor Kurzem wurde das Team um fünf weitere Fußpflegerinnen erweitert, unter ihnen auch Lucie-Marie Wirth. Sie verzichtet wie alle anderen auf ein Gehalt. Das dafür eingeplante Geld „spenden“ die Frauen für weitere medizinische Anschaffungen. Ihr Engagement wird für ein Jahr von der GESOBAU-Stiftung unterstützt.
„Geschundene Füße sind besonders anfällig für alle möglichen Krankheitserreger“, sagt Sindy Burow. „Infolge mangelhafter Pflege können sich sogar offene Wunden bilden, die sich schnell zu einem größeren medizinischen Problem entwickeln.“ Manchmal sind dann auch die Beine und andere Körperteile betroffen. Damit das gar nicht erst passiert, kommen Sindy Burow, Catrin Räther und Lucie-Marie Wirth in Zukunft einmal in der Woche ins Franziskanerkloster.