Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Es ist schon eine Zeit her, als der Slogan galt: „Weniger ist mehr“. Also weniger an Konsum ist mehr Lebensqualität. Stimmt ja auch. Wer auf die Jagd nach „immer mehr“ verzichtet, wer zufrieden ist mit dem Smartphone der vorletzten Edition und mit einem Urlaub im Nahbereich, wer sich nach Möglichkeit zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit den Öffentlichen bewegt, hat gewiss eine höhere Lebensqualität als jene, die sich gegenseitig mit dem Neuesten und Teuersten überbieten.
Aber mal ehrlich: weniger ist eben doch weniger. Mir wird das bereits jetzt im September bewusst. Es ist kälter geworden, in manchen Regionen hat die Heizperiode schon begonnen. Die Gasspeicher, so versichert der Wirtschaftsminister, sind zu 90 Prozent gefüllt. Das beruhigt die Gemüter. Gleichzeitig wissen wir genau: Es wird teuer in diesem Winter. Und viele machen sich Sorgen, ob sie genug Geld haben, um den Strom und das Gas zum Kochen und Heizen zu bezahlen. In ihren Ohren könnte der Slogan „Weniger ist mehr“ geradezu zynisch klingen. Weniger ist rechnerisch eben doch weniger.
Ich wünsche mir einen Staat, der in dieser kritischen Situation zuerst an die vielen denkt, die „weniger“ bis „zu wenig“ haben, um durch den Winter zu kommen. Es sind die Arbeitslosen, die Alleinerziehenden, jene, die Mindestlohn empfangen oder von der Grundsicherung leben müssen. Sie brauchen dringend Hilfe, und zwar mehr als die anderen.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der die Wohlhabenden, die nicht hungern oder frieren müssen, Solidarität zeigen. Also Mut zum „weniger“: Die Heizung zwei Grad runterdrehen, dafür mehr Pullover tragen, sparsamer kochen, mit Lebensmittel nachhaltig umgehen … Es gibt viele Möglichkeiten. Also: Weniger jammern und mehr Solidarität!
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
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