19.07.2021 Provinzialminister Cornelius Bohl

Geschwisterlich leben – Auf der Suche nach einem franziskanischen Lebensentwurf

Die Zeitschrift der Franziskaner - Sommer 2021

Titel der Zeitschrift Franziskaner, Sommer 2021
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Lebensentwurf. Dieser Begriff hat etwas Faszinierendes. Er weckt Gefühle aus jungen Jahren: Da schien es, als könne ich mein Leben selbstbestimmt und kreativ entwerfen und so nebenbei auch gleich noch die Welt verbessern. Andererseits spüre ich Skepsis und Widerstand. Im Lauf der Zeit wird deutlich, dass der eigene Lebenswurf nur einer von vielen ist – und nicht unbedingt der erfolgversprechendste. Der große Wurf der Jugend verheddert sich nach und nach im Alltag. Vor allem aber: Ich bin so oft gar nicht der große Lebenskünstler, der geniale Skizzen auf die unberührt weiße Leinwand wirft. Statt selbst schöpferisch zu gestalten, kann ich oft nur reagieren, muss mich mit Vorgegebenem arrangieren. Manchmal bin ich ein fremdbestimmtes Rädchen in den Entwürfen anderer.

Große Entwürfe sind selten geworden. Stattdessen herrscht in weiten Teilen der Gesellschaft ein ideologiekritischer Pragmatismus. Zugleich verunsichern globale Krisen und Fragestellungen, weltweite Migrationsbewegungen etwa, überwunden geglaubte Nationalismen, der drohende Klima- und Umweltkollaps, ein zunehmender religiöser Fundamentalismus, erschreckende Möglichkeiten modernder Kommunikationstechnologie oder auch die aktuelle Corona-Pandemie. Angesichts solcher Herausforderungen suchen Menschen nach Orientierung. Große alte Fragen stellen sich neu: Was führt solidarisch zusammen? Was ist gerecht? Was gibt Hoffnung? Was wollen wir eigentlich?

Entwürfe leben von großen Linien, von Zielen, Werten, Grundhaltungen. Sie haben stets das Ganze im Blick und darum manchmal eine Nähe zum Traum und zur Utopie. Ihre verändernde Kraft entfalten sie dort, wo sie in alltäglicher Lebensgestaltung konkret werden. Dann wird ein Entwurf zum Lebensentwurf und zum Lebensstil. Franz von Assisi steht seit 800 Jahren für große Inspirationen: Freude an Gott, universale Geschwisterlichkeit, Dialog und Versöhnung, Solidarität mit den Armen, einfaches Leben. Was das konkret heißt, muss jede Generation neu bestimmen. In mein persönliches Leben kann nur ich selbst es übersetzen.

Die vorliegende Ausgabe unserer Zeitschrift lädt ein zu dieser Suche nach einem franziskanischen Lebensentwurf heute mit Tiefe und Weite. Wir Brüder sind dankbar, wenn Sie sich mit uns auf die Suche machen.

Weitere Themen

  • Brasilien in der Pandemie. Corona und Bolsonaro: eine verheerende Kombination.
  • Spiritualität. Geistlicher Wegbegleiter.
  • Religiöse Feste. Schawuot und Pfingsten.
  • Das Kloster wird geschlossen. Franziskanische Genossenschaft in Wiedenbrück
  • Franciscans International. Menschenrechte gelten für alle und überall.
  • Kirchenaustritt? Pro und Kontra.
  • Myanmar. „Am Ende wird die Demokratie siegen“

Kostenlos erhältlich in allen Franziskanerklöstern und Häusern, im Direktversand an tausende Bezieher
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Provinzialat, Zeitschrift Franziskaner,
Sankt-Anna-Straße 19, 80538 München.
Tel.: 089 211 26-150, Frau Röckenwagner
eMail: zeitschrift@franziskaner.de


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