02.07.2021 Bruder Markus Fuhrmann

„Alles hat seine Zeit“

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Markus Fuhrmann

In dieser Woche gab es einen Abschied, mit dem eine Ära zu Ende ging: Mit der Niederlage gegen das englische Team und dem damit verbundenen frühen Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft endete am Dienstag im Londoner Wembley-Stadion die Amtszeit von Joachim Löw. Es war kein schöner Abschied. Nach 15 Jahren als Bundestrainer hätten sich Spieler wie Fans einen glanzvolleren Abschluss von Löws sportlicher Karriere gewünscht. Nach dem Erreichen des Weltmeistertitels bei der Fußball-WM 2014 in Brasilien waren dem Trainer und seinem Team nicht mehr viele Erfolge beschieden. Die Weltmeisterschaft 2018 geriet für die deutsche Mannschaft zum Desaster. Die jetzige EM verlief für Löw und sein Team nicht viel besser. „Wenn’s am Schönsten ist, soll man gehen“, sagt der Volksmund. Diesen Moment hat Jogi Löw in den Augen vieler verpasst.

„Alles hat seine Zeit“, heißt es im biblischen Buch Kohelet. Pflanzen und Ernten, Töten und Heilen, Weinen und Lachen, Schweigen und Reden, Krieg und Frieden… – „Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit“. Nichts bleibt ewig. Es ist eine Kunst den Kairos, den rechten Augenblick für ein Handeln zu erkennen und zu nutzen. In besonderer Weise gilt dies wohl für das Abschiednehmen, für das Loslassen von einer Aufgabe, von einem Ort oder erst recht für das Loslassen-Müssen von Menschen. Es bedarf der Gabe der Unterscheidung und der Gabe des Mutes, das für richtig Erkannte auch wirklich zu tun.

Abschiednehmen ist eine Kunst, die gelernt und geübt sein will. Zu einem verantwortungsvollen Abschied gehört eine gute Vorbereitung, ebenso Würdigung und Dank für das, was im Miteinander gelungen ist und ein ehrlicher Blick auf das, was unvollkommen blieb.

Und schließlich braucht es die persönliche Einsicht, dass es in meinem Leben im Letzten nicht um mich geht, sondern um viel mehr und viel Größeres. Wer das beherzigt, kann gut und rechtzeitig loslassen und Abschied nehmen.


Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
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