Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
„Es geht darum, nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen.“ Diesen Satz hat Dietrich Bonhoeffer bereits im April 1933 gesagt. Den Christen beider Konfessionen hat er 1935 entgegengehalten: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.“ Rückzug in den Innenraum der Kirche war für ihn nicht zu verantworten.
Wer sich heute umsieht, muss erkennen: Die Glut des Antisemitismus ist keineswegs erloschen. Seit dem brutalen Überfall der Hamas auf Israel sind in unserem Land über 2.300 antisemitisch motivierte Straftaten begangen worden. Der Boden, auf dem die Gewaltbereitschaft wächst, ist unter anderem die Verrohung der Umgangssprache. Hassreden, Lügen, Diskriminierungen gegen Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihres Geschlechts, ihrer sozialen Zugehörigkeit gehen massenhaft durch die Medien.
Dazu kommt die geopolitische Lage. Die soziale Ungerechtigkeit in unserem Land und weltweit nimmt zu. Die Wahlaussichten für 2024 sind besorgniserregend. In den Konflikten zwischen Russland und der Ukraine und im Nahen Osten zeigen sich keine Hoffnungsschimmer. Sind wir machtlos?
Gewiss ist mein persönlicher Handlungsspielraum klein, aber ich kann mir frei meine Meinung bilden, ich kann denken, sagen und tun, was ich richtig finde. Mir imponiert der Satz, den Viktor Frankl, der jüdische Psychiater, sagte, als er gefragt wurde, wie er das Konzentrationslager überlebt habe: „Man kann einem Menschen alles nehmen, mit einer Ausnahme: Die letzte Freiheit, seine Haltung in jeder Situation selbst zu wählen.“
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de
Vielen Dank für diesen Kommentar! Der letzte Satz erinnert mich an das Wort von Hannah Arendt: „Es gibt keine Pflicht zu gehorchen.“ Mehr braucht es eigentlich nicht…