12.08.2022 Bruder Thomas Abrell

Am Ende der Ressourcen

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Thomas Abrell

„Am Ende des Geldes ist noch so viel Monat übrig“, heißt es manchmal es etwas flapsig. Ähnlich müsste es heißen: „Am Ende der Ressourcen ist noch so viel Jahr übrig“. Dieses Jahr sind das immerhin gut 5 Monate. Am 28. Juli war Erdüberlastungstag.

Es ist also wieder so weit, ab sofort leben wir auf Pump der nachfolgenden Generationen. Wir haben die Ressourcen aufgebraucht, die uns für dieses Jahr zur Verfügung standen. Aber im Unterschied zum leeren Konto spüren wir davon wenig.

Und so kommt es, dass diese Nachricht unter allen anderen Schlagzeilen so gut wie unterging. Da geht es eher um die Sorgen, die der Krieg und andere Katastrophen mit sich bringen, und was das für den Geldbeutel der Menschen bedeutet. Eine Schlagzeile lautete deshalb auch „Tankrabatt, 9-Euro-Ticket, Heizkostenzuschüsse, Bürger sollen entlastet werden!“ Doch wer entlastet die Erde, unser aller Zuhause? Wer macht sich bewusst, dass unsere Erde nur begrenzte Ressourcen beispielsweise in Form von Energie zur Verfügung stellen kann?

Energiesparen wird zwar angedeutet, doch das Heulen geht schon los, wenn es nur darum geht, die Heizung um 1 Grad runterzudrehen – übrigens 1 Grad weniger spart ca. 6 % an Heizkosten. Der Verzicht auf den Bleifuß auf den Autobahnen scheint einem Freiheitsentzug gleichzukommen – wer hat schon mal nachgerechnet, um wie wenig sich die Reisezeit verlängert, wenn man 130 statt 160 km/h als Geschwindigkeit zum Ziel hat – nur zwei Beispiele.

In meiner Studentenzeit war Energiesparen eines der großen Themen. Das ist schon ein paar Jahre her. Es ist also nicht neu, dass Energie begrenzt ist. Daran ändert auch die vermehrte Nutzung der erneuerbaren Energien nichts, denn auch die sind nicht beliebig ausbaubar. Doch all das wird gerne ausgeblendet. Jetzt kommt das Thema wieder, auch wenn eher von oben verordnet als auf freiwilliger Basis.

Nachhaltigkeit hat mit bewusstem, sparsamem Umgang mit unseren Ressourcen zu tun und damit, dass sich unsere Erde immer wieder erholen und ihre Speicher auffüllen kann. Das gilt für Energie wie für sauberes Wasser wie auch für Lebensmittel. Dazu gehört auch, dass Ressourcen das kosten, was sie wert sind und ihr Preis nicht künstlich gedeckelt, aber auch nicht durch Spekulation und Gewinnmaximierung nach oben getrieben wird. Nachhaltigkeit geht nur, wenn alle ihren Beitrag dazu leisten, am besten nicht erzwungen, sondern auch freiwillig.


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