01.12.2023 Bruder Johannes Roth

Wachsender Antisemitismus

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Johannes Roth

Seit dem Massaker der Hamas am 07. Oktober zeigt sich auch in unserem Land wieder verstärkt Antisemitismus. Jüdische Menschen fühlen sich bei uns nicht mehr sicher.

Neben den Sorgen um die Entwicklungen im Heiligen Land und den Geiseln treibt mich seit dem Massaker der Hamas auf die israelische Bevölkerung der wachsende Antisemitismus um. Ja, er war eigentlich immer noch da, aber nun tritt der versteckte und überwunden geglaubte Antisemitismus öffentlich und offensiv zu Tage. Es ist weit gefehlt, dies allein auf den muslimischen Antisemitismus zu reduzieren. Nein, es gibt auch den deutschen Antisemitismus und er ist stärker, als wir ihn uns vielleicht vorstellen.

Seit dem Massaker der Hamas fühlen sich Jüdinnen und Juden nicht mehr sicher in Israel. In dem Land, das ihnen nach der Erfahrung der Shoah Sicherheit bieten sollte. Dieser Tag wird dem jüdischen Volk leider noch lange in Erinnerung bleiben. Und ausgerechnet auch in unserem Land, in dem Land, das verantwortlich ist für die Shoah, können jüdische Menschen sich nicht mehr angstfrei bewegen: Sie ziehen keine Kippa auf, reden kein Hebräisch auf der Straße und schicken ihre Kinder nicht mehr in die Schule oder in den Kindergarten. Sie fühlen sich hier nicht mehr sicher. Solidaritätsbekundungen wie „Nie wieder jetzt“ und einfach nur Worte reichen nicht mehr aus. Wir müssen sie mit Taten füllen.

Aktionen wie das diese Woche erfolgte, aber zu späte Geständnis von Gil Ofarim, der einen Hotelangestellten im Jahr 2021 fälschlicherweise des Antisemitismus beschuldigt hat, sind im Kampf gegen Antisemitismus leider nicht förderlich und wurden zu recht stark kritisiert, auch vom Zentralrat der Juden. Er hat damit allen Schaden zugefügt, die von Antisemitismus betroffen sind und dem auch Vorschub geleistet.


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Jede Woche auf franziskaner.de


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