Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Nun also ist sie da, die neue politische Situation in Afghanistan. Ob so schnell erwartet oder nicht vorhersehbar, ob verkalkuliert oder falsch eingeschätzt, das bleibt dahingestellt, wer will das heute beantworten? An erster Stelle steht nun, ob die zugesagten Hilfen – nicht zuerst finanzieller Art, sondern humanitär – eingehalten und verwirklicht werden.
Die Fragen, die sich angesichts der dramatischen Ereignisse auf dem Flugplatz von Kabul und auf dem Weg dorthin stellen, sind: Kann die deutsche Bundesregierung ihr Versprechen einhalten, die Bundesbürger und die sogenannten „Ortskräfte“, die sich für uns in den Dienst haben nehmen lassen, in geordneten Bahnen aus Kabul auszufliegen?
Werden die Verhandlungen in Doha zu Gunsten all jener geführt, die mit den westlichen Verbündeten zusammengearbeitet haben und nun angesichts der Bedrohung ihres Lebens ein Recht darauf haben, aus Afghanistan gebracht zu werden?
An diesen Fragen wird sich entscheiden, ob die Bundesregierung Wort halten wird und sich als verlässlich erweist. Deutsche Verlässlichkeit darf sich nicht nur in Worten, sondern muss sich in Verhandlungsgeschick und Taten zeigen. Afghanen haben an der Seite des Westens in vielen verschiedenen Bereichen gearbeitet, weil sie spürten, dass sich seit dem Jahr 2001 eine einmalige Chance aufgetan hat, ihr Land neu zu gestalten – und diese Chance wollten sie nutzen. Dafür gingen sie Risiken ein und setzen ihr Leben aufs Spiel. Das Gebot der Stunde heißt: sie nicht zurückzulassen in einem Afghanistan, das wieder von den Taliban beherrscht wird. Meinen wir Deutschen es ernst mit diesem Land?
Kritischen Stimmen, die gleich wieder ein 2015 am Horizont heraufbeschwören, sei gesagt: machen wir die Türen auf für einige Tausende Afghanen, um sie bei uns willkommen zu heißen. Das sind wir diesen Menschen schuldig!
Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
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