04.10.2023 Bruder Maximilian Wagner

Gedanken zum Franziskusfest

Gute 10 Jahre ist unser Papst mittlerweile im Amt. Mit seiner Namenswahl Franziskus hat er viele Hoffnungen auf mutige Veränderungen innerhalb der Weltkirche geweckt, sich ein anspruchsvolles Pontifikat vorgenommen und es geschafft, die Botschaft seines Namenspatrons Franz von Assisi aktuell in unsere heutige Zeit zu übersetzen.

Ich denke dabei an sein Regierungsprogramm in „Evangelii gaudium“ (2013), in dem er dem franziskanischen Urauftrag „Stelle mein Haus wieder her!“ gerecht werden will und bekundet, dass ihm eine ‚verbeulte’ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber sei als eine Kirche, die krank ist und sich aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit an die eigenen Sicherheiten klammert (EG 49).

Mir fällt die Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ (2015) ein, die angesichts des dramatischen Klimawandels dringend ein zeitnahes Umdenken im Umgang und in der Verantwortung mit dem gemeinsamen Haus der Schöpfung einfordert.
50 Jahre nach Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils setzt er den Impuls, 2016 als Jahr der Barmherzigkeit zu gestalten: „Seid barmherzig wie euer Vater im Himmel!“ (Lk 6, 36) und damit noch inniger Jesus Christus nachzufolgen.

Mir kommt die Enzyklika „Fratelli tutti“ (2020) in den Sinn, in der er 800 Jahre nach der legendären Begegnung von Franz mit dem Sultan 1219 darauf hinweist, wie wichtig es ist, dass wir uns alle jenseits aller Religionen und Konfessionen als Kinder Gottes und daher als Geschwister verstehen lernen.

Papst Franziskus überrascht immer wieder durch symbolische Gesten und Zeichenhandlungen, die in unzähligen Cartoons und Karikaturen von Gerhard Mester aus Wiesbaden und anderen verewigt werden: er zieht als Oberhaupt nicht in den vatikanischen Palast, nicht in die „rocca maggiore“, sondern bleibt im Gästehaus Santa Marta, gleichsam in der Ebene wohnen; er schafft das mit Panzerglas gesicherte Papamobil ab und wagt sich ganz nahe an die Menschen heran; er lebt eine arme Kirche für die Armen vor, indem er sich für die „Aussätzigen seiner Zeit“, die Obdachlosen in Rom und die Flüchtlinge in Lampedusa einsetzt.

San Francesco / Papa Francesco. Bildcollage, Deutsche Franziskanerprovinz 2018

Gerade darin ähnelt Papst Franziskus seinem Namenspatron Franz, der ebenfalls ein Meister der Symbole und Riten war. Franz von Assisi liebte dramatische Gesten und symbolische Inszenierungen. Er bringt zum Ausdruck, was als Eindruck in ihm ist. Seine innere Haltung spiegelt sich in der äußeren Haltung, kommt in der äußeren Handlung zum Ausdruck. Als sinnenvoller Mensch lebte er aus einer reichen Innenwelt:

Etwas „Spielerisches“ hat der Kleidertausch. Häufig tauschte er seine reichen Gewänder mit denen der Armen. Ebenso hielt er es auf einer Wallfahrt nach Rom, wo er sich mit dem Fetzen eines Armen bekleidete und bei den Bettlern in der Vorhalle des Petersdomes niederließ (2 C 4).

„Nicht einmal die Hose behielt er zurück, vollständig entblößte er sich angesichts aller“, bemerkt Thomas von Celano (1 C 15), als er sich in Auseinandersetzung mit dem elterlichen Erbe mit seinem Vater überwarf, sich öffentlich auf dem Marktplatz von Assisi nackt auszog und alle seine Kleider dem Vater vor die Füße warf mit den Worten: „Von jetzt an habe ich nur mehr einen Vater, den im Himmel.“

Franz wählte für sich die Rolle der Gaukler und Hofnarren. Er war ein sehr emotionaler Mensch, sang gerne Lieder in seiner Lieblingssprache Französisch. Wenn er in Verzückung geriet, konnte er zwei Hölzer nehmen und wie auf einer Geige spielen (2 C 127).

Als er sich doch einmal dazu drängen lässt, die Schwestern in San Damiano zu besuchen, nimmt er sich Asche, streut einen Kreis um sich und etwas Asche auf sein Haupt und betet den Psalm 51 „Erbarme dich meiner, o Gott“, bevor er sich im wahrsten Sinne des Wortes schleunigst aus dem Staub macht (2 C 207).

Insbesondere beim Thema Armut setzte Franz Zeichen. Seine eigene Speise vermischt er mit Asche (1 C 51; Gef 15).

Als die Brüder in Greccio am Osterfest für seinen Geschmack gar zu üppig speisen, verlässt er sie, um als Bettler zurückzukehren, seinen Teller in die Asche zu stellen und zu sagen: „Jetzt sitze ich zu Tisch wie ein Minderbruder“ (2 C 61).

In seiner spontanen und intuitiven Art ging Franz aber weit hinaus über die bloße Wiederholung bekannter Riten und Rituale. In der Nachfolge Christi imitierte er Christus, indem er versuchte, sich in das Geheimnis Jesu einzufühlen und das in Szene zu setzen, was vom Herrn im Evangelium beschrieben ist.

Dazu inszeniert er insbesondere gegen Ende seines Lebens das, was Jesus mit seinen Jüngern getan und gefeiert hat. Als sein Sterben nahte, lässt sich Franz Brot bringen, segnet es und reicht jedem Bruder ein Stückchen davon. Er stimmt den Psalm 141 an, lässt sich das Evangelium von der Passion Jesu vorlesen, auf ein Bußgewand legen und mit Asche bestreuen, da er ja bald Staub und Asche werden sollte. Er ordnet an, ihn nach Eintritt des Todes so lange auf dem Boden liegenzulassen, „wie man braucht, um gemächlich eine Meile weit gehen zu können“ (1 C 110; 2 C 217).

Wenige Jahre vor seinem Sterben hatte er die Geburt Christi in Szene gesetzt und als lebendiges „Krippen-Spiel“ in Greccio Weihnachten gefeiert (1 C 84-87), dies wie selbstverständlich eingebunden in den Ritus der Eucharistie.

Was bewundere ich am hl. Franz von Assisi? Wo kann er mir heute ein Vorbild sein? Welche Szene aus seinem Leben würde ich gerne ins Heute übertragen und wie?

Allen einen schönen und gesegneten Franziskustag!


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