Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Morgen ist es so weit: die meisten Maßnahmen und Einschränkungen der Corona-Pandemie fallen. „Endlich!“, sagen die einen, „Um Gottes willen!“, die anderen.
„Freedom-Day“ – „Tag der Freiheit“. Haben wir ihn nicht alle ersehnt? Nach etwas mehr als zwei Jahren haben wir es geschafft: Die Maßnahmen der Corona-Pandemie werden auf ein Minimum reduziert. Darauf haben wir so lange gewartet. Aber große Freude und ein Gefühl der Freiheit mag sich bei mir angesichts der weiterhin hohen Inzidenzzahlen nicht so richtig einstellen. Nicht nur ich, sondern auch viele andere fragen sich, ob die Reduzierung der Maßnahmen nicht zu weit geht und zu früh ist. Für die einen ist es eine fragwürdige Entscheidung und für die anderen ein Anlass zur Freude. Es scheint für die Aufrechterhaltung der Maßnahmen keinen Grund mehr zu geben, denn die Belastung des Gesundheitssystems ist nicht mehr gegeben. Ich nehme bei vielen Menschen eine große Unsicherheit wahr, weil sie nicht wissen, was jetzt eigentlich noch gilt, wie sie sich verhalten sollen.
Sind denn Vorsichtsmaßnahmen, wie Hygiene-Regeln, Abstandhalten, Tests und das Tragen einer Maske in Innenräumen eine so große Einschränkung der Freiheit? Für viele Menschen scheinbar schon. Haben wir nun also unser „normales“ Leben zurück? Das Leben, wie wir es vor der Pandemie geführt haben? Ich glaube nicht, denn vieles hat sich seitdem verändert. Wir haben uns an viele Einschränkungen gewöhnt und halten sie vielleicht auch weiterhin für sinnvoll. Nun gilt es, sich wieder umzugewöhnen. Gelingt uns das so einfach? Wir müssen vielleicht erst wieder lernen, Nähe zuzulassen, Menschen die Hand zur Begrüßung zu geben, Menschen in den Arm zu nehmen und vieles mehr.
Aber die Mahnungen der Virologen hören im Unterschied zu den Maßnahmen nicht auf, denn die Pandemie ist noch nicht vorbei. Das Corona-Virus wird uns wohl noch länger beschäftigen, wir werden es nicht mehr los. Es ist also weiterhin Vorsicht geboten. Und jeder und jede hat die Freiheit, die Maßnahmen für sich selbst aufrechtzuerhalten: zum eigenen Schutz und zum Schutz der anderen. Diese Freiheit ist doch viel wert.
Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
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