Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
In einer unserer Münchener Straßen stehe ich vor einem japanischen Laden. Seit einem Besuch in diesem uns so fernen und fremden Land bin ich bekennender Fan Japans.
Vor dem Geschäft denke ich an „Clouds“ – irgendwie, so kommt es mir vor, leben wir doch alle und vielleicht seit Corona verstärkt in persönlichen Blasen oder Wolken.
„Clouds“ sind uns als Ablagen für Informationen, Dateien, Fotos vertraut. Die Ablagen-Clouds sind Schutzbereiche für Informationen, die ich gut aufbewahrt wissen möchte.
Aber, so denke ich, „Clouds“ heißt doch im Englischen „Wolken“ und: Wolken sind durchlässig, nicht kompakt. Ich befürchte, dass wir diese notwendige „Durchlässigkeit“ verlieren und, dass sich ein gewisses Denken, Handeln und Verhalten, wie in Clouds verstärkt, mehr nebeneinander, parallel, als miteinander. Man genügt sich in den je eigenen Milieus, man ist zufrieden, wenn der Alltag, der schon an sich schwer genug ist, nicht noch gestört wird von anders-Denkenden, anders-Empfindenden, anders-Seienden. Schnell urteilt man über diese oder jene und grenzt sich ab.
Im Alltag wird mir das deutlich in den Begriffen von Höflichkeit, Zuvorkommen, Achtung; Begriffen, die aus meiner Kindheit und Jugend vor gut 50/55 Jahren stammen. Sie haben zu tun mit Wahrnehmen von Situationen und Reagieren darauf, Achtsamkeit. Und ich befürchte, auch ich bin manchmal in meiner Cloud, in der ich mich eingerichtet habe, gefangen – was interessiert mich über den Rahmen meines Alltags, meiner Aufgaben, meiner Freunde hinaus? Und: bin ich bereit, Zeit und Kraft dafür zu investieren, meine Cloud zu verlassen?
Clouds können als sichere Ablage für Informationen und Fotos sinnvoll und wichtig sein – als gesellschaftliches Prinzip taugen sie nichts. Wir dürfen nicht verlernen, aufeinander zuzugehen, aufeinander zu hören und miteinander nach Lösungen für die Probleme zu suchen, die uns in Gesellschaft und Kirche bewegen.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.