Stefan Federbusch ofm

27 Elemente franziskanischer Spiritualität: 21. Persönlich und gemeinschaftlich umkehren

Das Kleid eines Büßers. In der Kirche San Francesco wird das Ordenskleid des Hl. Franziskus aufbewahrt. In diesem Kleid zog der Poverello predigend durch Umbrien. Bild von Archiv Deutsche Franziskanerprovinz.

Die Berufung von Franziskus war es, das Evangelium (griech. = gute Nachricht) zu leben. Bedingt durch die Vielfalt des Evangeliums ist es immer nur möglich, bestimmte Aspekte hervorzuheben und in eine bestimmte Lebensweise umzusetzen. Die Spiritualität (spiritus: latein. = Geist) eines Menschen oder einer Gruppe von Menschen ist daher geprägt von dem Blickwinkel, von dem er bzw. sie auf das Evangelium schaut und von den Erfahrungen, die sein bzw. ihr Leben geprägt haben.

Da auch das Leben und Wirken von Franziskus äußerst vielfältig und vielschichtig ist, beschränkt sich die Darstellung auf einige wesentliche Grundzüge seiner Spiritualität sowie kurzer Hinweise auf Bestandteile einer franziskanischen Spiritualität heute.


In 27 Elementen reflektiert Bruder Stefan Federbusch die franziskanische Spiritualität und ihre konkrete Umsetzung. Das 21. Element franziskanischer Spiritualität betrachtet die Umkehr, die Buße. Für Franziskus heißt das, den Blick auf das Ziel zu richten, auf Christus und sein Evangelium.

27 Elemente franziskanischer Spiritualität

21. Persönlich und gemeinschaftlich umkehren (Buße)

Am Ende seines Lebens hat Franziskus in seinem Testament sein Ideal in den Worten zusammengefasst: „So hat der Herr mir, dem Bruder Franziskus, gegeben, das Leben der Buße zu beginnen“ (Test 1). Als die ersten Brüder auf ihren Predigtzügen gefragt wurden, wer und was sie seien, antworteten sie schlicht und einfach: „Büßer aus der Stadt Assisi“ (Gef 37). Evangelische Vollkommenheit bedeutet für Franziskus, „im wahren Glauben und in der Buße aus(zu)harren“ (NbR 23 ,7). Gott allein wird zur Mitte seines Lebens. „Nichts anderes wollen wir darum ersehnen, nichts anderes wünschen, nichts anderes soll uns gefallen und erfreuen als unser Schöpfer und Erlöser und Heiland“ (NbR 23,9).

Zunächst geht es Franziskus um die persönliche Buße als Form der Umkehr, um eine existentielle und immer wieder neu einzuübende Grundhaltung Gott und den Menschen gegenüber.

Dazu lädt er alle Menschen ein. Das Mittel, das Franziskus für seine Verkündigung wählt, ist die Bußpredigt (vgl. 1/2 Kust I6). Alle Menschen und auch die ganze Schöpfung sollen im Sinne der biblischen „metanoia“ umkehren zu Gott und ihn als Schöpfer, Erlöser und Retter anerkennen. In der Nichtbullierten Regel (NbR 21) findet sich eine Vorlage, wie die Brüder eine solche Bußpredigt halten sollen. Dieser Bußruf („exhortation“), der auch von Laien vollzogen werden konnte, ist zu unterscheiden von der Bußpredigt („praedicatio“), die als Verkündigung der kirchlichen Lehre den Amtsträgern (Bischöfe, Priester und Diakone) vorbehalten war. Der Bußruf (die „Exhorte“) war volkstümlich auf das praktische Leben ausgerichtet, fand auf Straßen und Plätzen statt, entsprang spontan dem Herzen und nahm oft die Form eines Liedes an.

Persönlich und gemeinschaftlich umkehren (Buße) Heute:

  • Volkstümliche Ansprache
  • Einladung zur persönlichen Umkehr und Erneuerung
  • Kreative Gestaltung
  • Hinwendung zu den „Kirchenfernen“
  • Reflexion des eigenen Lebens(stiles)
  • Neuorientierung auf das Reich Gottes hin
  • Benennung ungerechter Systeme und „struktureller Sünden“

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