Es sind nur wenige Jahre her, seit dem Bekehrungserlebnis von San Damiano. Franziskus hat mittlerweile eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten um sich geschart. Diese bettelnde und predigende Truppe findet nur wenig Verständnis bei den Bürgern Assisis. Um dem Gespött seiner Umgebung zu entfliehen, zieht er sich mit seinen Gefährten zurück in die Bergeinsamkeit von Poggio Bustone. Denn auch an Franziskus selbst nagen immer noch Zweifel, ob er die richtige Lebensweise für sich und seine Gefährten gewählt hat.
Im Gebet und der Meditation erhellen und klären sich seine Zweifel mehr und mehr. Es ist Gott selbst, so berichten seine Biographen, der ihm Vergebung zusichert und ihn in seiner Lebensweise bestärkt. Franziskus hat nun Frieden mit sich selbst und ist zuversichtlich, dass er sich auf dem richtigen Weg befindet.
Die Überlieferung berichtet, dass Franziskus, als er nach Poggio Bustone kam, die Menschen dort mit „Buon giorno, buona gente“ begrüßt habe. Diese Grußformel hat sich bis in unsere Tage erhalten.
Zuflucht und der Vergewisserung
Auf Anhieb sticht die herrliche Lage der Einsiedelei ins Auge. Auf der einen Seite der Blick über die Häuser von Poggio Bustone ins Rieti-Tal, auf der anderen eine wild-romantische Berglandschaft. Franziskus hatte offenbar auch ein Auge dafür, wo die schönsten Flecken zu finden waren, die zum Verweilen einladen. Aber wie kam er dazu, sich in dieser zwar wunderschönen, aber doch auch „gottverlassenen “ Gegend niederzulassen? Was trieb ihn immer wieder in dieses Tal mit seinen verschiedenen Einsiedeleien an den Berghängen, die so etwas wie seine zweite Heimat werden?
Eine Antwort findet man im Sommer des Jahres 1208. Zwei Jahre war es her, dass Franziskus sich von seinem Vater losgesagt hatte. Damit hatte er sich einen „Schritt“ auf Gott zubewegt; doch gleichzeitig war es auch ein Schritt ins Abseits. Er war zum Gespött der Menschen geworden, und kaum jemand in Assisi hatte Verständnis für seinen neuen Lebensweg. Das wurde auch nicht besser, als sich ihm die ersten Gefährten anschlossen. In der Dreigefährtenlegende heißt es: „Wenn sie aber in der Stadt um Almosen bettelten, gab ihnen kaum jemand etwas, sondern man machte ihnen Vorwürfe und sagte, sie hätten ihren Besitz aufgegeben, um fremden zu verzehren; und so litten sie größte Not.“
Dies war wohl die Situation, die Franziskus und seine fünf Gefährten veranlasste, im Sommer 1208 Assisi und seine Umgebung zu verlassen. Im Herbst desselben Jahres sehen sie das Rieti-Tal und Poggio Bustone zum ersten Mal.
Der Überlieferung nach begrüßte Franziskus die Menschen in Poggio Bustone mit den Worten „Buon giorno, buona gente“ („Guten Tag, gute Menschen!“). Dieser Gruß ist den Menschen so nachhaltig im Gedächtnis geblieben, dass bis heute am Fest des heiligen Franziskus ein „Herold mit einem Tamburin“ von Haus zu Haus geht, um die Menschen mit diesen Worten zu grüßen und so an Franziskus zu erinnern.
Frieden und die Vergebung der Sünden
Mit Poggio Bustone verbinden sich zwei Worte, die im Leben von Franziskus eine große Rolle spielen: Sündenvergebung und Frieden. Franziskus hat seine Vergangenheit zeitlebens zu schaffen gemacht. Wie würde Gott sein früheres Leben, sein „Leben in der Welt“, als er „noch in Sünden war“, beurteilen? Hier in der Einsiedelei von Poggio Bustone, so weiß die Legende, erfährt er die Zusicherung Gottes, dass seine „Jugendsünden“ vergeben sind: „Eines Tages, als Franziskus in der oberen Einsiedelei von Poggio weilte und dort mit Bitterkeit an seine früheren Sünden zurückdachte, wurde er vom Heiligen Geist mit himmlischer Freude erfüllt, denn es wurde ihm die Gewissheit gegeben, dass alle seine Sünden ihm voll und ganz vergeben seien.“
Außerdem erhält Franziskus an diesem Ort Gewissheit über seine Zukunft und seinen Auftrag, wie Thomas von Celano berichtet: „Und so kehrte er freudig zurück und sagte zu den Brüdern: ‚Habt Mut, Geliebteste, und freut euch im Herrn und lasst euch nicht traurig machen, weil wir scheinbar nur wenige sind! (…) denn so ist es mir vom Herrn gezeigt worden: Zu einer sehr großen Schar wird uns Gott anwachsen lassen und bis an die Grenzen der Erde uns mehren und ausbreiten‘.“ Aus dem Zufluchtsort wurde so ein Ort mit neu gewonnener Perspektive.
Auch das Wort vom Frieden, das für Franziskus eine so große Rolle spielt, hat in Poggio Bustone eine Verankerung. Am Hang neben Kloster und Kirche liegt der „Tempel des Friedens“, ein Denkmal zu Ehren des Friedensstifters Franziskus. Es trägt die Inschrift: „Friedenstempel“. Im Winter 1209 ging der heilige Franziskus von diesem Berg fort. Er rief seine ersten sieben Gefährten zu sich und sagte: ‚Geht, Allerliebste, zu zweit in die verschiedenen Teile der Welt und verkündet den Menschen den Frieden‘.“
Wo Franziskus dem Teufel trotzte
Das Kloster, in drei verschiedenen Epochen erbaut, ist nur teilweise zugänglich. Ein kleiner Gang aus dem 13. Jahrhundert führt zur alten, ursprünglichen Kirche. Weitere Räumlichkeiten zu ebener Erde stammen aus dem 14. Jahrhundert, während das erste Stockwerk im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Szenen aus dem Leben von Franziskus und eine Madonna aus dem 15. Jahrhundert zieren den Kreuzgang.
Zum „unteren Heiligtum“, den Resten einer alten Benediktiner-Einsiedelei, gelangt man über den Kreuzgang und eine Treppe nach unten. Hinter einem einfachen Holzaltar ist dort ein Bild von Jakobus dem Älteren zu sehen. Ein schlichtes Holzkreuz erinnert an die Anfangszeit der Brüder in Poggio Bustone.
Am schon erwähnten Friedensdenkmal vorbei führt ein steiniger Pfad bergauf in das „obere Heiligtum“. In den kleinen Kapellen am Wegesrand sind Szenen lokaler Wundererzählungen dargestellt. Nach einer halbe Stunde erreicht man einen kleinen Hügel mit einem Kreuz – und steht vor einem Abgrund. Der Teufel soll hier versucht haben, Franziskus in die Tiefe zu stürzen. Ganz am Ende des Weges befindet sich das Heiligtum, das aus zwei Grotten besteht. Nach alter Tradition pilgern viele Menschen der Umgebung am zweiten Ostertag zu diesem heiligen Ort.
Trotz seiner schönen Lage und der Bedeutung für Franziskus selbst wurde Poggio Bustone nie dieselbe Aufmerksamkeit wie Greccio oder La Verna zuteil. Aber für Franziskus und seine ersten Brüder war es sehr bedeutsam, nach den Erfahrungen von Assisi hier einen Ort der Zuflucht und Vergewisserung zu finden und erstmals für kurze Zeit den Traum vom wahren Leben verwirklichen zu können.
Wollte etwas über den Ort Poggio Bostone bzgl. des Hl. Franziskus wissen und bin fündig geworden. Es freut mich dass dieser Ort für den Heiligen selbst eine so positive und erbauende Erfahrung werden konnte und dass er dort Stärkung und Mut fand weier zu gehen.
Wenn alles gut geht werde ich diesen Ort evtl. im nächsten Jahr selbst besuchen können.
Ich bedanke mich für den gut formulierten Artikel und die wichtigen Informationen.
H. Heintel