25.06.2021 Bruder Johannes Roth

Aufreger Regenbogen!

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Johannes Roth

In dieser Woche war er wieder einmal überall zu sehen – der Regenbogen, aber nicht am Himmel, weil Regen und Sonne zusammenkamen, sondern in den Medien und verschiedenen Illuminationen.

Die letzten Tage war der Regenbogen omnipräsent. Das Münchener Fußballstadion sollte zum Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn in den Regenbogenfarben erleuchten. Die Stadt München wollte damit ein Zeichen setzen für Toleranz und Gleichstellung.

Eigentlich sind dies auch die Werte der UEFA. So hat sie 2019 auf Twitter stolz verkündet, dass die EM 2020 ein Turnier für alle sein soll, und daneben war ein Regenbogen abgebildet.

2021 scheint dies aber nicht mehr zu gelten. Zuerst wurde überprüft, ob Manuel Neuer eine regenbogenfarbene Kapitänsbinde tragen darf, und dann wurde der Antrag zur Illumination des Stadions abgelehnt, weil die UEFA eine politisch und religiös neutrale Organisation sei.

Geht es hier nicht vielmehr um Menschenrechte als um Religion und Politik? Menschen werden in Ungarn aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert. Menschenrechte, Toleranz und Gleichstellung spielen dort eine untergeordnete Rolle, vor allem wenn es um die Rechte der LGBTQ+ Bewegung geht.

Die UEFA betont immer wieder ihren Einsatz für die Menschenrechte, aber die ungarischen Fans dürfen Teile der französischen Mannschaft mit Affenlauten verhöhnen. Das wird nicht verurteilt und untersucht. Sie scheint sich nur für die Menschenrechte einzusetzen, wenn es ihr nicht wehtut und weder finanzielle noch rechtliche Folgen zu befürchten sind. Es wäre ein starkes Zeichen gewesen, aber die UEFA verspielt mit dieser Entscheidung ihren letzten Rest Glaubwürdigkeit.

Das Thema ist durch die Ablehnung des Antrags größer geworden als erwartet und es folgte eine große Welle der Solidarität: In den sozialen Medien wurden unzählige Regenbögen gepostet und andere Stadien und Gebäude wurden in den Regenbogenfarben angestrahlt. Erfreulicherweise lassen sich viele Menschen nicht abschrecken, für Toleranz und Gleichstellung einzutreten, aber die UEFA hat ihre Chance vertan, schade!


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3 Kommentare zu “Aufreger Regenbogen!

  1. Hi, danke für den Beitrag. :-) Finde nur, es gäbe gute Gründe auch mal vor der eigenen Haustür (bzw Organisation) nachzusehen. Abgesehen von der (offiziellen) katholischen Kirche, bei der ich bei dem Thema nicht viel Hoffnung hab, wie sieht es in Ihrem Orden mit Diskriminierung von LGBTIQ aus? Würden Sie z.B. Trans*-Männer im Orden aufnehmen? Finde es gut, dass Sie für die Anerkennung von LGBTIQ schreiben, aber wenn es nur bei ein paar Regenbogen-Symbolen bliebe, die nichts kosten, fände ich das zu wenig.
    (Und by the way: wenn selbst die CSU, Frontex und die weltweit größten Rüstungskonzerne aktuell Regenbogenflaggen zeigen, frage ich mich inzwischen, was das Symbol überhaupt noch wert ist.)

    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar! Ja, da haben Sie recht. Ich nehme wahr, wie sich die Institution Kirche zu diesem Thema positioniert und heiße davon auch nicht alles gut. Das macht die Entscheidung der UEFA aber nicht besser. In meinem Kommentar, der aufgrund der Gattung schon nicht allumfassend sein kann, beziehe ich mich aber auf die Entscheidung der UEFA. In einem früheren Kommentar und in anderen Medien unserer Provinz setzen wir uns sehr wohl mit dieser Thematik auseinander und ringen damit. Dies zeigt, dass wir uns gegen Diskriminierung und für Toleranz einsetzen. Ich gebe Ihnen recht, dass es nicht immer nur bei Worten bleiben darf, aber es braucht sie auch, weil es auch eine Weise ist, Solidarität zu zeigen. Bleiben wir also gemeinsam auf dem Weg für mehr Toleranz und Gleichstellung.

    2. Da als Name nur KATER angegeben ist, kann ich auch nur sagen:

      Hallo Kater
      Zuerst gleich auf die Regenbogenflagge. Wie ich schon einmal an anderer Stelle geschrieben habe, ist der Regenbogen zuerst einmal das Symbol des Bundes zwischen Gott und den Menschen. Und wenn man dieses Zeichen auch noch so inflationär verwendet, es ändert nichts an seiner Bedeutung. Dass nun auch immer mehr Firmen – mit was für einem Ruf auch immer – die Regenbogenflagge verwenden, darf man ruhig als gutes Zeichen ansehen, denn dies zeigt, dass auch in der Wirtschaftswelt die Gleichberechtigung der bisherigen Randgruppen aus der LGBTIQ-Gemeinde angekommen ist. Ob allerdings auch ein bisschen das „Fähnlein nach dem Wind hängen“ mitspielt oder gar eine Möglichkeit mit dieser Gruppierung noch etwas mehr Geld zu verdienen, das lasse ich mal dahin gestellt sein.
      Zur anderen Frage. Dass man in der Ordenswelt inzwischen etwas entspannter mit dem Thema Homosexualität umgeht, ist in meinen Augen bereits ein grosser Fortschritt. Hier jetzt die Forderung nach Aufnahme von Transmenschen in die Orden zu fordern, wäre den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun. Aber denken wir diesen Schritt 2 einmal weiter. Was würde es bedeuten, eine Person mit männlichem biologischen Geschlecht in einen Frauenorden oder eine Person mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen in einen Männerorden aufzunehmen? Da es gegen die persönliche Integrität sprechen würde, diese Kandidaten dazu zu zwingen, sich die Geschlechtsmerkmale entfernen zu lassen / umformen zu lassen, bliebe ja lediglich die Variante mit dem „falschen“ Geschlecht (ich kann es jetzt nur so ausdrücken) in einen Orden einzutreten. Damit würde dann riskiert, dass das Wissen um das „Andersein“ der Brüder / Schwestern bzw. der Anblick der anderen Geschlechtsform – hier vor allem der weiblichen Brust gegenüber männlichen Ordensleuten – zu sexuellen Fantasien, zur Versuchung führen würde. Nicht umsonst gibt es ja Klausuren, nicht umsonst gibt es eine Trennung von Männern und Frauen der verschiedenen Orden, nicht umsonst haben Frauen auch in Frauenorden ihre Brüste nicht nur verdeckt, sondern auch eingebunden, damit sie niemanden ins „Auge springen“.

      Das wären jetzt meine ganz persönlichen Gedanken und Bedenken zum Thema, weshalb ich leider keine Mäglichkeit sehe, dass Transmenschen einem – ich nenne es jetzt einmal so – gegengeschlechtlichen Orden beitreten können. Vielleicht liege ich ja auch völlig falsch.

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