06.01.2023 Bruder Maximilian Wagner

„De mortuis nihil nisi bene“

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren die Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Maximilian Wagner

„Über Tote rede man nur gut“ („De mortuis nihil nisi bene“), ermahnt schon das lateinische Sprichwort eines griechischen Philosophen im 6. Jh. v. Chr.

Nun ist unser bayerischer Papst emeritus Benedikt XVI., alias Joseph Kardinal Ratzinger, an Silvester 2022 im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung im Vatikan gestorben.

In zahlreichen Nachrufen wurde in den ersten Tagen des neuen Jahres seiner gedacht und sein Lebenswerk überwiegend positiv, zum Teil aber auch kritisch bewertet.

Am Donnerstag wurde er beim Requiem im Petersdom verabschiedet und dann feierlich auf eigenen Wunsch dort in den Vatikanischen Grotten beigesetzt, wo bis vor Kurzem das Grab von Papst Johannes Paul II. war, für den er im April 2005 eine brillante Beerdigungsansprache gehalten und sich damit als dessen Nachfolger empfohlen hatte.

„Wir sind Papst“, hatte die BILD-Zeitung damals das Glücksgefühl der Deutschen plakatiert, dass einer aus ihrer Nation ins höchste Kirchenamt gewählt wurde. „Wer glaubt, ist nicht allein“, war das Motto, als Papst Benedikt 2006 seine Heimat besuchte.

Jedenfalls hat er Geschichte geschrieben und wird in die Annalen eingehen als zweiter deutscher Papst (nach Hadrian VI. im 16. Jh.) und als zweiter Oberhirte der Kirche (nach Cölestin V. im 13. Jh.), der auf sein Amt verzichtete.

Er wird in Erinnerung bleiben als „Mozart der Theologie“, weil er als Professor und langjähriger Leiter der Glaubenskongregation ein umfangreiches Fachwissen hatte, allzeit druckreif zu reden verstand und ein reiches theologisches Vermächtnis hinterlässt, das die Welt noch lange beschäftigen wird.

Was die Kritik zu seinem Leben angeht, wurde schon genug geschrieben. Ich halte mich dezent an das eingangs zitierte Sprichwort.


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
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