08.06.2020 Stefan Federbusch ofm

Deutsch-niederländisches Waldbaden

Treffen der beiden Provinzleitungen, am 2. und 3. Juni in Ohrbeck

In ihrer Freizeit besuchten die Brüder der beiden Provinzleitungen gemeinsam den Baumwipfelpfad in Bad Iburg.
Bild von Stefan Federbusch ofm.

Am 2./3. Juni 2020 trafen sich die Provinzleitungen der Deutschen und der Niederländischen Franziskanerprovinz in Haus Ohrbeck bei Osnabrück. In ihren jeweiligen Ländern finden sich ähnliche Situationen: in einer zunehmend säkulareren Gesellschaft spielen Kirche und Orden eine immer geringere Rolle. Die Zahl der Brüder sinkt massiv. In den Niederlanden leben noch rund 75 Franziskaner, von denen nur noch 9 unter sechzig Jahren sind. In Deutschland sind es etwa 250 Brüder, von denen 13 unter fünfzig und 68 unter sechzig Jahren sind.

Themen des Austausches waren das gemeinsame Noviziatsprojekt in Kilarney (Irland), die Frage der Ausbildung insgesamt, Möglichkeiten von Treffen und Vernetzung der jüngeren Brüder, Aspekte der Internationalität (Chancen und Grenzen des Mitlebens und der Mitarbeit von Brüdern aus außereuropäischen Provinzen) sowie erste Erfahrungen des Projektes in Den Bosch. Dort leben aktuell sechs Franziskaner, ein Kapuziner, zwei Klarissen sowie ein Ehepaar des OFS gemeinsam in einem Haus. Die Provinzleitung der niederländischen Provinz berichtete auch von dem derzeitigen Prozess, die rund 50 Brüder der belgisch-flämischen Provinz zu integrieren. Dies ist notwendig, da es sich nahezu ausschließlich um ältere Brüder handelt, die sich nicht mehr eigenständig verwalten können. In mittelfristiger Perspektive wird es diesbezüglich vermutlich eine stärkere Kooperation zwischen niederländischer und deutscher Provinz geben.

Ursprünglich war neben dem Austausch eine Exkursion zum Augustaschacht geplant, in dem eine Ausstellung über die Zwangsarbeiter im II. Weltkrieg informiert. Unter den Zwangsarbeitern befanden sich auch viele aus den Niederlanden. Da die Ausstellung aufgrund von Corona aber noch geschlossen ist, besuchten die Brüder der beiden Provinzleitungen als kleinen abendlichen Freizeitteil in Bad Iburg den 600 m langen Baumwipfelpfad. Er ist entstanden als Teil der Landesaustellung 2018. Zurückgekehrt auf den Boden der Tatsachen testeten die Brüder noch den neuen Trend des Waldbadens. Sie hätten es bei bestem Wetter nach dem abendlichen Gebet in der „Mutter Natur“ mit dem Lobpreis des Schöpfers durchaus noch etwas länger ausgehalten, aber die Brüder der Kommunität in Ohrbeck hatten bereits den Grill angeworfen und warteten im Innenhof des Bildungshauses auf das gemeinsame Zusammensein.


2 Kommentare zu “Deutsch-niederländisches Waldbaden

  1. Die im Artikel genannten Zahlen zu den Mitbrüdern macht mir Angst. Da hilft es auch nicht, wenn der Eine oder die Andere sagt, dass in der kleineren Brüderzahl auch eine Chance liegt. Ich sehe das völlig anders. So viele Aufgaben, z.B. in der Seelsorge, können nicht mehr übernommen oder gehalten werden, weil es schlichtweg an Brüdern fehlt. Gerade heute wäre die Arbeit der Franziskaner in Pfarreien ein ermutigendes Zeichen – eine Ermunterung zur Nachfolge Jesu (in welcher Form auch immer) und die Sorge um die Menschen.
    Die Idee einer „gemischten Kommunität“ aus Franziskanern, Kapuziner, Klarissen und Drittordensleuten gefällt mir ausserordentlich gut. Ob dies ein wegweisendes Modell für die Zukunft des Ordenslebens innerhalb der franziskanischen Familie ist, muss sich herausstellen. Aber als Projekt finde ich die Idee so gut, dass ich gern dabei gewesen wäre.

    1. Die Kirche leidet unter einem starken Glaubwürdigkeitsverlust durch die Skandale der letzten Jahre.Gerade darum glaube ich das ein gemeinsamer Weg der verschiedenen Orden und Laien gemeinsam zu mehr Transparenz und besserer Aufgabenbewältigung führen kann,wir brauchen eine stärkere Besinnung auf die urchristlichen Werte und gelebte Solidarität um den entgegen zu wirken ,aber nicht im stillen Kämmerlein sondern mitten in der Welt nehmen wir uns ein Beispiel an Franziskus, der keinen Bruch mit Eliten scheute um des Evangeliums Willen.

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